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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa
Autoren: Unbekannt
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den Zugang darstellte, konnte er momentan nicht genutzt werden. Wasser stand bis dicht unter dem gemauerten Rand. In der Kälte hatte sich eine dünne Eisschicht gebildet.
     
    3.
     
    In die Stille, die ihn seit geraumer Zeit umfing, mischte sich ein fernes dumpfes Dröhnen. Anfangs ignorierte er das lauter werdende Geräusch, bis es begann, ihm Unbehagen zu bereiten.
    Unruhig wälzte er sich herum. Die Unterlage war hart, und erfühlte sich, als sei er unter das Prallfeld eines landenden Raumschiffs geraten. Sein eigenes qualvolles Stöhnen erschreckte ihn.
    „Gloom, bist du das?"
    Aus der Finsternis erklang die Stimme. Er zwang sich zur Ruhe und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    „Bist du wach, Gloom?"
    Ein Konglomerat verwirrender Bilder huschte vor seinem inneren Auge vorbei: Herreach. Sie berührten einander, bewegten sich in gemeinsamer Trance. Ihr melodisches Murmeln wurde vom Translator nicht übersetzt. Der Syntron brachte nur ein zusammenhangloses Gestammel zuwege.
    Unruhig wälzte er sich herum. Die Augen zu öffnen, fiel ihm schwer, die Lider waren verklebt und schmerzten. Und jeder Atemzug klang ungewöhnlich laut.
    Neue Momentaufnahmen: Herreach, die ihn aus ihren schrägen Augen anstarrten, als könnten sie tief in sein Innerstes sehen.
    Er hatte mit ihnen geredet. Sehr viel sogar. Das war sein Job: reden, andere überzeugen, sie begeistern und mitreißen - Halbwahrheiten als Wahrheit und Lügen als Halbwahrheit verkaufen.
    Die Herreach hatten nach ihrem Gott Kummerog gerufen. Ohne ihn waren sie wie Kinder, ohne den schönen Traum, daß er eines Tages erscheinen würde, um sie in eine strahlende Zukunft zuführen.
    Sie hatten gesagt, eine Pforte zum Tempel hätte sich geöffnet -aber Kummerog?
    Ich, wiederholte er in Gedanken, ich bin Kummerog!
    Wem hätte er mit dieser barmherzigen Lüge geschadet? Nicht sich selbst und nicht den Herreach. Und ganz gewiß nicht der Liga Freier Terraner.
    Vielleicht ...bin ich wirklich Kummerog. Hinter seiner Stirn explodierten Feuerräder. Der erste Eroberer wurde immer als Gott angesehen.
    Sibyll hatte ihn angestoßen, sie war ihm ins Wort gefallen. Nur die Behauptung, er sei ein Prophet Kummerogs, ein Wegbereiter, hatte sie ihm gelassen. Das war weibliche Sentimentalität. Niemandem weh tun; sich durchmogeln, statt Tatsachen zu schaffen.
    „Du hättest in die galaktische Politik gehen sollen, nicht zu den Medien. Das Leben schreibt nicht nur heile GuteNacht-Geschichten", schimpfte er nun schwerfällig.
    Sibylls Lachen klang schrill. „Mit Lügen schafft man sich keine Freunde, Gloom."
    Freunde! - Wieder so eine Sentimentalität. Was zählte, war Erfolg, waren Quoten. Der Weg dahin - unwichtig, nur Mittel zum Zweck.
    Taumelnd kam er auf die Beine, hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Sibyll schien sich vorgenommen zu haben, ihn zu quälen. Schon wieder redete sie auf ihn ein. ‘ „Ich entsinne mich, daß du gestern noch als glühender Verfechter der Wahrheit aufgetreten bist. Kein anderer hat den FTN-Bericht über Rhodan in Grund und Boden verdammt, sprach von Gefühlen und Emotionen, daß es schon richtig glaubhaft ..."
    „Strategie!" schnaufte Gloom Bechner. „Verdammt, Mädchen, von irgendwas müssen wir schließlich leben. Hast du das noch immer nicht begriffen? Und die ungeschminkte Wahrheit eignet sich eben nur bedingt dazu."
    „Oh, ja", sagte sie, „jetzt habe ich verstanden. Die Herreach tun mir leid."
    Festliche Atmosphäre. Die Eingeborenen hatten ihrer Freude darüber Ausdruck verliehen, daß ein Tor des Tempels offenstand, daß der Himmel Licht und Dunkel zeigte. Obwohl sie es eigentlich erschreckte. Aber das war unwichtig. Ihr Leben lang hatten sie nur darauf gewartet.
    Und er, Gloom Bechner, hatte sich ihre Gedanken zu eigen gemacht und das Kommen des Gottes Kummerog versprochen. Nicht für heute oder morgen, aber für in sechs oder sieben Tagen. Bis dahin hatte er genügend Material im Kasten und konnte getrost daran denken, Trokan wieder zu verlassen. Irgendwie würde auch das zu schaffen sein.
    „Wie spät ist es?" wollte er wissen. Nach dem größten Rausch hatte er sich nicht schlechter gefühlt. War das Festessen schuld daran? Fingerlange, panierte Engerlinge mit einem Aroma von Anis und Vanille. Ein halbes Dutzend davon hatte er verzehrt, bevor ihm aufgefallen war, daß für jeden nur genau ein einziger Engerling vorhanden gewesen war. Und das sicher nicht ohne Grund. Im Magen hatte er danach ein Wühlen gespürt,
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