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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin
Autoren: Jason Dark
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rundgehen, sie war jemand, der ohne Beschäftigung nicht auskam, und stand deshalb unter Spannung. Langes Warten war nicht ihr Fall.
    Elisa begann zu sprechen. Es waren keine normalen Sätze, und sie waren auch nicht an Glenda gerichtet. Die Blonde redete mit sich selbst, so jedenfalls sah es aus, aber sie konnte auch andere Mächte angesprochen haben.
    Es war still, und es wurde noch stiller. Das Gefühl jedenfalls hatte Glenda. In ihrer Umgebung schien jedes andere Geräusch gestorben.
    Elisa hielt den Kopf auch weiterhin gesenkt. Sie sprach ihren Text, der flüsternd über ihre Lippen drang. Sie bewegte dabei die Lippen und wurde von Glenda beobachtet.
    Es war nicht unbedingt Elisas Ausstrahlung, sondern eher die Kräfte, die sie umgaben, die Glenda spürte. Sie konnte sie aber nicht greifen und auch nicht erklären. Möglicherweise befanden sich die Engel auf dem Weg zu ihnen, aber das war reine Spekulation, denn zu sehen und auch zu hören gab es nichts.
    Die Stille blieb bestehen. Im Hintergrund brannten die Kerzen ohne Flackerlicht, und als Glenda einen Blick in das Gesicht ihres Gegenübers warf, da sah sie die Anspannung darin. Dann senkte sie ihren Kopf noch stärker. Glenda sah, dass sich Elisas Augen langsam schlossen. Ob sie ganz zufielen, war nicht zu erkennen, aber Glenda konnte es sich schon vorstellen.
    Plötzlich erklang ein Geräusch. Es lag nicht an Glenda, sondern an der anderen Person. Elisa hatte tief Atem geholt, pausierte nach diesem Atemzug mit dem Luftholen und stieß dann den Atem aus. Sie blies in ihre Handflächen, und im nächsten Augenblick weiteten sich Glendas Augen.
    Der Atem wurde sichtbar!
    Er war hell, ein weißgelber Streifen, der gegen die Handflächen fuhr.
    Dort blieb er nicht haften, sondern begann sich zu verteilen. Es war schon ein Phänomen, wie die gelben Plasmawolken nach rechts und links glitten und dabei auch in die Höhe stiegen, sodass sie unter der Decke zusammenfanden und dort einen Kreis bildeten.
    Das war für Glenda nicht zu erklären. Da konnte sie nur staunen. Aber sie staunte noch mehr, denn dieser sich verändernde Atem blieb nicht, wie er war.
    Dort kristallisierte sich etwas hervor.
    Körper!
    Glenda konnte es kaum glauben. Sie sah jetzt nackte Männer und Frauenkörper, die sich gegenseitig festhielten, um einen Kreis bilden zu können.
    Sie taten nichts. Sie sagten auch nichts. Sie glichen Personen, die ein Schweigegelübde abgelegt hatten. Sie zuckten nicht, sie taten nichts, um den Kreis zu verlassen, und nur Elisa tat etwas. Sie blies in ihre Hände, und ihr Atem wurde auch weiterhin sichtbar. Er glitt sofort in den Kreis hinein, um ihn zu festigen.
    Glenda Perkins saß starr am Tisch. Sie war die Zuschauerin, sie konnte nichts tun, sie musste dieses Phänomen einfach hinnehmen. Fragen konnte sie, eine Antwort würde sie nicht bekommen, das wusste sie.
    Und so konzentrierte sie sich auf die Gestalten, die so echt aussahen, als bestünden sie aus Fleisch und Blut. Glenda wusste nicht, ob das auch zutraf. Es konnte sein, musste es aber nicht. Jedenfalls ließ ihre Faszination nicht nach.
    Es war schon toll...
    Und um die Körper kümmerte sich Glenda auch. Frauen und Männer, alle splitternackt, hatten sich aneinander gehakt und bildeten einen Kreis.
    Glenda rechnete auch mit einer Gefahr, aber die war noch nicht vorhanden. Sie spürte nichts, es gab keine innere Stimme, die sie warnte.
    Vor ihr atmete Elisa weiter. Allerdings nicht mehr so stark. Sie pumpte die Luft nicht mehr kräftig aus der Lunge hervor und atmete auch langsamer aus.
    Zu langsam, um die Sichtbarkeit des Atems noch beibehalten zu können. Er verschwand allmählich. Er wurde zuerst dünn, dann durchscheinend und plötzlich war der sichtbare Atem verschwunden, und Glenda hörte ihn nur noch.
    Sie schaute hin.
    Es gab nichts mehr zu sehen.
    Die Körper waren verschwunden. Nur Elisa saß noch auf ihrem Platz und hob den Blick langsam an, um ihrer Besucherin ins Gesicht schauen zu können.
    Darauf hatte Glenda nur gewartet. Jetzt war sie an der Reihe, mal tief durchzuatmen. Das Phänomen war verschwunden, doch sie glaubte nicht, dass es für immer passiert war.
    Sie wollte schon eine Frage stellen, aber Elisa kam ihr zuvor.
    »Du hast alles gesehen?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Und?«
    »Wer waren diese Nackten?«
    Elisa ließ sich mit der Antwort Zeit. »Es waren keine Engel«, sagte sie schließlich.
    »Wer waren sie dann?«
    Elisa hob die Schultern. »Es ist nicht einfach zu sagen.
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