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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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VORWORT
    «Den gefallenen deutschen Helden», so steht es eingemeißelt an Tausenden «Kriegerdenkmälern» verteilt über die ganze Republik – jedenfalls so lange, bis ein Grüner aus dem Gemeinderat das als Thema entdeckt hat. Uns interessiert hier weniger der Umgang mit der Vergangenheit als die Frage: Gibt es Helden, die zugleich deutsch und am Leben sind? Darf man Otto von Bismarck und Ronald Pofalla in einem Atemzug nennen, ohne sich lächerlich zu machen? Um die Antwort gleich vorwegzunehmen: Nein, darf man nicht! Deshalb befasst sich das vorliegende Buch ausschließlich mit den wenn auch lebenden, so dennoch gefallenen Helden, zumeist durch eigenes Verschulden auf die selbige Fresse.
    Zugegebenermaßen ist es nicht leicht, in einem Land ein Held zu sein, in dem dieser Begriff so sehr mit Kriegstaten verknüpft ist. Grundsätzlich ist es schwer, zugleich Held und deutsch zu sein, die typischen Eigenschaften der Deutschen, dieser seltsamen Säugetierspezies, mithin gleichzeitig zu verkörpern und heldisch zu überhöhen.
    Was ist überhaupt «deutsch sein»?
    Heißt das, hinterm Schrank zu tapezieren, obwohl es da doch gar niemand sieht? Ist es die deutsche Eigenart des Schunkelns, eine Art Sitztanz mit untergehakten Nachbarn? Dieses Wiegen des Oberkörpers auf der Stelle ist auch bei vielen anderen in Gefangenschaft gehaltenen Großsäugern recht häufig. Womit wir nun schon tief in die deutsche Seele abgetaucht sind. Dort regiert die «Gemütlichkeit», das ist eine Stimmungslage, die unter zivilisierten Völkern nicht vorkommt. Gemütlichkeit ist mehrgeschlechtliches Beisammensein minus Erotik, deswegen auch bei Ehepaaren sehr beliebt. Genau wie das Schunkeln findet auch die Gemütlichkeit ausschließlich im Sitzen statt. Je mehr Geweihe und ausgestopftes Viehzeug an den Wänden prangen, desto höher der Gemütlichkeitsindex. Doch auch privat kann man sich’s «gemütlich machen». Dazu braucht man ein großes Sofa, Jogginghosen, Fertiggerichte und eine Film-Runterlade-Flatrate. Alkohol ohnehin! Auch hier besticht die Verhaltensweise durch die ausdrücklich gewünschte Abwesenheit jeglicher Erotik. So vielschichtig der Deutsche in seinen politischen oder kulturellen Erscheinungsformen ist, der ewige Drang zur Gemütlichkeit eint sie alle: Ökopflaume und Busrentner, verpartnertes Homopärchen und Vorortsiedler.
    Möchte man ein Held dieser Torfnasen sein, denen die Piefigkeit aus den Cargohosen tropft? Ja, das möchte man – jedenfalls wenn man eine von den Figuren ist, die in diesem Buch porträtiert werden. Sie sind die Projektionsflächen all dieser Samstagabendgriller, Fahrradhelmträgergestelle und Leserbriefbescheidwisser, deren Reservat Deutschland heißt, und – sie sind es freiwillig. Viele von ihnen (Andrea Nahles) wären in einem anderen Land (Italien) gar nicht vorstellbar, andere (Klaus Wowereit) spielen gekonnt den weltläufigen Lebemann (Hey, wow, Börleen) und sind doch so provinziell (pfitzmannesk), wie man das eben nur in Deutschland sein kann.
    Sind die neudeutschen Helden Politiker, dann strahlen sie die intellektuelle Schärfe eines Leibnizkekses und die Redlichkeit eines paschtunischen Drogenhändlers aus, nur nicht deren Stil. Sind sie sonst wie Im-Licht-der-Öffentlichkeit-Steher, dann wetteifern sie um die Erstziehungsrechte bei der Vergabe sämtlicher Peinlichkeiten.
    Spätestens hier stellt sich dem geneigten Leser die Frage: «Warum sind die berühmt und ich nicht? Peinlich und doof, das kann ich auch.» Eines gehört aber zusätzlich als Sahnehäubchen obendrauf: Man darf selber nicht merken, wie peinlich und blöd man ist, oder man muss so kaltschnäuzig sein, dass es einem wurscht ist. Erst dann wird man zu einem wahren deutschen Helden Punkt zwei, einem Exemplar der noch lebenden und doch gefallenen Spezies, der dieses Machwerk gewidmet ist.
    Eine letzte Frage: Wieso trägt das Buch den bescheuerten Titel «Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk»? Es folgt hier zwar nicht die Antwort, aber die Erklärung der dahinterstehenden Absicht.
     
    Als Sie den Titel gelesen haben, was war Ihre Reaktion?
     
a) Sie haben geschmunzelt.
b) Sie haben sich gefragt, ob das überhaupt stimmt.
c) Sie haben gedacht: «Na und, soll er doch.»
d) Sie haben die Autoren für Idioten gehalten.
     
    Richtig sind a) und d). Sollten Sie b) oder c) gedacht haben, dann gehören Sie leider nicht zu unserer Zielgruppe. Bitte legen Sie das Buch zur Seite oder verschenken Sie es weiter. Danke, dass Sie
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