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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa
Autoren: Unbekannt
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halben Meter tief. Sand rieselte auf ihn herab.
    „In Ordnung!" rief er halblaut nach oben. „Keine Gefahr."
    Dumpf hallte das Echo seiner Stimme zurück. Eine Höhle, größer als erwartet? Gloom konnte sich nicht vorstellen, daß die träge wirkenden Eingeborenen im Schweiße ihres Angesichts unterirdische Räumlichkeiten gegraben hatten. Oder spiegelte ihr Verhalten nur den Schock wider, den sie beim Zusammenbruch des Temporalfelds erlitten hatten? Für die Trokaner mußte es gewesen sein, als reiße der Himmel auf. Was seit Anbeginn ihrer Entwicklungsgeschichte gegolten hatte, war von einer Minute auf die andere ausgelöscht worden. Eigentlich unvorstellbar.
    Sibyll folgte ihm, auch Mirco Adasta kam Augenblicke später federnd auf. Geröll knirschte unter seinen Füßen.
    „Halt den Mund!" Abrupt fuhr Bechner herum.
    Adasta blickte ihn verständnislos an. „Ich sage überhaupt nichts. Ich ..."
    „Ruhe, verdammt!"
    Nur noch der unaufhörlich rollende Donner war zu hören.
    Ein fahler, fluoreszierender Schimmer huschte über kahle Felswände. Offenbar war die Höhle vor Jahrmillionen entstanden, als das Gestein der Planetenkruste zähflüssige Blasen gebildet hatte.
    Kristallformationen wie Orgelpfeifen spiegelten den Scheinwerfer in allen Farben des Spektrums, aber schon dicht dahinter waren Steinmauern aufgerichtet. Ein zweibeiniger, faustgroßer Nager versuchte quiekend, der ungewohnten Helligkeit zu entkommen.
    Adasta grinste breit. „Ist das dein Gespenst, Gloom?"
    „Wenn du kein so leidlich guter Kameramann wärst ..."
    „Was dann?"
    „Du gehst mir auf die Nerven, Mirco."
    „Und du bist gereizt. Weil die Kerle aus den Korvetten hinter uns her sind? Das war vorherzusehen."
    „Weil Bruno Drenderbaum die Aktion leitet."
    „Was schert uns Drenderbaum?" platzte Sibyll Norden heraus. „Falls die Herren ihre Unstimmigkeit endlich beendet haben, wäre es angebracht, die Aufmerksamkeit nach links zu wenden."
    Der Randbereich des schwachen Lichtkegels erfaßte eine stumme Prozession hochgewachsener, schlanker Gestalten. Nach wie vor sah Sibyll die Eingeborenen als Zerrbild menschlicher Anatomie. Die eiförmigen, nach oben stark ausgebuchteten Schädel; die schrägen Schlitzaugen, deren Grün an das Glühen robotischer Sehzellen erinnerte; die kurzen, ausgesprochen fleischigen Nasenrüssel ... Doch vor allem die Transparenz der Haut bewirkte die Fremdartigkeit.
    Manchmal schienen die Körper ineinanderzufließen, sorgten Lichtreflexe und Transparenz dafür, daß sie scheinbar miteinander verschmolzen. Die meisten waren nackt, nur einige wenige trugen kuttenähnliche Gewänder. Vergeblich suchte Sibyll nach äußerlich erkennbaren geschlechtsspezifischen Unterscheidungsmerkmalen.
    „Da muß irgendwo ein Nest sein." Mirco grinste breit und filmte schon wieder.
    So dumm war seine Bemerkung gar nicht. Sibyll schätzte die Zahl der Eingeborenen auf mindestens zweihundert, und aus dem Hintergrund der Höhle drängten weitere Trokaner heran.
    „Für sie sind wir die Fremden, die Eindringlinge", flüsterte die Frau.
    „Was du nicht sagst."
    Bechner wirkte immer noch gereizt. Unvermittelt trat er vor und hob eine Hand zum Gruß.
    „Willkommen im Hoheitsbereich der LFT", sagte er.
    Adasta setzte jäh die Kamera ab.
    „Das kannst du nicht tun, Gloom. Du bist kein offizieller Regierungsvertreter ..."
    „Als Bürger der Liga Freier Terraner habe ich das Recht, den ersten Kontakt zu bislang unbekannten Intelligenzen mit friedlichen Mitteln zu betreiben, sowie das gegenseitige Vertrauen und Verstehen zu fördern und ..."
    „Letzteres ist nicht dein Recht, sondern deine Pflicht", wandte Adasta ein.
    „Paragraphenreiter!" schimpfte Bechner. „Paß lieber auf, daß die Aufzeichnungen brauchbar sind!"
    Interessiert blickte er den Trokanern entgegen. Die vordersten hatten ihn fast erreicht, von hinten drängten weitere nach und wichen zu den Seiten hin aus. Ein Halbkreis entstand. Gewalttätig wirkten sie nicht, machten eher den Eindruck neugieriger Kinder, die von Scheu und Verwirrung gleichzeitig beherrscht wurden.
    Ein gewaltiger Donnerschlag dröhnte durch die Höhle. Der Trokaner, der eben die Arme ausgestreckt hatte, um mit seinen vierfingerigen Händen Bechners für ihn fremdartige Kleidung zu berühren, zuckte zusammen. Sein Nasenrüssel blähte sich auf wie die Puppenhülle eines ferronischen Schmetterlings vor dem Schlüpfen.
    „Kummerog", stieß er hervor. „Du bist gekommen, um uns in eine neue Zeit zu
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