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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Art, Gäste zur Versöhnung zu empfangen?«, rief sie mit fester Stimme.
    »Wir erwarteten Frauen und Kinder. Nicht Kriegerinnen und Krieger!« Er reichte Lurja ihren Bumbong. »Wala wollte ihr krankes Volk zu unserem Bündnis mitbringen. Wie ich sehe, hat sie es sich anders überlegt!«
    »Sie wird kommen, wenn die Zeit reif ist! Jetzt verhandelst du mit mir!«, erwiderte Lurja entschlossen.
    Ein kaltes Lächeln glitt über das weiße Gesicht des Mannes. »Wie ich sehe, ist die Tochter mutiger als ihre Mutter!«
    Lurja spürte Zorn aufsteigen. »Zumindest brauche ich keine Nebel blasenden Ungeheuer, um dem Führer der Unsichtbaren zu begegnen!«
    Für einen Moment verdunkelten sich die Augen des Mannes. Schließlich hob er seinen Arm und gab einen kehligen Laut von sich. Schnaubend und fauchend bewegten sich die Riesenwarane in Richtung Uluru . Ihre messerscharfen Krallen pflügten durch den Sand. Dunst entwich ihren Nüstern, bis sie hinter den Nebelwolken verschwanden.
    Lurjas Krieger blieben, wo sie waren. Misstrauisch beobachteten sie die rauchigen Schwaden. Nur Paolo trat an Lurjas Seite. Mit unbewegter Miene fixierte er den Führer der Anangu. Der würdigte ihn keines Blickes, sondern wandte sich an Walas Tochter. »Bist du bereit, ein Bündnis mit dem Volk der Unsichtbaren einzugehen?«
    Der Klang seiner Stimme hallte durch Lurjas Schädel.
    Sie suchte nach Worten. »Du… du hast meiner Mutter Hilfe… ge-gegen das Schwarze Fieber angeboten!«, stammelte sie. Das Sprechen fiel ihr plötzlich schwer.
    »Wir haben Möglichkeiten, die Krankheit zu bekämpfen!«, hörte sie den Weißgesichtigen sagen. Er klang überaus freundlich. »Bringe mir Wala, die Kinder und alle Gedankenmeister deines Volkes. Im Gegenzug werden wir eure Kranken heilen und das Schwarze Fieber für immer verbannen!«
    Seine Worte lullten Lurja ein. Ihr Geist verlor sich im Blau seiner Augen. Sie spürte den unwiderstehlichen Drang, alles zu tun, was dieser Schamane von ihr verlangte. Aber etwas störte sie. Gebrauche deine Gabe!
    Walas Worte fielen ihr ein. Sie taumelte gegen Paolo, der wie eine Statue neben ihr stand. Sie versuchte sich zu erinnern, was ihre Mutter sie gelehrt hatte. Ist der Feind in deinem Kopf, biete deinen Willen gegen ihn auf, und du wirst seine Absichten erkennen.
    Lurja stemmte sich gegen die Macht in ihrem Schädel.
    Sie fühlte, wie sie sich mit jedem Atemzug dem Willen des Anangu entzog. Seine Gedanken nahmen Konturen an, erst schemenhaft, dann so deutlich, dass Lurja erschrak: überall Leichen! Die Erde war rot vom Blut der Reddoas. Egal, welche Entscheidung sie traf, ihr Tod war beschlossene Sache!
    »Marsha stehe uns bei!«, keuchte sie. Ihre Hand umklammerte den Bumbong. Mit einem tiefen Atemzug richtete sie sich auf. »Ich lehne dein Angebot ab!«, rief sie.
    Der Schamane lächelte böse. Wortlos drehte er sich um und folgte den Mammutwaranen. Bald verschwand er im Nebel, der sie umgab.
    »Zurück zu den Wäldern!« Lurja blickte zu ihren Gefährten. Die wirkten, als ob sie gerade aus einem Traum erwacht wären. »Zurück!«, schrie Lurja. »Sie wollen unseren Tod!«
    ***
    Uluru, 18. Oktober 2521, 9:52 Uhr
    Lange hatte der FINDER in einer Art Trance, die seine Anangu »Traumzeit« nannten, im Schoß des Felsens gedämmert. Die Geschichte der Menschen war wie Nebelschwaden an ihm vorüber gezogen. Davor hatte ER noch länger geschlafen; unvorstellbar lange. War diese Welt nicht noch von Magmameeren bedeckt gewesen, als ER einst auf ihr landete? ER konnte sich kaum noch erinnern.
    Und nun war ER wach; von einem Moment auf den anderen. Etwas war geschehen. ER hatte einen Impuls des Feindes gespürt – nach einem halben Jahrtausend Inaktivität!
    Also doch! Die Katastrophe damals auf der Erde war der Beginn einer Invasion gewesen – und der Komet in Wahrheit ein WANDLER! Der Feind hatte es nur verstanden, den verräterischen Impuls zu unterdrücken, seine Anwesenheit zu vertuschen. Bis jetzt.
    Noch während ER die Lage analysierte, sandte er den Ruf an seinen Herrn: seine Kennung und Koordinaten.
    Der STREITER würde ihn bald empfangen und sich auf den Weg machen, doch er benötigte einige Zeit, hierher zu gelangen, selbst wenn er die dunklen Tore benutzte.
    Kam es vorher schon zu einem Schlagabtausch, musste ER ihn allein bestehen.
    ER tastete nach den zentralen Nervensystemen der Wächter, die er bereits damals versammelt hatte, um sich zu schützen. Einen nach dem anderen berührte ER und zählte sie
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