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1831 - Requiem für den Smiler

Titel: 1831 - Requiem für den Smiler
Autoren: Unbekannt
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das Absolutum selbst noch erleben würde!
     
    2.
     
    Lokvorth war eine geschichtsträchtige Welt.
    Schon im Jahre 424 NGZ, als der Planet noch völlig unberührt war und niemand im entferntesten an eine Besiedlung dachte, richtete die Kosmische Hanse dem Virenforscher Quiupu auf Lokvorth eine Forschungsstation ein. Quiupu gelang hier die Fertigstellung einer „Teilrekonstruktion des VirenImperiums", die in der Folge von den UFOnauten abgeholt wurde.
    Dies war der Anstoß zur Besiedlung des Planeten, der es im Laufe der Jahrhunderte durch den Export der exotischen Tier-Pflanzen-Kreuzungen zu beachtlichem Wohlstand brachte.
    Dann kamen die Dunklen Jahrhunderte über die im Chronopulswall eingeschlossene Milchstraße, in dem die Willkür des Tyrannen Monos herrschte. Diesem war der Reichtum Lokvorths ein Dorn im Auge, ein Störfaktor seiner Macht.
    Er initiierte darum im Jahre 800 NGZ den Bau des Humanidroms. Dieses Mammutprojekt überschritt die finanziellen Möglichkeiten der Lokvorther bei weitem, sie verarmten.
    Lokvorth spielte in der weiteren MonosÄra keine Rolle mehr. Die Cantaro mieden den Planeten, ihr ausschließliches Interesse galt fortan nur noch dem Humanidrom, dem Hort der Nakken.
    In der Hauptstadt Lokvorth-Therm entwickelten sich unter den ärmlichen Verhältnissen merkwürdige Subkulturen, die bis in die Post-MonosÄra die seltsamsten Blüten trieben. Erst als Monos’ Macht gebrochen und die Milchstraße nach dem Erlöschen des Chronopulswalles frei zugänglich war, hielten Zivilisation und Wohlstand auch auf Lokvorth wieder Einzug.
    Lokvorth wurde im weiteren Verlauf, als das Galaktikum seinen Sitz ins Humanidrom verlegte und dort permanent tagte, zum Botschaftsplaneten der Hangay-Völker. Das Botschaftsviertel von Lokvorth-Therm bot in seiner Architektur ein breites Spektrum der unterschiedlichsten Stile.
    Die einst so gerühmte Vielfalt der exotischen und mörderischen Natur des Planeten, in der zwischen Flora und Fauna die Grenzen fließend waren, war jedoch nur noch in Grenzen erhalten; sie fand sich bloß in wenigen, streng gehüteten Reservaten.
    In der so wechselhaften Geschichte des Planeten gab es ein denkwürdiges Ereignis, das in den Annalen des Planeten jedoch höchstens eine Fußnote einnahm.
    Im Juli 1149 NGZ zogen sich zwei Frauen nach Lokvorth zum Sterben zurück.
    Es waren die Unsterblichen Irmina Kotschistowa und Jennifer Thyron. Man hatte ihnen die Zellaktivatoren geraubt, so daß sie zum Sterben verurteilt waren. Um den gutgemeinten aber lästigen Mitleidskundgebungen und weiteren Hilfsangeboten zu entgehen, zogen sie es vor, in der Wildnis von Lokvorth ihre letzten Tage zu durchleben.
    Über ihr genaues Schicksal weiß niemand Bescheid. Sie gingen still.
    Man hat nie wieder von ihnen gehört.
    Irmina Kotschistowa war eine begnadete und in späten Tagen humanistisch wirkende Mutantin mit der Fähigkeit einer Metabio-Gruppiererin.
    Jennifer Thyron war die Lebensgefährtin von Ronald Tekener gewesen ...
    Daran mußte ich im Zusammenhang mit der Zerstörung des Humanidroms immer wieder denken: War es eine Fügung des Schicksals, daß Ronald Tekener nahe dem Ort, wo seine große Liebe Abschied von der Unsterblichkeit genommen hatte, sein unsterbliches Leben verlor?
    Was für eine Geschichte für ein Liebesdrama!
    Man müßte Poet sein!
     
    *
     
    Wie von einer perversen Neigung getrieben, sah ich mir immer wieder die Aufnahmen des berstenden Humanidroms an. Auf diese Weise wiederholte sich für mich das Ende von Ronald Tekener und seiner vier verbliebenen Gefährten immer wieder aufs neue.
    Das schmerzte. Aber ich nahm es auf mich.
    „Das hat doch keinen Zweck, Atlan", sagte Sevia, die Ortungsspezialistin der RICO. „Und wenn du dir die Bilder noch so oft ansiehst, es wird sich nichts ändern. In diesem Inferno kann niemand überlebt haben."
    „Noch einmal, Sevia", forderte ich. „Und versuch diesmal, mögliche Anomalien im Hyperspektrum noch exakter herauszufiltern."
    Es entging mir nicht, wie Sevia die Augen verdrehte; sie fragte sich wohl, was ich im Hyperspektrum finden wollte. Ich ignorierte es.
    Die attraktive Arkonidin, Tochter eines Diplomatenehepaares im Kristallimperium, das wegen angeblicher systemschädigender Haltung zwangspensioniert worden war, seufzte vernehmlich. Sie tat auf meinen Wunsch seit Stunden nichts anderes, als die Aufnahmen von der Explosion des Humanidroms nach allen Regeln der Kunst zu analysieren und nach Hinweisen zu suchen, die auf das
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