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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Heiler!« Mit einem langen Stock stocherte sie in der Glut. »Sie wollen uns helfen und bieten uns Versöhnung an!«
    »Und wenn sie lügen? Du selbst hast oft genug gesagt, man kann ihnen nicht trauen!« Lurjas Augen funkelten.
    Wala hob die Arme. »Ich habe ihre Gedanken erforscht. Auch an ihrem Volk sind die schweren Zeiten nicht spurlos vorbei gegangen. Sie wollen sich verbünden!« Bei der Erinnerung an den Gedankenaustausch mit dem Führer der Unsichtbaren kroch ein Schatten über Walas Gesicht. »Wir haben nichts mehr zu verlieren, Lurja! Wir nehmen das Angebot an, oder unser Volk stirbt.«
    ***
    Lurja hielt sich schützend die Hand über die Augen. In der Ferne entdeckte sie den Uluru. Wie ein Riesenaltar ragte er aus dem roten Sandgürtel hinter den Eukalyptuswäldern.
    Noch vor Sonnenaufgang war Lurja auf die höchste Kuppel der Kata Tjuta geklettert. Sie wollte sich vergewissern, dass kein Aldrax den Uluru umkreiste.
    Nach den Erzählungen der Urmütter waren die schwarzen Riesenvögel das erste Mal aufgetaucht, als das Eis sich zurückzog. Danach bedeckte Wasser das Land.
    Nur Tiere und Menschen, die es auf die Kuppeln schafften, überlebten.
    Im Jahr nach ihrem Initiationsfest und in der Vollmondnacht vor dem Großen Beben hatte Lurja die schwarzen Vögel zum ersten Mal mit eigenen Augen gesehen. Damals war sie dreizehn Jahre alt gewesen. Das Große Beben riss über die Hälfte ihres Volkes in den Tod.
    Vor drei Monden schwebten die Riesenvögel wieder um den Uluru. Diesmal brachten sie das Schwarze Fieber .
    Niemand hatte einen dieser Unglücksvögel je aus der Nähe gesehen.
    Lurja lief an den gegenüberliegenden Rand der Kuppel.
    Karabinerhaken glitzerten dort im Stein. Die junge Frau packte eines der Seile und hangelte sich Stück für Stück die glatte Felswand hinunter. Unten wartete Paolo mit zwei Malalas. Die Tiere standen auf ihren Hinterläufen und überragten den hoch gewachsenen Mann um zwei Köpfe. Sie pfiffen aufgeregt, als Lurja auf sie zu rannte.
    »Keine Aldrax!«, rief Lurja. Sie warf ihre Arme in die Luft. »Wir brechen auf!«
    Sie ist wie ein wildes Kind , dachte Paolo. Er war sieben Jahre älter als sie. Für ihn war es schwer vorstellbar, dass sie eines Tages die Führerin der Reddoas sein sollte.
    Schon als kleines Mädchen hatte sie Paolo auf Schritt und Tritt verfolgt. Irgendwann gab er es auf, sie loswerden zu wollen. An seinem fünfzehnten Geburtstag suchte er in den Erdwällen vor Kata Tjuta nach Steinen für seine neue Schleuder, als drei wilde Hunde ihn angriffen. Einen konnte Paolo damals töten, der zweite schlug ihm die scharfen Fänge ins Bein, der dritte schnappte schon nach seiner Kehle – als Lurja mit einem ohrenbetäubendem Schrei angriff. Mit übermenschlichen Kräften drosch die Achtjährige mit einem Knüppel, der fast so groß wie sie selbst war, auf die Tiere ein. Jaulend und mit eingezogenem Schwanz machten sich die Hunde davon.
    Seither waren die beiden unzertrennlich.
    Bei ihm angekommen, drückte sie ihrem Freund einen Kuss auf die Wange. »Ist alles vorbereitet?«
    Paolo nickte. »Die anderen warten am Ausgang des Tals auf uns!« Er trug sein goldenes Kreuz auf der Brust.
    Seit Generationen wurde es in seiner Familie an den ältesten Sohn weitergereicht. Sein schwarzes Haar war im Nacken zu einem dicken Zopf geflochten.
    Wie dünn er geworden ist , dachte Lurja. Hundertfach geflickte Kleider hingen lose von seinem Körper. Über die Brust hatte er seinen Waffengürtel und eine Tasche aus festem Leinenstoff geschnallt. Um seine braunen Augen lag ein trauriger Zug. Seit das Schwarze Fieber ihm seine Familie genommen hatte, lachte er kaum noch.
    Die beiden stiegen auf den Rücken ihrer Malalas und hielten sich im rot schimmernden Nackenfell fest. Die Tiere hoben ihre schmalen Köpfe und spitzten die Ohren.
    Als Lurja mit der Zunge schnalzte, stießen sie sich mit den kräftigen Hinterläufen ab und hüpften den Abhang hinunter. Auf ihrem Weg durch die Siedlung winkten ihnen Kinder zu. Sie blieben mit den Schwangeren, Alten und Kranken bei Wala und einer Handvoll Wächtern zurück.
    Wala stand reglos am alten Cockpit vor der Höhle der Großen Marsha . Während sie ihre Tochter davon reiten sah, befiel sie die schreckliche Ahnung, sie würde Lurja nie wieder sehen.
    ***
    Am späten Nachmittag erreichten sie das Ende der Wälder. Eine rötliche Ebene breitete sich vor ihnen aus.
    Paolo blickte sich misstrauisch um. »Keine Schlange, kein Vogel, kein
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