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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Gegensatz zu Inga machte ihr die Reise Angst. Denn sie hatte gesehen, dass sie nicht aus Australien zurückkehren würden.
    ***
    Blackwood River, November 2522
    Drei Stunden später erreichten sie den ersten vorgeschobenen Wachposten der Siedlung – zwei bis an die Zähne bewaffnete Frauen und einen Mann auf einer Art Hochsitz aus Holz –, eine halbe Stunde später dann die ersten Häuser der Siedlung.
    Leichtfüßig und schnell waren die Reddoas unterwegs gewesen. Matthew Drax bemerkte nicht die geringsten Anzeichen von Müdigkeit bei ihnen. Er dagegen war erschöpft. Das erste Mal seit über einem Jahr hatte er wieder einen längeren Weg zu Fuß unter irdischen Gravitationsverhältnissen zurückgelegt. Er fühlte sich so ausgelaugt, als hätte er einen Gewaltmarsch von zwölf Stunden hinter sich.
    Die Siedlung der Reddoas bestand aus etwa hundertfünfzig einstöckigen Flachdachhäusern aus Stein.
    In Ringen waren sie um ein erhöhtes Zentrum gebaut, und jedes Gebäude war von einem Stück Gartenland umgeben. In fast jedem Garten weidete mindestens ein Tier mit hellem, lockigem Fell. Die Tiere erinnerten Drax entfernt an Schafe, waren allerdings so groß wie Kamele.
    »Was ist das für Vieh?«, fragte er.
    »Zahme Zwergschiips«, antwortete Little Charley.
    Über eine breite Straße gingen sie zum erhöhten Zentrum der Siedlung. Auf den zweiten Blick erst fiel Matthew Drax auf, dass die Fassaden der Häuser wie ein Mosaik aus unterschiedlichsten Materialteilen aussahen: Alte Steine, Metallsplitter, Kunststoffleisten und Blechteile, die an verrostete Verkehrsschilder erinnerten, wurden von einer roten Mörtelmasse zusammengehalten. Auch Autoreifen und Holzbalken entdeckte Drax im Gemäuer. Auf einem Flachdach erkannte er die Fahrerkabine eines Trucks, auf einem anderen saß der Decksaufbau einer Yacht. Vermutlich holten die Reddoas ihr Baumaterial von einer nahe gelegenen Ruinenstadt, und vermutlich gab es dort einen alten Yachthafen.
    Die Nachricht von der Ankunft der Patrouille und ihres Gefangenen, sowie vom Tod der neun Reittiere verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Siedlung. Bald kamen die Reddoas aus ihren Häusern und Gärten. Einige sprachen die Patrouillenkrieger an, wollten wissen, woher der Fremde stammte, was in seinem Tornister steckte, ob er tatsächlich einer der Gedankenmeister war und ob der Kampf heute noch stattfinden würde.
    »Was für ein Kampf?«, fragte Matt an Big Charley gewandt.
    Der winkte ab. »Keine Ahnung. Vergiss es.«
    Auf der Anhöhe im Zentrum der Siedlung stand ein flacher Bau mit unregelmäßigem Grundriss. Ein Teil der Fassade war halbrund, der größere Teil jedoch hatte gleich mehrere Ecken. Auf dem Dach stand ein skurriles Gebilde, in dessen Frontfenstern sich das Sonnenlicht brach. Von weitem erinnerte es Matt an die Lokomotive eines Hochgeschwindigkeitszuges.
    Der Weg hinauf zu diesem seltsamen Bau führte an einer Art Hof vorbei: ein Rechteck aus kleinen, durchgehenden Gebäuden um einen freien Platz herum.
    Jedenfalls konnte der Mann aus der Vergangenheit im Vorbeigehen keine weiteren Gebäude auf dem Hof selbst erkennen.
    Sie passierten zwei Zugänge, die von je zwei Männern bewacht wurden. Matt erhaschte kurze Blicke auf die Vorderseiten der gegenüberliegenden Gebäude: Sie waren vergittert, und hinter den Gittern sah er Bewegungen. Es stank nach Tier. Eine Frau brüllte irgendwo auf diesem Hof. Ihre Schreie klangen nicht angstvoll oder leidend, sondern wütend und fordernd.
    Verstehen konnte Drax jedoch kein Wort.
    »Wer schreit da?«, fragte er.
    »Irgendjemand halt«, sagte Little Charley. »Vergiss es einfach.«
    Matt belauerte die Männer und Frauen aus schmalen Augen. Sie gefielen ihm immer weniger. »Von was für einem Kampf war da vorhin die Rede?«, bohrte er nach.
    Die Männer sahen sich diesmal vielsagend an. Einer grinste blöde. »Kampf?«, tönte eines der schwer bewaffneten Weiber, die hinter ihm liefen. »Nichts gehört, keine Ahnung.«
    Die rothaarigen, englisch sprechenden Barbaren machten Drax nervös. Besonders die Frauen. Er misstraute ihnen. Andererseits wollte er ihre Anführerin kennen lernen, die Große Marsha. Vielleicht würde er von ihr Genaueres über Aruula erfahren, und vielleicht konnte er sie dafür gewinnen, ihm den Weg zum Uluru zu erklären, ihm vielleicht sogar einen Geleitschutz mit auf die lange Reise zu geben.
    Hof, Tiergestank und das Wutgebrüll der Frauenstimme blieben zurück. Sie erreichten ein großes
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