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Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex
Autoren: Lutz van Dijk
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    »Jeder von uns
ist ein Mann, eine Frau und ein Kind.«
    Charles Baudelaire,
französischer Dichter (1821 – 1867)

|11| Liebe und Sex – nur ein Gefühl?
    Liebe. Sex. Die einen reden dauernd darüber. Die anderen schweigen lieber. Manche tun so, als sei es nicht so wichtig. Für manche ist es das Wichtigste auf der Welt.
    Die Liebe.
    Zwischen Eltern und Kindern. Zwischen Geschwistern. Zwischen Mann und Frau. Gibt es.
    Aber auch: Zwischen Arm und Reich, zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Christen und Muslimen, zwischen Jung und Alt, zwischen Menschen verschiedener Nationen, zwischen Frauen, zwischen Männern, zwischen Behinderten, zwischen Behinderten und Nichtbehinderten, zwischen Schwachen und Starken. Zwischen mir und dir.
    Der Sex.
    Kann sein: Nur in der Ehe. Nur zwischen Geliebten. Nur mit einem Partner oder einer Partnerin.
    Kann aber auch sein: Vor der Ehe. Mit mehreren Partnern oder Partnerinnen. Ohne Liebe, nur zum Vergnügen. Mit Liebe und mit Vergnügen. Selbst das: Mit Liebe, aber ohne Vergnügen. Für Geld, mit Geld und ohne Geld. Zwischen einem, der liebt, und einer, die nicht liebt – und umgekehrt. Als Mädchen, das lieber ein Junge sein möchte, oder als Junge, der lieber ein Mädchen wäre. In hohem Alter. Unter Kindern. In Freiheit oder Gefangenschaft. Mit sich allein. Mit vielen anderen. Daheim oder in der Fremde. Mal viel und mal wenig. Oder auch gar nicht. Mit mir – und mit dir.

    |12| Das alles gibt es und noch viel mehr. So viele Gefühle, so viele Hoffnungen, so viele Enttäuschungen. Von vielem wissen wir nicht, haben wir noch nie gehört, werden es vielleicht nie sehen oder gar selbst erleben. Denn in allen Kulturen und Gesellschaften gibt es Regeln, bewusste und unbewusste, die meisten von klein auf beigebracht.
    Ob in Gesetzen niedergeschrieben, durch Wegschauen oder Hinstarren vermittelt, verschleiert oder in greller Reklame, ob offen angesprochen oder mit Prügel, Schande und Schlimmerem bedroht: Wo immer Menschen leben oder gelebt haben, gibt es bestimmte Werte, die unsere zärtlichen Sehnsüchte und sexuellen Fantasien zu regeln versuchen.
    Die Vorschriften sind bekannt, oft sind es gar nicht so viele. Sie werden bewusst übersichtlich gehalten. Damit alle wissen, woran sie sich zu halten haben: Was richtig und was falsch ist, was schön und was hässlich. Damit die einen belohnt und die anderen bestraft werden können. So viel Glück. So viel Leid.
    Die biologischen Fakten von Liebe und Sex werden demgegenüber Aufklärung genannt und in Biologiebüchern oder gar einem eigenen Fach Sexualkunde beigebracht. Fraglos ist es wichtig, gut informiert zu sein – über Samenerguss und das Steifwerden des Gliedes oder über das Wachsen der Brüste und die erste Regelblutung. Auch wie man sich vor Geschlechtskrankheiten schützt (und sie im Ernstfall erkennt) oder eine Schwangerschaft verhütet. Dafür gibt es inzwischen ausgezeichnete Nachschlagewerke (mit richtigen Fotos und nicht nur mehrfarbigen Schemazeichnungen wie früher) und natürlich das Internet mit guten und schlechten Websites zu Liebe und Sex.
    Deshalb geht es in diesem Buch nicht um noch mehr Sachinformationen, sondern darum, die vielen Begriffe, Bilder und Behauptungen rund um Liebe und Sex besser zu verstehen. Wann und wo sind sie entstanden? Wie haben Menschen früher gefühlt und gedacht? Warum wurde über Liebe und Sex so oft geschwiegen oder sogar gelogen? Wie kann ich mich auf die Suche nach meiner eigenen Wahrheit – meiner Geschichte – von Liebe und Sex machen? Wie lernen, mich in der verwirrenden Vielfalt scheinbar unendlicher Freiheiten und erregender Fantasien zu entscheiden, wer ich bin oder sein möchte?
    Kein Wunder, dass die Geschichte von Liebe und Sex immer wieder auch |13| eine Geschichte vom ersten Mal ist: Das erste Mal schließt die Ahnung von den vielen Malen ein, die entweder kommen sollen oder auch völlig unmöglich erscheinen. Aus beiden Variationen, die durchaus gleichzeitig vorkommen können, entsteht Spannung – hoffnungsfrohe oder angstvolle. Das Herz bebt, weil das erste Mal der Schlüssel zu etwas ist, von dem man bislang ausgeschlossen war und von dem man ahnt, dass es das eigene Leben in seinen Grundfesten erschüttern, aber auch tiefste Sehnsüchte befriedigen könnte. Und dass es einen auf jeden Fall nicht unbeteiligt lassen wird. So viel Glück. So viel Leid.
    Die Geschichte von Liebe und Sex: Auch eine Geschichte des Terrors, der Ausgrenzung von
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