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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa
Autoren: Unbekannt
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annähernd so deutlich nachwirken wie der Treffer an der Handwand."
    Die Spuren verwischten schnell. Schuld daran war der eisige Wind, der weiter auffrischte, ebenso die von der Kloake aufsteigende Wärme, die mit tausend Krakenarmen über die Gassen kroch. Bruno Drenderbaum stellte dennoch fest, daß Bechner mit zwei Helfern unterwegs war und keiner von ihnen einen geschlossenen Raumanzug oder gar SERUN trug. Vermutlich hatten sie Atemverdichtermasken umgeschnallt und schützten sich mit Thermokombis gegen die Kälte. Ohne isolierende Bekleidung hätten die Wärmeabdrücke deutlicher sein müssen.
    Schnee fegte über dem Fluß heran und staute sich vor der Häuserfront. Noch tauten die Flocken, sobald sie den Boden berührten, doch auf dem Geländer bildete sich schon ein hauchdünner weißer Überzug.
    „Ihr braucht euch nicht zu fürchten." Bruno Drenderbaum redete über die Außenlautsprecher des SERUNS zu den Eingeborenen. Der syntronische Translator war über Funk von der PAPERMOON aus geeicht worden. „Was vom Himmel fällt, ist Wasser in gefrorenem Zustand. Wir nennen die winzigen Kristalle Schnee."
    Kaum einer hörte ihm zu. Mit stakenden Bewegungen, in einer Art Stehschritt, zogen sich die Eingeborenen in ihre Häuser zurück. Nur wenige harrten aus und beobachteten die Fremden. Inmitten des dichter werdenden Schneetreibens wirkten sie wie Geschöpfe einer anderen Dimension, die jeweils nur für Bruchteile eines Augenblicks sichtbar wurden. Lediglich die Instrumente des SERUNS erfaßten sie nach wie vor uneingeschränkt.
    „Die Reporter sind dort eingedrungen." Broderboem deutete auf das Haus mit der beschädigten Fassade, und Drenderbaum spielte die Möglichkeiten des SERUNS voll aus. Im Rasterverfahren wurden die Mauerränder abgetastet und die Auswertungen eingespielt. Keine Waffenanwendung. Die Winkelanalysen hinsichtlich der verbliebenen Mauersteine bewiesen, daß die Wand mit brachialer Gewalt eingedrückt worden war, doch dazu gehörten die Kräfte eines Roboters. Die Ziegelstruktur erwies sich im großen und ganzen als widerstandsfähig gegen Druck und Zug, und der verwendete Mörtel auf mineralischer Basis war eher noch härter. Die Bauweise hätte auch für mehrgeschossige Häuser Anwendung finden können.
    Im Staub zermalmter Ziegel zeichneten sich, Fußabdrücke ab. Ein kurzes Fußbett mit drei oder vier langen und stark gespreizten Zehen. Den Proportionen nach zu urteilen war das Wesen größer als ein Mensch.
    Vor allem hatte es keine Schuhe oder ähnlichen Schutz getragen.
    Ein Herreach?
    „Die Antwort heben wir uns für später auf", seufzte Drenderbaum. Er spürte die wachsende Unruhe seiner Begleiter.
    Daß die Medienleute großen Schaden anrichten konnten, lag auf der Hand. Anstatt das zarte Pflänzchen der ersten Begegnung zwischen Menschen und Herreach mit Gefühl zu umhegen und zum Wachsen zu bringen, trampelten sie darauf herum. Die Profilsohlen von Raumfahrerstiefeln waren ebenfalls zu erkennen.
    Der Assistent des LFT-Kommissars aktivierte die gebräuchlichsten Funkfrequenzen bei minimaler Sendeleistung. Sein Aufruf würde nur wenige Kilometer im Umkreis zu empfangen sein.
    „Gib auf, Gloom Bechner! Eine Flucht verschlimmert deine Situation nur. Hier spricht Bruno Drenderbaum. Wenn du nur einen Funken Menschlichkeit bewahrt hast, denk an die Folgen deiner Handlungsweise. Willst du wirklich mit Einschaltquoten deinen Eingriff in die Belange der LFT rechtfertigen?
    Oder sollte dir noch nicht klargeworden sein, daß es auf Trokan um weit mehr geht als um schnöden Profit?
    Zwei Völker in engster kosmischer Nachbarschaft wollen in Frieden miteinander leben. Verdirb ihnen nicht die Chance dazu, Gloom. Denn wenn du das tust, jage ich dich bis ans Ende des Universums."
    Er erhielt keine Antwort. Das hatte er auch nicht erwartet. Andererseits war er überzeugt davon, daß die Reporter seine Aufforderung empfangen hatten.
    Aber hatten sie wirklich verstanden?
    Drenderbaum hielt inne. Ein enger Innenhof lag vor ihm und seinen Begleitern. Die Medienleute waren hier gewesen, das bewiesen die Auswertungen. Jetzt drängten sich mindestens fünfzig Herreach.
    „Der Brunnenschacht ...", bemerkte Aguila. „Zweifellos sind sie da hinunter."
    Kein Zweifel. Aber die Herreach versperrten den Zugang. Drenderbaum spürte ihre Unruhe, ihre Unsicherheit und zugleich Verzweiflung. Sie waren in höchstem Grad verwirrt, begriffen kaum noch, was mit ihnen und ihrer Welt geschah. Zuviel Fremdes war in den
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