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1831 - Requiem für den Smiler

Titel: 1831 - Requiem für den Smiler
Autoren: Unbekannt
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Spitze. Tek und Torük folgten ihr schwebend. Der Blue hatte sein sinnloses Gezirpe längst eingestellt; er schien das Sprechen endgültig verlernt zu haben.
    Nach fünfhundert Metern hatte Agnes das Ende des Basars erreicht. Sie hatte keine Ahnung, in welche Richtung sie sich bewegt hatte. Aber das war ihr im Moment egal. Hauptsache, sie hatten sich weit genug von dem toten Tolkander entfernt.
    Agnes kam zu einem Ausgang und blickte vorsichtig hinaus. Morgendämmerung lag über der verlassenen Straße. Ein neuer Tag nahm seinen Anfang. Ein weiterer Tag unter dem Zeichen des IQ-Dimmers und schwindender Hoffnung.
    Agnes trat ins Freie. Hinter ihr erklang ein markerschütterndes Scheppern. Als sie sich umdrehte, sah sie, daß Tekener einen Turm mit aufgestapelten Töpfen umgestoßen hatte. Das Geräusch mußte in der Stille des Morgens Hunderte von Metern weit zu hören sein.
    „Weg!" schrie Agnes. Sie wußte nicht, in welche Richtung sie sich wenden sollte.
    Als sie sich nach links wandte, klärte sie der SERUN darüber auf, daß der Hypersender in der anderen Richtung lag. Agnes drehte sich um und wandte sich dorthin. Sie schaltete ihren Antigrav ein, um rascher weiterzukommen.
    Die Ortung ihres SERUNS schlug aus. Über den Simple Minds waren mehrere Objekte aufgetaucht.
    Agnes blickte in den wolkenverhangenen Morgenhimmel hinauf; sie sah eines der bekannten Beiboote der Tolkander.
    Kehrten die Neezer zurück, um die Jungen der nächsten Brutphase aufzunehmen?
    Wenn schon, sie mußten weiter. Noch waren ihnen keine weiteren Tolkander begegnet.
    Uberall lagen die pergamentenen Schalen ausgeschlüpfter Vivoc herum. Aber es war nirgendwo tote, verfaulende Vivoc zu sehen. Wohin waren die Massen gezogen? Wohin hatten die Alazar die Lokvorther mit der Vivoc getrieben?
    Das Stadtbild änderte sich, je weiter sie durch die verwaisten Straßen vordrangen. Die Häuser verloren allmählich ihren ärmlichen Charakter, wirkten nicht mehr so verwahrlost; ihre Fassaden wurden bunter, waren durch allerlei verrücktes Beiwerk geschmückt.
    Verspielte Nonsensfassaden.
    Das Künstlerviertel!
    Von irgendwo erklang Musik. Es war eine einschmeichelnde und zugleich traurige Melodie, zu der eine dunkle Frauenstimme ergriffen sang. Agnes fühlte etwas wie Wärme in sich aufsteigen. Wo Musik war, mußten auch denkende und fühlende Wesen sein. Tolkander kannten offenbar keine Musik.
    Agnes führte die Simple Minds in die Richtung, aus der die Musik kam. Sie drang aus einem schwarz bemalten und mit vielen Figürchen verzierten Gebäude. Das Lied der Frau war zu Ende. Nun hob ein Tenor zu singen an, ein Chor begleitete ihn. Agnes war zu Tränen gerührt. Dieses traurige Lied schlug Saiten in ihrem Inneren an, die seit der ersten IQ-Dimmer-Spritze brach gelegen waren.
    Sie gebot den Simple Minds mit einer Handbewegung, in Deckung zu bleiben, und näherte sich allein dem schwarzen Gebäude. Sie trat ein und wurde schlagartig von der Stimme des Tenors umfangen. Das gesamte Gebäude vibrierte unter dieser mächtigen Stimme.
    Und dann sah Agnes die Särge. Es waren fünf, soweit konnte sie noch zählen. Sie standen still und verlassen in der Aufbahrungshalle. Niemand kümmerte sich um die Toten.
    Die Trauernden waren vom Tangle-Scan erwischt und fortgeholt worden. Sie hatten keine Gelegenheit mehr gehabt, die Trauermusik abzustellen. Und so lief das Band mit den Totengesängen weiter. In einem fort.
    Agnes verspürte beim Anblick der Särge so etwas wie Neid. Wie gerne hätte auch sie ihren Frieden gehabt. Aber ein Stich in den Nacken rief sie in die Wirklichkeit zurück. Als sie zum Ausgang der Aufbahrungshalle trat, kam ihr Torük Galayz entgegen. Er wandte sich etwas seitlich von ihr. Die Szene hatte aus irgendwelchen Gründen etwas Bedrohliches für Agnes an sich. Sie konnte nicht sagen was, aber etwas stimmte nicht.
    Wo waren die anderen? Und - auf wen ging Torük Galayz zu?
    Agnes blickte vorsichtig über den Torbogen hinaus und sah die Gazkar; auf die Torük Galayz zuging.
    Die Käferwesen standen abwartend da, bereit, den Streuner in Empfang zu nehmen.
    Plötzlich hob der Blue seinen Kombistrahler und eröffnete das Feuer. Zwei Gazkar fielen, die anderen suchten Deckung. Agnes verließ ihr Versteck und eilte auf Torük Galayz zu. Sie wollte ihn dazu bewegen, in Deckung zu gehen. Aber das Feuer der Gazkar zwang sie dazu, die Richtung zu ändern und sich von Torük zu entfernen. Für einen Moment war ihr Individualschirm in Flammen gehüllt,
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