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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa
Autoren: Unbekannt
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auszuweichen.
    Allerdings vergeblich.
    „Hindert die Clerea nicht an ihrer Pflicht!"
    Die Stimme klang scharf und befehlsgewohnt, beinahe aggressiv. Cistolo Khan wandte sich dem Träger der gelben Kutte zu.
    „Wenn die Herreach zum Tor gehen, werden sie sterben wie die anderen vor ihnen", sagte er warnend.
    „Alles Leben ist Staub und wird wieder zu Staub; wir werden geboren, um zu sterben, ‘das ist die Bestimmung des Lebens."
    Ein Philosoph, doch einer von der gefährlichen Sorte. Cistolo Khan hatte eine heftige Erwiderung auf der Zunge, schluckte sie aber unausgesprochen hinunter. Fremde Völker hatten ihre eigenen Gesetze, und was für Menschen inakzeptabel erschien, mochte bei ihnen das Maß aller Dinge sein.
    „Das Tor zu Kummerog öffnest du nicht, indem du unnötig Leben opferst", sagte er vorsichtig.
    Sein Gegenüber war nur zwei Meter groß, doch sein Gesicht markant, beinahe verkniffen. Die eng beieinanderstehenden Augen und das im Vergleich zu seinen Artgenossen sehr kleine Nas-Organ verliehen ihm nach menschlichen Maßstäben ein strenges Aussehen.
    „Nichts, was dem Erscheinen Kummerogs dient, ist unnötig", erklang es schrill aus dem Translator. Der Tonfall entsprach auf die Nuance dem Original. „Du bist nicht von dieser Welt, also weißt du nichts von Gott Kummerog und solltest besser schweigen."
    „Ich weiß, daß der Tempel schon an diesem Ort stand, als die Welt noch in Veränderung begriffen war und die Herreach sich zu dem entwickelten, was sie heute sind."
    Der Träger der gelben Kutte starrte ihn durchdringend an. Sein Nas-Organ hatte unruhig zu zucken begonnen.
    „Das sind großsprecherische Worte, Fremder, die du besser für dich behältst. Unsere Gelehrten wollen aus den Spuren einer fernen Vergangenheit gelesen haben, daß wir Herreach aus einer Spezies von Pflanzenfressern entstanden sind, die einst von Raubtieren gnadenlos gejagt wurden. Sie fanden erst Ruhe, als sie in der Nähe des Tempels ihre Hütten errichteten, denn die Gnostes mieden den Tempel; sie fürchteten sich vor den Stimmen in seiner Nähe."
    „Stimmen?" Mit einem flüchtigen Seitenblick überzeugte sich Cistolo Khan davon, daß die Roboter den Kuttenträgern keine Chance ließen, das offenstehende Tor zu erreichen.
    „Gott Kummerog, der im Tempel darauf wartet, von den Herreach erlöst zu werden, sprach in unserer Sprache zu meinen Vorfahren - so, wie du heute mit mir sprichst."
    „Wenn die Tore und der Himmel sich öffnen und eine strahlend helle und eine dunkle Hälfte erscheinen werden, dann wird Kummerog durch die Pforte zu den Herreach kommen", sagte Cistolo Khan. Er gab damit sinngemäß das wieder, was er erst vor kurzer Zeit von dem Herreach namens Godar erfahren hatte. Godar war in der Menge verschwunden, vielleicht sogar in einem der Häuser, wo ihm die Kälte weniger anhaben konnte.
    „Hat Kummerog auch davon gesprochen, daß Herreach ihr Leben sinnlos opfern müssen, um ihn aus dem Tempel zu befreien?" fügte der LFT-Kommissar hinzu. „Meines Wissens hat er das nicht gesagt."
    „Elender Frevler!" Mit einem Aufschrei schnellte der gelb Gekleidete nach vorne, seine Hände zuckten hoch, griffen nach Khans Gesicht, doch der Pikosyn des SERUNS wehrte den Angriff mit einem einfachen Prallfeld ab. Der Herreach stieß gegen eine unsichtbare Wand ähnlich der, die den Zugang zum Tempel verschloß. Entsetzt taumelte er zwei Schritte zurück und starrte abwechselnd auf seine Hände und den Fremden, während in seinem Brustkorb ein heftiges Pulsieren zu ahnen war.
    „Wer bist du?" stieß er keuchend hervor. „Und wie hast du das gemacht?"
    „Mein Name ist Cistolo Khan. Ich komme als Vertreter der Welt zu euch, die Trokan am nächsten liegt."
    „Trokan?"
    „So nennen wir diese Welt. - Und falls es dich interessiert, ich bin fast so alt wie der Tempel."
    „Unmöglich!" Das Entsetzen in der Mimik war eindeutig. „Das ... das würde bedeuten, du seist älter als unser Volk."
    „Ich wurde geboren, als Trokan noch ohne Atmosphäre war, als Bakterien erst allmählich das sauerstoffhaltige Oberflächengestein zersetzten."
    „Das ... das ist Blasphemie!" Der Gelbe taumelte, er wehrte sich nicht einmal, als ein Roboter ihn stützte. Ein knapper Befehl ließ die anderen Kuttenträger innehalten.
    „Wenn du es wünschst, zeige ich dir Aufnahmen der Welt, als sie noch ohne Leben war", bot Cistolo Khan an. „Ich lasse dich teilhaben an der Entwicklung bis zum heutigen Tag."
    Das Schneetreiben war dichter
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