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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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lächelte die Frau, die ihr gegenüber saß, aufmunternd an. »Es sind Gallensteine!« Sie legte das Pendel zurück in die Schatulle.
    Mrs. Further war sprachlos. Sie wohnte in der Nachbarschaft und kam schon seit Jahren in Joans Donnerstag-Sprechstunde.
    Anfangs waren es Freunde und Bekannte, die Joan bei Krankheiten und Lebenskrisen mit Kräutermischungen und Ratschlägen unterstützte. Ihre Erfolge sprachen sich schnell herum. Inzwischen waren aus wenigen Beratungsstunden zwei wöchentliche Beratungstage entstanden.
    »Kein Bandscheibenvorfall?«, fragte Mrs. Further ungläubig.
    »Kein Bandscheibenvorfall«, bestätigte Joan. Sie klemmte sich ihre langen schwarzen Haare hinter die Ohren und öffnete ihren Kräuterschrank. »Wechseln Sie Ihren Hausarzt! Ich stelle Ihnen einen Tee zusammen, der entkrampfend wirkt. Aber Sie sollten die Steine schnell entfernen lassen!« Innerhalb weniger Minuten füllte die große schlanke Frau verschiedene Kräuter aus Dosen und Gläsern in eine Tüte.
    Mrs. Further nahm den Tee entgegen und verabschiedete sich dankbar. Sie war die letzte Patientin für heute.
    Joan holte die ungeöffnete Post von der Küchentheke und machte es sich in ihrem Lieblingssessel bequem. Sie griff sich das einzige Päckchen unter den Briefen und riss es auf. Es waren zwei Exemplare ihres neuen Buches und ein Scheck ihres Verlags. Stolz betrachtete sie ihr Buch.
    Die Kräuterapotheke von Joan McHendrix, Band II.
    »Danke, Grandma«, murmelte sie. Ihre Großmutter hatte sie schon als Kind durch den Kräutergarten geführt und ihr die Geheimnisse der verschiedenen Heilpflanzen nahe gebracht. Ihre Großmutter war auch die Einzige in ihrer Familie gewesen, die Joans Hellsichtigkeit erkannt hatte. Verständnisvoll unterstützte sie ihre Enkelin, die Gabe zu entwickeln und damit umzugehen.
    Mit siebzehn beschloss Joan Hebamme zu werden.
    Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie eine Zeit lang im Vincent-Hospital. Seit einigen Jahren machte sie nur noch Hausgeburten.
    Zwischen den Briefen entdeckte Joan eine Karte aus Hamburg. Inga!
    Ihre Freundin aus Deutschland schrieb, sie wäre gerade von einem Seminar über »Träume und Tarot« zurückgekommen und wieder einmal unsterblich verliebt. Sie würde sich in den nächsten Tagen melden.
    Inga Kaminski und Joan hatten sich 1988 kennen gelernt. Damals war Inga als Austauschschülerin nach L.A. gekommen und hatte ein Jahr in der Familie von Joan gelebt. Sie wurden schnell dicke Freundinnen.
    Außer Jungs und der Musikgruppe – »Wee Papa Girl Rappers« – verband sie das gemeinsame Interesse an Zauberei und Schamanentum. Bis heute hatte sich an Letzterem nichts geändert.
    Jetzt hielt Joan einen dicken Umschlag ohne Absender zwischen den Fingern. Sie öffnete ihn neugierig. Es waren Reiseunterlagen: Alice Springs, Flugkarte, Hotelbuchung, Termine zu einer Vortragsreihe.
    Eine Konferenz in Alice Springs? Joan versuchte sich zu erinnern. Sie faltete das Begleitschreiben auf. Ein rotes Logo glänzte ihr entgegen. »Meine Güte«, flüsterte sie.
    Das Papier in ihren Händen flatterte. Eine fette rote Kröte glotzte sie vom oberen Briefbogen an.
    Sehr geehrte Mrs. McHendrix, wir laden Sie herzlich ein zur Gründungsversammlung von Red Toad.
    Sie zuckte zusammen, als das Telefon neben ihr klingelte. Wie in Trance hob sie ab und nannte ihren Namen. Am anderen Ende der Leitung meldete sich Inga. »Stell dir vor, die Kröte aus unseren Träumen hat geschrieben!«
    In den folgenden Tagen telefonierten sie so häufig wie noch nie zuvor. Inga und Joan rätselten über den Zusammenhang des Logos mit ihren Krötenträumen. Sie sprachen mit australischen Behörden und recherchierten im Internet. Red Toad – was bedeutete das, und wer steckte dahinter? Wochenlang dachten sie an nichts anderes. Aber es war nichts rauszukriegen.
    Daraufhin lehnte Joan es ab, die Reise anzutreten. »Wir wissen beide nicht, was hinter dieser Organisation steckt. Außerdem habe ich ein komisches Gefühl bei der Sache.«
    »Das macht es doch gerade spannend!« Inga ließ nicht locker. »Wir haben nichts zu verlieren. Mensch, kostenlos nach Australien reisen! Wir werden den Ayers Rock sehen und echte Schamaninnen treffen! Hey, ich bin mir sicher, wir finden dort die Erklärung für unsere Träume!«
    Während sie Inga zuhörte, nahm Joan zum wiederholten Male den Brief zur Hand. Sie betrachtete das Tier, das der Kröte, die sie in unzähligen Nächten verschlungen hatte, so verblüffend ähnelte. Im
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