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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Tjuta. Betäubt von Schmerz und Trauer wankte Lurja neben einem der wenige Malalas, die ihnen geblieben waren. Auf seinem Rücken hing der in Decken gehüllte Leichnam von Paolo. Sie kehrte mit vier Männern und elf Frauen in ihre Heimat zurück. Alle anderen waren gefallen.
    Schweren Herzens blickte sie empor zu den Bergkuppeln. Rauchfahnen kräuselten sich am Himmel.
    Lurja schrie auf. »Nein! Nicht das noch!«
    Sie stürzte den Erdwall hinab. Blind vor Tränen brachte sie die letzten Meter zur Siedlung hinter sich. Ein grauenhafter Anblick bot sich ihr.
    Die Häuser lagen in Schutt und Asche! Es roch nach verbranntem Fleisch. Frauen und Kinder irrten weinend durch die Ruinen. Eine alte Frau mit zerrissenem Gewand taumelte auf Lurja zu. Ruß bedeckte ihre Haut.
    »Sie sind über uns gekommen wie ein Fluch!« Sie trommelte mit blutigen Fäusten auf ihre blutige Brust.
    »Die Unsichtbaren ! Sie haben die Schwangeren und viele Kinder geraubt.« Die Alte klammerte sich an Lurja und weinte.
    Lurja löste sich aus der Umklammerung der Frau. Wie in Trance stieg sie über Trümmer und Aschehaufen, aus denen verkohlte menschliche Glieder ragten. Sie erreichte die Höhle der Großen Marsha . Das Cockpit war mit Blut beschmiert und teilweise mit Äxten zertrümmert. Vor dem Höhleneingang lag Wala. Jemand hatte ihre Hände über der Brust gefaltet. Unter ihren Fingern lag ihr Dolch.
    Über den geschlossenen Augen klaffte eine hässliche Wunde.
    Lurja warf sich über den toten Körper ihrer Mutter. In ihren Schmerz mischte sich Hass. Wie eine klebrige Masse legte er sich um ihr Herz.
    Zwei Tage später warteten die Reddoas vor dem Eingang der Höhle. Fünfzig Frauen, Kinder und Männer waren zum Aufbruch bereit. Ihre wenigen Habseligkeiten trugen die Malalas. Den vorderen Teil der Cockpitaußenwand hatten sie auf einen Wagen gehebelt.
    Die kräftigsten Tiere zogen ihn an Seilen und Lederriemen.
    Lurja trat aus der Höhle. Der dunkelblaue Umhang ihrer Mutter hing von ihren Schultern. Sie trug das goldene Kreuz von Paolo um ihren Hals. Glutrot leuchteten ihre gefärbten Haare. Weiße und schwarze Spiralen zierten ihr Gesicht.
    Die Reddoas verbeugten sich vor ihrer neuen Führerin.
    »Hört mich an! Wir ziehen uns an die Küste zurück. Aber wir geben nicht auf. Ich schwöre ewige Todfeindschaft den Unsichtbaren !« Lurjas Stimme hallte von den Felsen der Kata Tjuta wider.
    »Es sei, wie die Große Marsha es bestimmt!«, riefen die Reddoas ihr zu.
    ***
    Blackwood River, November 2522
    Nach dem Kampf behandelten sie ihn mit einer Mischung aus Ehrfurcht und unterdrückter Wut. Sie ließen ihm den Kombacter; Matthew Drax hatte den Eindruck, sie fürchteten sich vor dem Gerät. Sweet Charley, Dirty Charley und drei Warwymen führten ihn hinauf in die Burg der Großen Marsha. Dort bekam er seinen Rucksack und die Gurttasche zurück. Er durfte baden, man gab ihm zu essen und zu trinken. Sogar eine junge Frau bot man ihm an. Drax lehnte höflich aber bestimmt ab.
    Zwei Greisinnen verbanden der Telepathin die Brandwunde auf dem Schädel. Danach brachten vier Warwymen sie zurück in ihre Zelle im Erdloch.
    Blackdawn machte nicht einmal den Versuch, sich zu wehren. Von Sweet Charley erfuhr Matthew Drax, dass die Große Marsha unschlüssig war, was sie mit ihrer Tochter anfangen sollte. Cantalic und ihre Anhängerinnen waren alles andere als unschlüssig: Sie verlangten ihre Hinrichtung.
    Am Nachmittag kam die Große Marsha in den Raum, den man ihm in ihrer Burg zur Verfügung gestellt hatte.
    »Sie sind frei, Commanderdrax, Kerl. Gehen Sie, wohin Sie wollen.«
    »Ich muss meine Freundin finden, also werde ich zum Uluru gehen.«
    »Sie sind frei.« Die Große Marsha zog eine düstere Miene. »Doch wenn Sie zum Uluru gehen und wir erwischen Sie ein zweites Mal, sind Sie erledigt.«
    Matthew Drax sah ein, dass es keinen Sinn hatte, die Stammesführerin um ein Reittier oder gar eine Eskorte zu bitten. Der rote Felsen im Zentrum des Kontinents war tabu für die Reddoas; und mehr noch als das: Für die Enkel der Astronauten schien er sogar eine Art Hölle zu sein. Das fachte Drax’ Neugier an.
    Er bat die Große Marsha, die Nacht noch in ihrer Burg verbringen zu dürfen. Sie lehnte zunächst ab, doch Matt überredete sie schließlich. Sie verabredeten, dass er das Village gleich nach Sonnenaufgang verließ. Der Mann aus der Vergangenheit war erleichtert – er brauchte die Nacht, um Blackdawn aus dem Erdloch zu befreien und ihre gemeinsame
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