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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin
Autoren: Jason Dark
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glaubte oder nicht.
    Schließlich hob sie die Arme wieder an und sagte mit leiser Stimme: »Es ist schon gut.«
    »Da bin ich ja zufrieden.« Das meinte Glenda wirklich so. Sie war ja froh, dass diese Elisa nicht weiter nachgebohrt hatte, denn wenn Glenda ehrlich gegen sich selbst war, dann musste sie zugeben, dass sie zwar wie ein normaler Mensch aussah und auch eine normale Frau war, dass aber in ihrem Innern etwas steckte, das sie als eine Macht oder Kraft betrachtete, mit der sie ihre Probleme hatte.
    Glenda war tatsächlich unter bestimmten Umständen in der Lage, sich von der Stelle zu beamen. Sie konnte von einem Augenblick zum anderen verschwinden und an einer weit entfernten Stelle wieder erscheinen oder auch nur in einem Nebenraum, da waren ihr keine Grenzen gesetzt.
    Und genau das musste Elisa gewusst haben, ohne jedoch genau zu erkennen, was es wirklich war.
    Elisa lächelte. Sie schaute sich dabei um. Es war dunkel geworden. Auch die Luft hatte sich verändert. Sie war feuchter geworden und somit schwerer. Aber auch schwerer zu atmen. Es bereitete keine Freude mehr, sich durch die Schwüle zu bewegen.
    »Und jetzt«, fragte Glenda, »was liegt jetzt an?«
    »Was denkst du denn?«
    »Sorry, ich weiß es nicht.«
    »Wir bleiben noch.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil es noch nicht vorbei ist.«
    Elisa hatte zwar nicht gesagt, um was es ging, aber Glenda konnte sich vorstellen, dass es sich um die Nackten handelte, auf die sie auch zu sprechen kam.
    »Die Nackten sind doch verschwunden. Es gibt nichts, was mich noch an ihnen interessieren könnte.«
    »Sie sind nicht verschwunden, sie kehren zurück, und sie werden uns in ihren Kreis mit einbeziehen, das kann ich dir versprechen. Sie wollen endlich das Licht sehen, ihre Geduld ist erschöpft, und jetzt suchen sie nach einem Weg, der sie in den Himmel führen kann.«
    »Hier?«
    »Wo sonst?«
    »Und den Weg sollen wir ihnen bereiten?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich kenne ihre konkreten Pläne nicht. Ich habe aber gespürt, dass sie nicht mehr willens sind, noch länger zu warten. Sie wollen den Weg finden, und wir werden dabei wohl eine Rolle spielen.«
    »Wir allein?«
    »So ist es.«
    »Aha. Und was ist mit den Engeln, auf die du so stolz bist?«
    »Ich weiß es nicht, ich kann nur hoffen, dass sie uns in der Gefahr zur Seite stehen. Es ist unser Kampf, Glenda.«
    »Unser?«
    »Ja.«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Mich geht der Kampf nichts an. Ich bin außen vor. Ich habe damit gar nichts zu tun.«
    »Meinst du?«
    »Ja, das meine ich.«
    Elisa lächelte kühl. »Dann will ich dich aufklären. Du hast dich gewundert, dass ich deinen Namen kannte.«
    »Stimmt.«
    »Ich wusste, dass du auf dem Flohmarkt bist. Ich habe mich dann so hingesetzt, dass du mich nicht übersehen konntest. Das hast du auch nicht getan. Du bist zudem neugierig gewesen, und ich habe mich angestrengt, um dich zu locken.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Weil ich dich brauche. Ich und die anderen.«
    »Warum das denn?«
    »Weil du ihnen helfen sollst, ihre Ziele zu erreichen. Sie wollen nicht länger im Fegefeuer bleiben, sie wollen woanders hin, und wir müssen uns daran beteiligen, Glenda...«
    ***
    Ich war zu Hause angekommen und hatte mir eigentlich vorgenommen, den weiteren Sommerabend ruhig angehen zu lassen. Mich bei geöffnetem Fenster in einen Sessel zu hauen, noch einen kleinen Schluck trinken und einfach nur relaxen oder chillen, wie es bei den jungen Leuten seit Kurzem hieß.
    Das hatte ich mir fest vorgenommen, doch als ich dann zu Hause war, lagen die Dinge schon wieder anders. Ich zog mir nicht mal die Schuhe aus und meine Gedanken drehten sich auch jetzt noch um Glenda Perkins. Sie hatte mich angerufen und nicht nur, weil sie einen schönen Abend vor sich hatte.
    Es gab da was!
    Aber was? Ich hatte ja etwas gehört. Ich wusste auch, wo Glenda hin wollte. Zu einer seltsamen jungen Frau. Ob Glenda den Weg nun freiwillig machte oder gezwungen wurde, war mir nicht klar. Ich hoffte, dass sie sich nicht in Gefahr begeben hatte.
    Wissen tat ich nichts. Noch in meinem Wohnzimmer versuchte ich, sie über das Handy zu erreichen. Sie ging nicht dran. Der kleine Apparat blieb stumm.
    Was hatte das zu bedeuten? Wollte Glenda bewusst keinen Anruf entgegennehmen oder hatte man dafür gesorgt, dass sie es nicht konnte?
    In dieser gedanklichen Zwickmühle drehte ich mich und fand meine Lage nicht eben toll. Zum Glück hatte Glenda vorgesorgt. Ich wusste, wohin sie gegangen
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