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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin
Autoren: Jason Dark
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hin.«
    »Ja, ich verstehe. Ich soll nicht nachfragen, aber ich tue es trotzdem. Hat das Fegefeuer nicht auch einen anderen Namen? Hat man es nicht mal Aibon genannt?«
    Elisa ging einen kleinen Schritt zurück und legte ihre Stirn in Falten. »Aibon?«, murmelte sie.
    »Ja.«
    »Den Namen kenn ich nicht.«
    »Ich kann dir auch eine andere Erklärung bieten.«
    »Bitte.«
    »Das Paradies der Druiden.«
    Jetzt wusste Elisa Bescheid, und Glenda fragte sich, wie sich die junge Frau verhalten würde. Eigentlich hätte sie zustimmen müssen, aber das tat sie nicht. Sie starrte Glenda für eine Weile an und schüttelte dann langsam den Kopf.
    »Du kennst den Namen nicht?«
    »So ist es. Kein Paradies der Druiden. Es mag sein, dass es so etwas gibt, aber es ist nicht das Fegefeuer, das echte. Bei den Druiden mag es anders gewesen sein. Sie brauchten ihr Paradies, doch ein Paradies ist das Fegefeuer nicht.«
    Glenda hatte genau zugehört, und wenn sie darüber nachdachte, musste sie Elisa zustimmen. Aibon war eigentlich kein Fegefeuer, sondern ein Paradies mit Tücken für die Druiden. Dort hatte es auch zwei Hälften gegeben. In der einen war es wunderbar, in der anderen aber herrschte das Grauen. Ein Dämon namens Guywano hatte dort seine Armee aufgebaut, aber er existierte nicht mehr. Dafür hatte unter anderem John Sinclair gesorgt.
    Ich muss mich allmählich daran gewöhnen, umzudenken, dachte Glenda. Und ich werde es Elisa abnehmen, wenn sie von einem Fegefeuer spricht.
    »Kannst du mir denn sagen, wo man das Paradies finden kann?«
    Elisa verdrehte die Augen. »Das weißt du doch, Glenda. Es liegt zwischen dem Himmel und der Hölle.«
    »Und du kannst es sehen?«
    »Ich weiß, wo es ist«, lautete die ausweichende Antwort, »und man weiß auch, wer ich bin.«
    Glenda nickte ihr zu. »Ja, das würde mich auch interessieren. Wer bist du?«
    »Schau mich doch an.«
    »Das habe ich die ganze Zeit über getan, doch leider nicht herausgefunden, wie ich dich einstufen soll. Bist du ein Mensch oder siehst du nur so aus?«
    »Wie soll ich denn das verstehen?«
    »Ist es möglich, dass du ein Engel bist?«
    Elisa lächelte und hob die Schultern an. »Darüber solltest du dir keine großen Gedanken machen. Ich frage dich ja auch nicht aus. Zum Beispiel, wer du bist.«
    »Das sieht man doch.«
    »Meinst du?«
    Mit einer derartigen Frage hatte Glenda nicht gerechnet. Sie war für einen Moment verunsichert. Sie schüttelte den Kopf, wollte etwas sagen und sich verteidigen, aber Elisa kam ihr zuvor.
    »Denk daran, dass bei einem Menschen nicht nur zählt, was er nach außen hin darstellt.«
    »Aha. Und weiter?«
    »Es gibt auch etwas Inneres.«
    »Meinst du damit die Werte?«
    »Nicht bei dir.« Elisa ging einen schnellen Schritt auf Glenda zu und blieb dicht vor ihr stehen. Dabei legte sie die Hände auf ihre Schultern.
    Glenda wollte etwas sagen, sogar protestieren, aber das schaffte sie nicht mehr. Die Hände hatten mit ihren Berührungen etwas in ihrem Innern in Bewegung gebracht. Es strömte etwas in sie hinein, was sie genau spürte. Ein warmes Gefühl, ein Zauber, der sich plötzlich in ihr ausbreitete, und Glenda hatte den Eindruck, als würde sie von einer anderen Seite ausspioniert werden.
    Es gab keinen Fleck in ihrem Körper, den die Wärme nicht erreichte, sodass Glenda schon von einer wahren Wohltat sprechen konnte. Und dennoch hatte sie damit Probleme, dass sie nicht wusste, warum Elisa in der Lage war, so etwas bei ihr auszulösen.
    Ich werde regelrecht geröntgt!, dachte sie.
    Beide schauten sich an. Glenda wollte den Blick deuten, was ihr schwerfiel. Sie fühlte sich von dieser anderen Person regelrecht bloßgelegt.
    Bisher hatten beide Frauen geschwiegen. Das sollte sich nun ändern. Auch wenn es Glenda nicht so leicht fiel wie sonst, war sie es, die das Schweigen brach.
    »Was hast du mit mir vor?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Du bist auch anders.«
    »Ach? Und wie anders?«
    »Das kann ich dir sagen. In dir steckt etwas, das nicht jeder Mensch besitzt. Ich kann dir nicht genau sagen, was es ist, aber ich kann es spüren. Und ich weiß, dass es nichts Menschliches ist. Dass man dich manipuliert hat...«
    »Aha. Konkreter kannst du nicht werden?«
    »Nein, im Moment nicht.«
    »Dann kann ich dir sagen, dass du dich geirrt hast. So leid es mir für dich tut. Diesmal liegst du daneben.«
    Elisa sagte nichts. Sehr lange schaute sie Glenda Perkins in die Augen und sie gab durch nichts zu verstehen, ob sie ihr
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