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1831 - Requiem für den Smiler

Titel: 1831 - Requiem für den Smiler
Autoren: Unbekannt
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als auserwählte Welt entpuppte.
    Denn Gan-Bu-Ren konnte die Resonanzschwingungen des Bundes nicht mehr wahrnehmen. Für ihn hatte das ewige Schweigen begonnen, obwohl sein Körper noch voller Lebenskraft war. Aber sein Oork funktionierte nicht mehr. Obwohl es um ihn von Bund nur so wimmelte, konnte er dessen Resonanz nicht mehr vernehmen.
    Das war schlimmer als alles, was er sich vorstellen konnte.
    Nun wollte er auch nicht mehr weiterleben. Er hätte vor Eintreten dieses Versagens nie geglaubt, daß die innere Stille so quälend sein konnte, daß er lieber den Tod herbeisehnte, als damit zu leben.
    Aber er konnte nicht freudig auf seinen letzten Weg gehen. Er bedauerte immer noch, daß das Leben eines Eloundars so kurz war. Er hätte zu gerne erlebt, wie auf Lokvorth das Absolutum geschah.
    Gan-Bu-Ren wartete dennoch voller Ungeduld und in quälender Stille darauf, daß die Funksperre aufgehoben wurde. Als es endlich soweit war, setzte er folgenden Funkspruch an die Neezer ab: „Gan-Bu-Ren ist bereit, seinen letzten Weg anzutreten und in die ewige Stille einzugehen."
    Es dauerte nicht lange, bis ein Beiboot zur Oberfläche herabgeschwebt kam und nahe dem Eloundar landete. Neezer kamen heraus und bildeten ein Spalier - die Neezer, die nicht nur Erkunder für neue Weidegebiete waren, sondern auch eine Art Totengräber.
    Sie bargen nicht nur die taube Vivoc auf den Brutplaneten, ehe sie zu Aas werden konnte, sondern sie geleiteten auch die Todgeweihten auf den letzten Weg. Daraus war zu ersehen, daß Neezer, wie niederwertig sie auf den ersten Blick sein mochten, im Kollektiv wichtige Funktionen innehatten. Jeder war auf seine Art im großen Gefüge wertvoll.
    Gan-Bu-Ren schritt durch das Spalier der Neezer und betrat das Beiboot. Noch einmal versuchte er, die Resonanzschwingungen des Bundes dieser Welt in sich aufzunehmen.
    Aber sein Oork gehorchte nicht mehr. Es hatte seine Fähigkeiten verloren, war abgestorben.
    Gan-Bu-Ren trauerte darum, und er schämte sich nicht dafür.
    Ar-Le-Moch hatte recht, wenn er sagte, daß jeder Eloundar Anspruch hatte auf den Wunsch, am Absolutum teilzuhaben. Gan-Bu-Ren blieb diese Gunst versagt. Er hatte ein Recht, um die Entbehrung dieser Gunst zu trauern.
    Das Beiboot landete im Bauch eines Erkunderschiffes. Die Neezer geleiteten Gan-Bu-Ren wortlos zur letzten Station seines Lebens.
    Gan-Bu-Ren ließ sich von seinem Schutzanzug befreien und legte sich auf das sterile Bett. Als erste Arbeit schnitten ihm die Neezer sein abgestorbenes Oork bei vollem Bewußtsein ab. Gan-Bu-Ren spürte überhaupt nichts dabei.
    Dann wurde ihm die einschläfernde Spritze verabreicht. Während er sich langsam müde werden fühlte, hatte er plötzlich das Bedürfnis, mit ein paar Worten von diesem Leben Abschied zu nehmen.
    Er sagte salbungsvoll: „Ich bin immer noch voller Bedauern über meinen vorzeitigen Abgang. Der Wunsch, am Absolutum teilzuhaben, ist nach wie vor in mir. Aber ich trete wenigstens in dem Bewußtsein meinen Weg in die ewige Stille an, daß meine sterblichen Überreste nicht verwesen werden. Ich scheide in der Gewißheit, daß die Jungen die Kraft und Energie meines Körpers in sich aufnehmen werden. Und so versinke ich nicht wirklich in ewiger Stille, sondern werde in den Nachkommen der nächsten Generation weiterleben. Was kann sich ein Eloundar, dem das Absolutum versagt bleibt, denn Schöneres wünschen?"
    Es war eine schöne Rede, Gan-Bu-Ren war mit sich zufrieden.
    Bald nach diesen Worten war der oorklose Eloundar für immer eingeschlafen. Die Neezer brachten seinen konservierten Körper zur Wiederverwertung, wo er zu Kindernahrung verarbeitet werden würde.
    Gan-Bu-Ren würde so tatsächlich in der nächsten Generation weiterleben.
     
    ENDE
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