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1831 - Requiem für den Smiler

Titel: 1831 - Requiem für den Smiler
Autoren: Unbekannt
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warten ..."
    Ich kam mir verraten und verkauft vor. Ich saß wie ein Idiot vor den Instrumenten der Steuerzentrale und starrte blicklos vor mich hin. Aber in mir arbeitete es.
    „Öffnet den Hangar!" verlangte ich. „Ich fliege trotzdem."
    „Überleg dir das noch einmal", redete mir Gerine zu. „Es bringt überhaupt nichts, sich Hals über Kopf in dieses Abenteuer zu stürzen."
    Es war ja so bequem, sich alles reiflich zu überlegen und dann mit Vernunft zu dem Schluß zu kommen, daß es nichts brachte, wenn man einfach impulsiv loslegte. Nicht einfach den Hals riskieren, sondern auf die nächste seriöse Chance warten ...
    ... und die Freunde weiterhin ihrem ungewissen Schicksal überlassen.
    Die Vernunft siegte in solchen Momenten immer. So auch bei mir. Bei einiger Überlegung konnte ich zu keinem anderen Schluß kommen als dem, daß ich niemandem half, wenn ich einfach nach Lokvorth flog und mich in die Hölle von Lokvorth-Therm begab, ohne eine Ahnung zu haben, wo ich Tek und seine Gefährten suchen sollte, Sie konnten längst tot sein, erschossen von den Gazkar, die sie gestellt und erkannt hatten, daß sie nicht als Bund zu gebrauchen waren. Oder die Tolkander waren mit den verbliebenen vier Simple Minds wie mit Carrae verfahren, hatten ihnen die SERUNS abgenommen und so dafür gesorgt, daß ihnen kein IQ-Dimmer mehr gespritzt werden konnte. Dann waren sie für den Tangle-Scan empfänglich.
    Alles mögliche konnte da passiert sein.
    Und ich saß einfach da und konnte nichts für die Simple Minds tun.
    Ich stieg wieder aus der Minor Globe. Es war richtig, auf die nächste Nachricht der Simple Minds zu warten. Und wenn diese nicht zum nächsten Termin kam, dann auch den übernächsten abzuwarten oder sogar einen späteren.
    Es war vernünftig. So vernünftig!
    Aber ich kam mir dabei wie ein Schweinehund vor. Ich ließ einen meiner engsten Freunde im Stich, nur um auf eine bessere Chance zu warten. Es war klug und richtig, aber es war inhuman.
    Nachdem ich durch diese Phase der Selbstzerfleischung gegangen war, wühlte es mich innerlich nicht mehr so sehr auf, als der nächste Termin kam und ungenützt verstrich.
    Die Tolkander hoben die Funksperre auch diesmal nicht auf. Alle auf der RICO und den anderen GILGAMESCHModulen waren zutiefst enttäuscht, deprimiert und geradezu wie erschlagen. Und wir blieben untätig.
    Es war Arfe Loidan - dieselbe Arfe Loidan, die Tek lieber mal den Tod gewünscht hatte als ein weiteres Leiden unter dem IQ-Dimmer -, die mir Mut zuzusprechen versuchte.
    Die Xenomedizinerin rief mich an.
    „Erinnere dich, Atlan, daß ich die oberste Grenze, die man den IQ-Dimmer überstehen kann, mit 144 Stunden angegeben habe. Das sind volle sechs Tage; die sind noch längst nicht verstrichen. Der Zustand Teks und der anderen drei Simple Minds kann sich innerhalb dieser Frist nicht mehr wesentlich verschlechtern. Erst nach Ablauf der sechs Tage wird ihre Situation wirklich bedrohlich. Du hast also noch einigen Spielraum."
    „Ich glaube dir nicht, Arfe", sagte ich dumpf. „Das ist bloß Zweckoptimismus."
    „Willst du mich beleidigen?" Arfes Empörung darüber, daß jemand ihr Zweckoptimismus andichten könnte, klang so echt, daß ich unwillkürlich lächeln mußte.
    „Danke, Arfe", sagte ich. „Dein Zuspruch hat zumindest bewirkt, daß ich mir etwas weniger als Charakterschwein vorkomme."
    „Ich hätte da noch etwas, um dich ein wenig auf andere Gedanken zu bringen", sagte sie. „Es geht dabei nicht nur um Chip und Chap."
    „Okay, ich komme gleich zu dir rüber."
    Ich wechselte ohne besondere Erwartungen per Transmitter zur MERLIN. Arfe wollte mir doch nur etwas Ablenkung verschaffen.
     
    *
     
    Arfe Loidan hatte an Bord der MERLIN keine Kompetenzen und keine Autorität. Sie war hier nur Gast und bei der Zusammenarbeit mit der Mannschaft auf den guten Willen des Wissenschaftlichen Leiters Boran Skarros angewiesen.
    Die Schwierigkeit im Umgang mit ihm war, daß er Hyperphysiker war und für Xenowissenschaften deshalb völlig unzugänglich.
    Als Arfe ihn bat, ihr dreimal zehn Freiwillige als Resonanzkörper für ihr Experiment zur Verfügung zu stellen, lehnte er zuerst glattweg ab.
    „Tolkander-Larven sind doch so was wie Psycho-Vampire", argumentierte der 1,92 Meter große, überschlanke und ausgezehrt wirkende Plophoser. „Ich will nicht riskieren, daß meine Leute geistig ausgesaugt oder beeinflußt werden. Du gehst überaus verantwortungslos vor, wenn du auf der MERLIN Zustände
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