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Titel: 18
Autoren: Markus Luengen
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Ein Glas Osco-Drugs, doch das war schwer aufzubekommen, irgendeine Kindersicherung dran. Muss hammermäßig sein. Von den Dingern habe ich gleich zwei genommen. Wirken total geil. Hab ich vorher noch nie gesehen, die Dinger. Muss ja ein heißer Typ sein, dem der Laden hier gehört.“
    „Macht viel Folklore“, sagte ich.
    „Geh mal schnell rein und nimm dir auch ein paar, du. Sonst sind die alle weg. Vielleicht sollte ich auch noch welche nehmen. Scheinen Downer zu sein. Ich fühle mich total gut.“ Er trank sein Bier aus. Oscos waren meine Vitamintabletten, die Frank bei mir vergessen hatte.
    „Du trinkst ganz gut für einen Taxifahrer.“
    „Taxifahrer werden niemals kontrolliert“, sagte er. „Deshalb kann ich auch Downer nehmen. Merkt kein Bulle.“
    „Hast du die Gedichte im Bad gesehen?“
    „Die Sprüche da meinst du?“
    „Die Gedichte, ja.“
    „Klar hab ich die gesehen.“
    „Und?“
    „Was und?“
    „Wie fandest du die?“
    „Die Sprüche?“
    „Ja.“ Er schaute mich nicht an, sondern beobachtete die Szenerie um uns herum.
    „Ganz gut“, sagte er schließlich.
    „Welcher hat dir am besten gefallen?“
    „Von den Sprüchen?“
    „Ja.“
    „Der mit dem Avocadorülpser“, sagte er.
    Ich zitierte:
    „Als ich die Rechnung bekam,
    stieg die Brokkolisuppe empor
    und vorbei schlängelte sich
    eine Blase Avocado,
    die das Licht im Raum verdunkelte.
    Ich kenne das schon, sagte die Kellnerin.
    Das geht allen Leuten so
    die an diesem Tisch sitzen.“
    „Genau der“, bestätigte er.
    „Das habe ich geahnt.“
    „Weißt du. Mit diesen Sprüchen ist das doch so wie mit dem Leben an sich. Die stehen da an der Wand und werden fast bepisst und können sich nicht wehren. Das geht dir und mir doch auch so. Immer haarscharf vorbei. Nie genau getroffen. Das ist mit allem so, glaub es mir. Und das Beste ist, wenn mal alles durcheinander geht, wenn einer die Hose nicht aufbekommt, sind das die besten Momente für diese Sprüche dort drinnen. Wenn alles glatt geht, dann macht das Leben für einen Spruch doch gar keinen Sinn. Das ganze Leben ist ein Spruch, glaub es mir.“
    „Wo hast du das denn her?“
    „Das mit dem Spruch?“
    „Ja.“
    „Ist von mir. Das ist wie mit den Frauen. Sind auch alles Sprüche“, sagte er.
    „Die Frauen?“
    „Ja“, sagte er.
    „Bizarr“, sagte ich und gähnte.
    Der Taxifahrer rülpste laut und gratulierte sich zu seiner guten Verdauung. Richard kam durch den engen Flur und schob Timothy vor sich her zur Wohnungstür. Timothy sah nicht glücklich aus. „Hallo Semme“, sagte ich zu Timothy. „Wohin geht die Reise?“
    „Den absteigenden Scheiß-Ast runter“, antwortete Richard an seiner Stelle und schob Timothy weiter. „Er hat sich an den Stones vergriffen. Für solche Scheiß-Subjekte ist hier kein Platz auf meiner Glücks-Party. Wir sind nicht bei Abba.“
    „Ich hab doch nur die Lautstärke runter gedreht“, jammerte Timothy.
    „Wie geht’s deinem Vorgarten?“, fragte ich ihn.
    „Häh?“ Er wirkte interessiert.
    „Frank hat doch einen Rübenacker daraus gemacht. Weißt du das nicht mehr?“
    „Frank?“
    „Ja. Frank.“
    „Ach du Scheiße“, sagte Timothy.
    „Genau“, sagte Richard. „Das Wort habe ich gesucht.“ Und er kurbelte Timothys Arm nach hinten, gab ihm noch einen Schubs und draußen war er.
    „Das ist dein Mann“, sagte ich zu dem Taxifahrer. „Er wohnt in der neuen Siedlung oben.“
    „Ok. Und ...“, der Taximann wandte sich an Richard. „Du hast geile Sprüche auf dem Klo.“
    „Er auch“, sagte Richard und deutete mit dem Daumen auf mich.
    Der Taxifahrer verschwand. Es wurde wieder geräumiger im Flur.
    „Meine Schwester sucht einen Beifahrer. Ich kann jetzt nicht weg, wo die Jungs sich wohlfühlen und es gerade gemütlich wird“, sagte Richard nach einer Weile ohne mich anzusehen. Es bedeutete für ihn anscheinend eine ziemliche Überwindung, das zu sagen. Da ich nicht antwortete, fuhr er in ernstem Ton fort: „Nein, das ist kein Witz. Sie braucht immer einen Beifahrer, nur einen Beifahrer wohlgemerkt, nicht mehr. Sie fährt nie allein, sie hat Angst vor dem Alleinfahren. Dumme Angewohnheit von ihr. Vielleicht legt sich das mit den Jahren.“
    „Mit den Jahren“, murmelte ich.
    „Also kannst du mit ihr fahren oder nicht?“
    „Ja klar, Beifahrer zu sein dürfte mich nicht überfordern. Ich bin eigentlich der ideale Beifahrer. Meine liebe Schwester hab ich bereits eine Million Mal von Partys abgeholt. Meist
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