Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
Vom Netzwerk:
Flucht zu organisieren.
    Gegen Abend lag er wach auf seinem Lager und blickte in den Himmel. Tiefhängende, violette und graue Wolken zogen vorüber. Matthew dachte an Aruula, und er dachte an die Telepathin dort unten im Erdloch des Hofes. Beide schienen mehr als nur die Gabe der Telepathie gemeinsam zu haben. Ein brennender Felsen hatte beide gerufen, sie hatten dasselbe Ziel. Was mochte das für eine Kraft sein, die Menschen dazu bringen konnte, vom anderen Ende der Welt bis nach Zentralaustralien zu laufen? Wer brachte es fertig, Menschen ihrer Tradition, ihrem Volk, ja ihrer eigenen Mutter zu entfremden?
    Matthew Drax beschloss, es herauszufinden.
    Als die Dunkelheit kam, schlief er ein. Irgendwann weckten ihn Lärm, Schreie und das Prasseln von Flammen. Er fuhr hoch und blickte zum Fenster hinaus.
    Es war dunkel. Nebel lag über dem Village. An manchen Stellen glühte der Dunst. Und er schien von Geschrei und Kampflärm erfüllt zu sein.
    Matt legte Rucksack und Gurttasche an. Den aktivierten Kombacter in der Rechten, stürmte er aus der Burg. Rund um das Gebäude wurde gekämpft. Drax hörte Schwertklingen aufeinander schlagen, sah Funken sprühen und schemenhafte Gestalten zu Boden sinken.
    Und immer wieder Gebrüll und Fauchen, das unmöglich von Menschen stammen konnte.
    Trotz des Nebels fand er den Weg hinunter zur Siedlung. Er orientierte sich am Schein der vielen Brandherde am Fuß des Burgberges. Auch die Stallungen des Hofes brannten dort unten. Die Kröten, Dingomutanten und Raubkängurus quäkten, jaulten und blökten erbärmlich.
    Wie aus dem Nichts wuchs ein Schatten vor ihm auf – ein Drache! Drax gefror das Blut in den Adern. Die Bestie war so groß wie ein Lastwagen und stieß ein markerschütterndes Gebrüll aus. Matt hob den Kombacter und jagte ihr ein Blitzgewitter in den Rachen.
    Der Boden zitterte, als der Waran zusammenbrach.
    Matthew verließ den Weg und spurtete querfeldein die Anhöhe hinunter. Der Nebel glühte vom Feuerschein.
    Eine kleine Herde blökender Malalas hüpfte an Matt vorbei. Er packte eines der Tiere am Zügel, sprach beruhigend auf es ein und hielt es fest.
    In der Mitte des Hofes sah er die Umrisse menschlicher Gestalten – und die Konturen der Echsen. Er erstarrte.
    Das Malala riss am Zügel. Er zwang das Tier und sich selbst zur Ruhe. Aufmerksam beobachtete er, was dort in der Mitte des Hofes vor sich ging. Die Menschen kletterten auf die Echsen. Eine der Gestalten war auffallend groß. Im Feuerschein sah er den Kopfverband.
    Blackdawn! Die Warane setzten sich in Bewegung und verschwanden im Nebel.
    Drax zog das Malala mit sich bis zum Erdloch. Das Bodengitter war zurückgeklappt. Mit dem Kombacter leuchtete er hinein: Alle Zellen waren leer. Er begriff: Die Unsichtbaren hatten die Telepathin befreit. Ihr Versprechen ihm gegenüber schien Blackdawn vergessen zu haben.
    Der Mann aus der Vergangenheit kletterte in den Sattel des Malalas. »Los!« Er schlug dem Tier die Stiefelabsätze in die Flanken. Der Sprung kam unerwartet, die Fliehkräfte rissen ihn aus dem Sattel. Er kletterte erneut auf den Rücken des Tieres. Krampfhaft hielt er sich fest, während es sprang.
    Als er die letzten brennenden Häuser hinter sich gelassen hatte und die Schreie der Sterbenden sich nach und nach in Nacht und Nebel verloren, gelang es ihm, sich einigermaßen aufrecht im Sattel zu halten.
    Matthew Drax war sicher, dass die Unsichtbaren die Telepathin befreit hatten, an der Spitze vermutlich der Vater ihres Kindes. Wenn es ihm gelang, ihrer Spur zu folgen, würden sie ihn auf dem schnellsten Weg zum Uluru führen!
    Er ritt in die Nacht hinein. Eine Zeitlang orientierte er sich an den weithin hörbaren Schritten der schweren Echsen. Doch die verloren sich irgendwann in der Ferne.
    Seine Reitkünste waren einfach noch zu mäßig, um es mit den Drachen aufnehmen zu können. Drax versuchte wenigstens die Richtung zu halten.
    Die Sonne ging auf. Er hielt das Tier an und stieg aus dem Sattel. Obwohl der Boden trocken war, entdeckt Matt die Fährte der Mammutwarane im gelblichen Gras sofort. Sie führte nach Nordosten. Er kletterte auf den Rücken des Malalas und folgte ihr.
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher