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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa
Autoren: Unbekannt
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letzten Stunden auf sie eingestürzt.
    Die Herreach brauchten Ruhe, um mit sich selbst ins reine zu kommen.
    „Wir sind Freunde", sagte Bruno. Eine alte und abgedroschene Phrase, aber heute wie in den Anfangstagen der Weltraumfahrt unersetzlich.
    Ihre Reaktion zeigte ihm, daß sie verstanden hatten. Doch das war alles. Es interessierte sie nicht.
    „Geht!"
    Nur dieses eine Wort, verbunden mit intensiver Ablehnung. Den Wall aus Gefühlen zu durchbrechen, den die Herreach um sich herum errichtet hatten, würde geraume Zeit in Anspruch nehmen.
    „Wir werden Bechner verlieren", warnte Brederboem. „Wenn die Eingeborenen nicht schnell begreifen ..."
    „Er kann sich nicht in Luft auflösen", erwiderte Drenderbaum. „Sein Ehrgeiz zwingt ihn, neues Material zu senden. Er kann Milliarden Individuen im Solsystem nicht heiß machen und sie dann ohne neue Spots am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Das würde sich schlimmer für TNR auswirken, als hätte er nichts unternommen. Die Medienleute sind damit im Zugzwang. Und sobald sie senden ..."
    „... kriegen wir sie", vollendete Tomas Aguila.
    Es blieb bei dem Versuch, mit den Herreach ins Gespräch zu kommen. Sie reagierten kaum, wirkten wie leblose, starre Puppen, die darauf warten, an einen anderen Ort verfrachtet zu werden.
    „Liegt euch so wenig am Schicksal dieser Welt?"
    „Das Tor zum Tempel wurde aufgestoßen, der Himmel über Moond ist in eine helle und eine dunkle Hälfte gespalten. Kummerog führt uns in eine strahlende Zukunft."
    „Kummerog wird euch nicht helfen, wenn ihr nicht bereit seid, euch selbst zu helfen."
    Sie verstanden ihn nicht. Ihr Leben, ihre Träume, alles war seit Urzeiten darauf ausgerichtet, daß Gott Kummerog zu seinen Kindern kommen würde. Nur zu denken, Kummerog könnte inzwischen gestorben oder weitergezogen sein, wäre das größte Sakrileg gewesen. Abgesehen davon waren das menschliche Gedanken, die sich keineswegs übertragen ließen.
    Ein Gott war unsterblich. So wie der Tempel sein Aussehen nie verändert hatte, so blieb Kummerog, was er immer schon gewesen war.
    Und weitergezogen? Bis zum gestrigen Tag hatte nur die Welt der Herreach existiert, ein endliches, in sich geschlossenes System. Wohin also hätte Kummerog gehen sollen?
    Minutenlang stand Bruno Drenderbaum ebenso regungslos wie die Eingeborenen. Mit geschlossenen Augen lauschte er den auf ihn einstürzenden Gefühlen. Er kam zu dem Ergebnis, daß den Herreach die Individualität fehlte.
    Oder waren sie auf ihre Weise glücklicher, als Menschen jemals gewesen waren?
    „Was ist mit dir, Bruno?" Broderboems besorgt klingende Stimme schreckte ihn aus seinen Überlegungen auf. „Wirst du beeinflußt?"
    „Alles in Ordnung", wehrte er ohne weitere Erklärung ab. Niemand außer Cistolo Khan wußte von seiner empathischen Veranlagung, und so sollte es bleiben. Flüchtig registrierte er, daß Broderboems Besorgnis banaleren Empfindungen wich. Menschen neigten dazu, eigenartiges Verhalten ihrer Vorgesetzten mit einem Achselzucken abzutun und zur Tagesordnung überzugehen.
    Nachdenklich geworden, zog er sich zurück.
    So wie Trokan heute noch ein Rätsel war und es niemanden auf dieser Seite des Universums gab, der Fragen über den Adoptivplaneten beantworten konnte, so war die Entwicklung der Herreach ein Buch mit sieben Siegeln. Nichts daran durfte als normal bezeichnet werden, sogar NATHANS Erklärungsversuche hatten nur Alibifunktion.
    Die Ufergasse war frisch überpudert. Die einzigen Eingeborenen; die im grellen Widerschein der Blitze ausharrten, trugen aus Flicken zusammengenähte, wadenlange Kutten. Von den Terranern nahmen sie keine Notiz, sie überquerten den dampfenden Fluß auf einem wackligen Steg und verschwanden rasch aus dem Blickfeld.
    „Ich glaube nicht, daß Gloom Bechner in dieser Nacht erneut auf Sendung geht", sagte Tjeres Broderboem. „Er weiß, wie dicht wir ihm auf den Fersen sind."
    „Wenn es darauf ankommt, macht Bechner das Unmögliche wahr", widersprach Drenderbaum. „Er ist gewarnt und damit doppelt gefährlich. Vor allem wird er sich einiges einfallen lassen, um uns an der Nase herumzuführen."
    Knapp zwanzig Minuten später betraten sie noch einmal den Innenhof. Diesmal benutzten sie die Gravopaks ihrer SERUNS.
    Der Hof war leer, alle Wärmeabdrücke längst verblaßt. Der anhaltende leichte Schneefall hatte auch die Spuren der Herreach verwischt.
    Die Ortungen wiesen Hohlräume unter der Oberfläche aus. Aber selbst wenn der Brunnenschacht
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