Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1826 - Das Nebelheer

1826 - Das Nebelheer

Titel: 1826 - Das Nebelheer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
unten, als wollten sie dem Betrachter erklären, dass er nichts wert war.
    Jane sah die schlaffe Haut im Gesicht des Mannes, die blassen Lippen, die dunklen, halblangen Haare, das weiche Kinn und das gequält wirkende Lächeln in seinem Gesicht.
    »Kommen Sie doch bitte herein. Sie werden hungrig sein. Ich habe etwas anrichten lassen.«
    Sie hatte das Drake House gefunden, das ein wenig abseits stand, und jetzt wurde sie durch einen Vorraum geführt, der durchaus als kleine Halle bezeichnet werden konnte.
    Es war eine Einrichtung vorhanden, die auch in ein Schloss gepasst hätte. Viel Barock, auch ein wenig Biedermeier, und neu waren eigentlich nur die Lampen.
    »Ich habe in meinem Arbeitszimmer etwas vorbereit, Miss Collins.«
    »Danke.« Dann fragte sie. »Leben Sie allein hier, Mister Drake?«
    »Ja.«
    »Ohne Personal?«
    »Nein, das nicht. Aber es schläft nicht hier. Die Männer und Frauen gehen am Nachmittag. Sie sind auch jetzt noch da, sie haben sich nur zurückgehalten.«
    »Verstehe.«
    »Aber wenn Sie das Personal sehen möchten, Miss Collins, gebe ich Ihnen die Gelegenheit.«
    »Nein, nein, nur das nicht. Es ist schon richtig, wie es ist, Mister Drake.«
    »Wie schön, dass Sie das so sehen. Ich hoffe, Sie bleiben bei Ihrer Meinung.«
    »Das werden wir sehen.«
    Sie schritten durch einen kurzen Flur, dann blieb Marian Drake vor einer stabil aussehenden Holztür stehen, hinter der wahrscheinlich das Arbeitszimmer lag.
    »Ich darf vorgehen?« Er war sehr höflich.
    »Ich bitte darum.«
    »Danke.« Er öffnete die Tür und ließ Jane vorgehen. Sie betrat das Zimmer mit kleinen Schritten, hätte auch große machen können, aber das tat sie nicht.
    In diesem Haus war alles groß, auch das Arbeitszimmer. Vom Computer bis zum Barockschrank war alles vorhanden, was sich im Laufe der Zeit angesammelt hatte. Imponierend waren vier wuchtige Sessel. Von der Form her gleich, aber mit einem unterschiedlichen Leder bezogen. Da gab es das glatte, aber auch das genarbte oder auch leicht angeraute Wildleder.
    »Suchen Sie sich den Platz aus, Miss Collins. Dann können wir reden.«
    »Gern, aber sagen Sie bitte Jane.«
    »Und ich bin Marian.«
    »Ungewöhnlicher Name.«
    »Ja, das stimmt. Ich weiß auch nicht, was sich meine Eltern dabei gedacht haben.« Er wechselte das Thema. »Einen Drink?«
    »Gern. Wasser, wenn es geht.«
    »Oh …«
    »Ich bin im Dienst.«
    Er stimmte zu. »Klar. Aber darauf kommen wir gleich. Eine Kleinigkeit zu essen lehnen Sie doch nicht ab, oder?«
    »Wenn es sein muss.«
    »Ja, es muss sein.« Er winkte. »Kommen Sie bitte mit.«
    Sie verließen das Arbeitszimmer nicht. Über den sorgfältig gepflegten Parkettboden schritten sie in die unmittelbare Nähe eines Fensters, vor dem ein kleiner Tisch stand. Zwei Sitzgelegenheiten waren ebenfalls vorhanden, und beide nahmen Platz.
    Der Gastgeber hob den Deckel von einer Platte ab. Zum Vorschein kamen kleine Häppchen. Da gab es Lachs ebenso wie in Speck eingewickelten Pflaumen oder kleine Pizzastücke.
    Wasser stand auch bereit. Drake schenkte Jane ein Glas ein und nickte ihr zu.
    »Cheers und lassen Sie es sich schmecken.«
    »Danke.«
    Sie ließen sich Zeit. Keiner sprach über ein bestimmtes Thema. Auch Jane erzählte nichts von ihrer Begegnung mit den Nebelreitern, aber sie ahnte, dass es zwischen ihrem Auftrag und diesen Gestalten einen Zusammenhang gab.
    Erst mal wollte sie abwarten. Irgendwann würde dieser Drake mit seinem Anliegen herausrücken.
    Er sprach sie an. »Ja, ich muss sagen, dass ich Sie bewundere.«
    »Oh, wie kommen Sie darauf?«
    Drake wischte seine Hände an einer Serviette ab. »Ich habe mich über Sie erkundigt. Ich wollte ja keine Katze im Sack engagieren. Man kann über Sie sagen, dass Sie offen für alles sind. Dass Sie Dinge akzeptieren, die anderen Menschen sauer aufstoßen.«
    Jane musste lächeln. »Wie meinen Sie das denn?«
    »Ganz einfach. Sie sind eine Frau, die nicht sofort aufgibt. Die sich auch um Dinge kümmert, die außerhalb unseres Wahrnehmungsvermögens liegen. Sie sind offener den Problemen der Welt gegenüber, auch wenn diese nicht von allen Menschen als Probleme akzeptiert werden.«
    »Aha.«
    »Und deshalb, Jane, habe ich Sie zu mir kommen lassen, damit Sie mein Problem lösen.«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    Drake lächelte vor sich hin. »Sie lehnen meinen Auftrag also nicht ab?«
    »Nein, warum sollte ich das? Ich lehne nichts ab, was sich noch im Bereich eines bestimmten Rahmens
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher