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1817 - Der Nachtmahr

1817 - Der Nachtmahr

Titel: 1817 - Der Nachtmahr
Autoren: Jason Dark
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bleiben und meine Harmlosigkeit zeigen.
    Wäre einer von meinen Freunden verschwunden, dann hätte ich nicht so gehandelt. Bei Uma Stern, der Hexe, war es etwas anderes. Wir waren Zwangsverbündete und keine Freunde.
    Ich wollte vorankommen, bevor der Träumer seinen Plan weiterspann und ich in eine andere Lage geriet.
    Deshalb schoss ich.
    Eine geweihte Silberkugel jagte ich in die Fratze hinein, die ich am dichtesten vor mir sah. Als die Kugel getroffen hatte, sprang ich zurück, weil ich nicht von einer Gegenreaktion erwischt werden wollte. Aber ich bekam mit, was passierte.
    Die Fratze explodierte!
    So sah es aus. Sie wurde auseinander gerissen. Das Zeug flog nach innen, ich selbst brauchte mich nicht zu ducken, auch wenn die Kugel in Bewegung geriet.
    Die anderen Fratzen hatten von einem Angriff nichts mitbekommen. Sie waren zumindest an den Folgen nicht beteiligt. Ich sah sie völlig normal, aber dort, wo meine Kugel getroffen hatte, tat sich etwas.
    Da gab es das Gesicht nicht mehr.
    Da war ein dunkles Loch.
    Und hinter diesem Loch begann ein Tunnel, der ebenfalls schwarz war. Es war eine Wunde, die meine Kugel hinterlassen hatte, und jetzt stellte sich die Frage, wie stark sie war.
    Hatte ich das Monstrum schwächen können?
    Ich wartete darauf, von ihm angegriffen zu werden, aber es rollte nicht mehr auf mich zu. Es reagierte anders, und das lag möglicherweise an dem Träumer. Es bewegte sich zur Seite, sodass die Distanz zwischen uns größer wurde. Nach einer Flucht sah es mir nicht aus, mehr nach einem Rückzug.
    Ja, so war es.
    Der Nachtmahr zog sich zurück. Er verkleinerte sich dabei, und zugleich veränderte sich die Welt. Auch sie wurde kleiner und zog sich von allen Seiten her zusammen.
    Für mich wurde es eng.
    Zu eng eigentlich.
    Ich konnte nicht mehr fliehen.
    Ich sah auch das runde Monstrum nicht mehr, dafür hatte ich den Eindruck, dass eine andere Kraft an mir zerrte. Die Welt um mich herum verschwand. Ich verlor den Halt unter den Füßen und raste in die Tiefe.
    Schneller und schneller, bis zu dem Augenblick, als ich durch etwas hindurch glitt, aber nicht wusste, um was es sich handelte. Bis der Aufprall erfolgte, der keiner war, ich hatte nur das Gefühl gehabt.
    Und als ich die Augen öffnete, da sah ich keinen Friedhof mehr und auch keinen Nachtmahr.
    Ich befand mich wieder in meiner Welt, ohne dass mir zuvor ein Haar gekrümmt worden wäre …
    ***
    Ja, es war ein tiefes Aufatmen.
    Ich stand, schwankte leicht, bekam den Schwindel aber rasch wieder in den Griff. Dann stellte ich fest, wo ich gelandet war. Und zwar bei Uma Stern im Büro. Dort, wo sie ihre Sitzungen abhielt und den Menschen alles Mögliche erzählte.
    Ich war allein dort.
    Ich dachte an die Hexe, die zusammen mit mir die Reise angetreten hatte, aber nicht mehr zurückgekehrt war. Zumindest nicht hierher. Womöglich war sie woanders, aber wo steckte sie?
    Um mich herum war es ruhig. Ich rief dann ihren Namen und erhielt keine Antwort. Danach verließ ich das Zimmer und schaute mir die Wohnung an. Auch sie war leer.
    Nichts wies auf ein Fremdeinwirken hin. Hier war alles so normal, und das ärgerte mich.
    Der Nachtmahr wollte sich die Hexen holen. Bei einer hatte er es geschafft, denn ich gab Uma keine Chance mehr. Er würde versuchen, sich auch andere Hexen zu holen, aber ich fragte mich, wo er sie finden wollte.
    Auf der einen Seite wusste ich, dass einige dieser Frauen bei Assunga lebten und sich dort in einer relativen Sicherheit befanden, auf der anderen Seite aber war dieser Nachtmahr noch frei. Er konnte jederzeit in die Träume der Menschen eindringen.
    Das war das Phänomen.
    Für ihn gab es kaum Grenzen, und wenn, dann waren es magische. Er kam überall hin, er kannte sich aus, und er war jemand, der seinen eigenen Traum durchlebte.
    Er konnte ihn lenken.
    Er konnte aber auch von anderen Personen gelenkt werden. Er war sehr flexibel, er kannte auch mich, und ich fragte mich, ob er mich so einfach aufgeben würde.
    Jedenfalls war mein Ausflug vorbei. Das wollte ich nicht unbedingt für mich behalten und rief im Büro an.
    »Ach, du bist es, John«, sagte Glenda Perkins.
    »Ja. Deine Stimme hört sich müde an.«
    »Ich bin auch müde, denn die letzte Nacht war nicht eben eine Offenbarung gewesen.«
    »Wie kommt es?«
    »Keine Ahnung.« Glenda gähnte wieder und entschuldigte sich dafür. »Ich bin hier allein im Büro und halte noch ein wenig die Stellung. Aber ob du es glaubst oder nicht, ich habe sogar
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