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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa
Autoren: Unbekannt
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geworden. Die weiße Pracht taute nicht mehr sofort weg, sondern bildete ein bizarres, vom Wind geformtes Muster auf dem Tempelplatz. Für die meisten Herreach mochte der Schnee Teufelswerk sein. Und das anhaltende Gewitter tat ein übriges dazu.
    „Ich brauche deine Hilfe nicht." Vergeblich der Versuch, den Roboter wegzustoßen. Erst als Khan knapp nickte, trat die Maschine zurück.
    „Mein Name ist Presto Go." Die Stimme klang jetzt sachlich und bar jeder Regung. „Ich bin die oberste Künderin des Kummerog, ein Amt, das ich würdig und mit Entschiedenheit vertrete. Ist es dir möglich, Cistolo Khan, den Tempel für unseren Gott zu öffnen?"
    „Meine Leute werden es nicht heute, aber doch in den nächsten Tagen schaffen", sagte der Kommissar.
    Künderin hatte der Translator übersetzt. Solche Nuancen blieben keineswegs dem Zufall überlassen. Das bedeutete, daß er eine Frau vor sich hatte. Vielleicht war die Kutte schuld daran, daß ihm der Unterschied verborgen blieb, vielleicht war es Menschen auch unmöglich, die Geschlechter der Herreach auseinanderzuhalten.
    „Was ist das: in den nächsten Tagen?"
    Er erklärte Presto Go, was der Begriff Tag bedeutete, daß es eine helle und eine dunkle Hälfte des Himmels gab, und diese zusammen eine Umdrehung der Welt ergaben. Die Künderin hatte keine Probleme damit.
    „Sind alle die winzigen Lichtpunkte am Nachthimmel Sonnen, um die Welten kreisen?" wollte sie wissen.
    „Nur einige wenige ähneln Trokan", erklärte Khan.
    „Wir Herreach wissen vieles nicht", stellte die oberste Künderin des Kummerog fest. „Du maßt mir alles erzählen, Cistolo Khan."
    Er streckte ihr die Hand entgegen. Für einen Augenblick wirkte Presto Go unschlüssig, dann beugte sie sich vor, und ihr Nas-Organ stülpte sich tastend über Khans Finger. Zurück blieb auf dem Gewebe eine glitzernde Schleimspur. Per Blickschaltung hatte der Kommissar Defensivmaßnahmen des SERUNS verhindert.
    „Warum versteckst du deine Haut vor mir?" erklang es entrüstet. „Mißtraust du uns?" .
    „Natürlich nicht. Der Anzug dient zu meinem Schutz, weil die Luft deiner Welt für mich zu dünn ist. Ich könnte nicht richtig atmen und würde qualvoll sterben."
    „In deiner Welt käme der Tod zu mir?"
    „Nein. Du würdest nur Euphorie verspüren, weil der Sauerstoffgehalt höher ist ..."
    Ein knapper, befehlender Laut der obersten Künderin unterbrach Khan. Er reagierte zu spät. Auch die Roboter, die auf seinen Wink hin zur Seite gewichen waren, konnten zwei der Clerea nicht mehr daran hindern, die letzten Meter bis zur Tempelwand mit weiten Sprüngen zu überwinden.
    Beide Herreach drangen in das offenstehende Tor ein ...
    Ihre Körper samt der weißen Kutten erstrahlten jäh in einem überirdischen Licht, gleichzeitig begannen die Umrisse zu verblassen.
    „Du hast sie in den Tod geschickt!" stieß Cistolo Khan wütend hervor.
    Presto Go verstand ihn nicht. „Warum regst du dich auf?" wollte sie wissen.
    „Dein Befehl hat zwei Herreach getötet."
    „Ist das für einen Menschen schlimm?"
    „Für uns ist das Leben das wichtigste Gut."
    „Mehr wert als das Erscheinen von Kummerog?"
    „Wir haben einen anderen Gott. Er lehrt uns, Leben zu achten und zu schützen."
    Presto Go hatte nur eine unschlüssige Geste für diese Feststellung übrig.
    „Früher oder später wären sie ohnehin gestorben", sagte sie gleichmütig. „Das ist kein Grund, darüber so viele Worte zu verlieren. - Wir müssen das Tor zu Kummerog öffnen."
     
    *
     
    Die wenigen elektrischen Straßenlampen verbreiteten einen Hauch von Wärme. Sie waren ebenso wie die Herreach in den Gassen als verwaschene Schemen zu erkennen.
    Die Einspiegelung auf der Sichtscheibe seines SERUNS zeigte Bruno Drenderbaum deutlich die Hitzespur zweier Thermoschüsse, die alle andere Reflexe überlagerte. Eine Hauswand bildete ein wahres Leuchtfeuer, so intensiv hatte sich die Hitze in die Steine hineingefressen, die zweite Spur war nur wenige Meter lang und endete abrupt in der Luft.
    „Das ist unmöglich", schimpfte Tjeres Broderboem, der die Korvette unmittelbar nach Drenderbaum verlassen hatte. „Kein Thermoschuß verpufft im Nichts, nicht auf diese geringe Distanz."
    „Also hat Bechner gezielt geschossen und auch getroffen", erklang es von Aguila.
    „Und wo ist der Leichnam?" fragte Broderboem gereizt.
    „Vielleicht hat der Reporter den Herreach nicht getötet ..."
    „Sondern?"
    „Der Eingeborene ist geflohen."
    „Dann sollte seine Wärmespur
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