Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1771 - Der Tempel der Mondgoettin

Titel: 1771 - Der Tempel der Mondgoettin
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
morgen schon zeitig aufbrechen werden, muß ich die verbleibende Zeit nutzen, um noch etwas zu schlafen." Michael gähnte demonstrativ.
    „Vielleicht solltest du es dir noch einmal überlegen. Es könnte immerhin sein, daß der göttliche Dan-Sandin dem Unternehmen seinen Segen gibt. Leider hast du durch dein Verhalten seinen Zorn erregt. Daher ist es nötig, ihn zu versöhnen."
    „Und das wäre möglich?"
    „Wir könnten es mit einem Opfer versuchen", schlug Radan-Mech mit einem schlauen Lächeln vor.
    „Natürlich sollte das Opfer nicht zu klein sein. Es müßte ihn schon beeindrucken. Einige Geräte mit galaktischer High-Tech sollten es schon sein."
    Jetzt war es heraus. Die Sandin-Crypers waren vor allem an den Machtmitteln der Galaktiker interessiert. Gegen die Handelsfürsten vorzugehen, war ihnen erst in zweiter Linie wichtig.
    „Und wenn wir dieses Opfer nicht bringen?"
    Radan-Mech trat einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und senkte den Kopf. Er blickte lange auf den Boden und tat so, als müsse er sich seine Antwort genau überlegen. Schließlich wiegte er voller Bedenken den Kopf.
    „Dann - so fürchte ich - wird der göttliche und unsterbliche Dan-Sandin nicht zu versöhnen sein.
    Er wird die neue Einigkeit der Crypers sabotieren, so daß es nicht zu einer gemeinsamen Aktion gegen die Handelsfürsten kommen kann."
    „Ich verstehe." Michael Rhodan hatte mit einer solchen Wendung des Gesprächs gerechnet. „Ich werde morgen früh mit dem göttlichen Dan-Sandin darüber reden. Nicht mit einer Projektion, sondern nur mit ihm selbst. Bei einer Audienz. Richte es ihm aus und gib mir rechtzeitig Bescheid.
    Wenn wir erst einmal mit den Startvorbereitungen begonnen haben, ist es zu spät. Gute Nacht!"
    Damit wandte er sich ab und entfernte sich.
    „Warte noch!" rief der Oberpriester hinter ihm her, doch dieses Mal ließ der Galaktiker sich nicht aufhalten.
    Michael erteilte seinem SERUN den Befehl, ihn zu seiner Unterkunft zurückzuleiten, und die Syntronik führte ihn durch das Gewirr der Gänge und Räume. Er hätte den Gravo-Pak des SERUNS nutzen können und wäre dann sehr schnell wieder im Gästetrakt gewesen. Doch er zog es vor, zu Fuß zu gehen, und er ließ sich Zeit, um in Ruhe nachdenken zu können.
    Als er den Gästetrakt erreichte, ging er noch nicht zu dem für ihn reservierten Raum, sondern beschloß, die Crypers Coram-Till, Caston-Pragama und Assyn-Stey über das Gespräch mit dem Oberpriester zu informieren.
     
    *
     
    Thorga-Thze hielt sich im Hintergrund und beobachtete, so wie Radan-Mech es ihm befohlen hatte.
    Als die Projektion der Mondgöttin erlosch und die Dämpfe sich verflüchtigten, gab der Oberpriester ihm ein Zeichen. Er erfaßte, daß die Verhandlung mit dem Galaktiker gescheitert war. Die Crypers der anderen Volksstämme sollten den Zorn des Oberpriesters spüren, und der Galaktiker würde spätestens am folgenden Tag begreifen müssen, daß Radan-Mech sich mit seinen Vorstellungen und Plänen durchzusetzen wußte.
    Jetzt wurde es Zeit für die Aktion, für die Thorga-Thze ausersehen war.
    Er wandte sich ab und eilte durch die verwinkelten Gänge der Tempelanlage, ohne sich um die schattenhaften Gestalten zu kümmern, die sich in seiner Nähe bewegten, die wisperten und flüsterten, deren Kleider so unheimlich raschelten. Er wußte, daß es Tempeldiener waren, die sich hinter den Schatten verbargen, und er wollte gar nicht wissen, was sie trieben.
    Er hatte nur einen Wunsch: Er wollte dem Befehl des Oberpriesters so schnell wie möglich nachkommen, um danach seine Freiheit zurückzugewinnen.
    Als er den Trakt erreichte, in dem die Galaktiker untergebracht waren, ging er langsamer. Lautlos bewegte er sich über den Gang, zog vorsichtig eine Tür auf und glitt zu dem schlafenden Connemar Djouston hinüber. Bevor er ihn rütteln und aufwecken konnte, richtete der Antizipator sich schon auf, öffnete die Augen und blickte ihn schlaftrunken an.
    „Was ist los?" fragte er leise.
    „Komm!" befahl der Cryper ihm. „Es ist soweit."
    Der Antizipator erhob sich, streifte sich seine Kleidung über und folgte ihm durch die Tür hinaus auf den Gang, wo Thorga-Thze ihm flüsternd mitteilte, was er zu tun hatte.
    „Ich habe verstanden", bestätigte der Kommunikationstechniker.
    Zusammen mit dem Ambraux eilte er zu den Unterkünften der verbündeten Crypers. Er bewegte sich schneller als gewöhnlich und machte doch einen schwerfälligen Eindruck dabei. Er wehrte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher