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1771 - Der Tempel der Mondgoettin

Titel: 1771 - Der Tempel der Mondgoettin
Autoren: Unbekannt
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bewegen und die Vitrinen verlassen.
    Mitten im Saal blieb Radan-Mech stehen. Danach wurde es nicht ganz dunkel, denn hoch unter der Kuppel des Saals leuchtete ein kugelförmiges Licht, das ausreichend Helligkeit verbreitete.
    Gerade als Michael fragen wollte, wo Dan-Sandin denn nun blieb, zischte es leise, und weiße Dämpfe stiegen aus zahlreichen Öffnungen im Boden auf. In ihnen entstand eine gigantische Projektion der Mondgöttin Na-Ethyn. In den wallenden Dämpfen schienen sich ihre sechs Arme zu bewegen, als seien sie keine Sonnenstrahlen, sondern Flammen eines gelblich brennenden Feuers.
    In der Mitte der Sonnenscheibe leuchtete und funkelte ein großes Auge in wechselnden Farben.
    Michael merkte, daß er beeinflußt werden sollte. Die Projektion sollte Hilfestellung bei einer Hypnose geben.
    Er lächelte unbeeindruckt. Der Versuch Radan-Mechs blieb wirkungslos.
    „Ein beeindruckendes Bild", sagte er, nachdem mehrere Minuten verstrichen waren, ohne daß sich etwas geändert hatte. Er gab sich betont lässig. „Ich warte. Wo bleibt Dan-Sandin? Du hast von einer Audienz gesprochen. Wann beginnt sie? Oder hast du tatsächlich vorgehabt, mich mitten in der Nacht vor eine Projektion zu stellen, mit der du die Pilger dieser Welt in Erstaunen versetzen kannst, die für mich jedoch nichts Besonderes darstellt - einmal abgesehen davon, daß sie technisch recht mangelhaft ist? Solltest du vergessen haben, daß wir Galaktiker über eine Technik verfügen, die der euren weit überlegen ist?"
    Radan-Mech legte den Kopf zur Seite und blickte ihn starr mit seinem einen Auge an. Er schluckte mühsam, als habe er mit dem Brocken zu kämpfen, den Michael ihm verabreicht hatte.
    „Du weigerst dich, mit dem göttlichen und unsterblichen Dan-Sandin zu reden?" fragte er mit heiserer Stimme.
    „Mit Dan-Sandin habe ich allerdings einiges zu besprechen", beharrte der Terraner kühl, „nicht jedoch mit einem Bild."
    Der Oberpriester richtete sich tief atmend zu seiner vollen Größe auf. Von oben herab blickte er sein Gegenüber an.
    „Wenn es so ist, dann ist die Audienz zu Ende", versetzte er zornig. „Alle bisher getroffenen Vereinbarungen sind ungültig. Wenn Dan-Sandin, der Göttliche, nicht seinen Segen dazu gibt, kann das geplante Unternehmen niemals gelingen, denn nur durch seine Kraft und seine Herrlichkeit können die Crypers zu Siegern werden."
    Er hob beide Arme und breitete sie ruckartig aus. Im gleichen Moment erlosch die Projektion der Mondgöttin, und die Dämpfe verflüchtigten sich. Es wurde dunkler in der Halle.
    „Das Gespräch ist beendet", sagte Radan-Mech und wandte sich ab. Er machte Anstalten, die Halle zu verlassen, ohne sich um Michael zu kümmern.
    Der Terraner blieb stehen, wo er war. Er beobachtete den Oberpriester, und ihm fiel auf, daß er um so langsamer ging, je näher er dem Ausgang kam. Er lächelte. Mike hatte begriffen.
    Ruhig und gelassen machte er sich auf den Rückweg, und während er die Halle durchquerte, blickte er nicht ein einziges Mal zu Radan-Mech hinüber. Er wußte, daß der Oberpriester noch in der Nähe war und ihn genau beobachtete.
    Als er den Ausgang erreichte, räusperte sich der Cryper.
    „Warte!" rief er.
    Michael blieb stehen, als sei er überrascht, und drehte sich langsam um.
    „Ich bin müde", sagte er. „Du hast mich aus dem Schlaf gerissen, um mich mit etwas zu belästigen, von dem wir beide wissen, daß es nicht mehr als Blendwerk ist, geeignet für die Pilger, nicht jedoch, um mich zu beeindrucken. Jetzt wird es Zeit, daß ich mich wieder aufs Ohr legen kann. Morgen reisen wir zusammen mit unseren Verbündeten ab."
    Er ging weiter, doch nun eilte der Oberpriester hinter ihm her.
    „Warte, warte!" rief er erneut. „Ich habe mir etwas überlegt. Es könnte sein, daß wir beide den göttlichen und unsterblichen Dan-Sandin mißverstanden haben. Immerhin ist es nicht leicht, ein Wesen wie ihn zu verstehen, denn nach unserem Verständnis sind seine Entscheidungen nicht immer logisch."
    Er lächelte verlegen.
    „So ist das nun mal mit göttlichen Wesen. Sie existieren auf einer anderen Geistesebene, die sich uns keineswegs immer erschließt."
    „So ist es wohl", sagte Rhodan. „Wir können Gott mit dem Verstand suchen, aber finden werden wir ihn nur mit dem Herzen."
    „Wundervolle Worte", lobte Radan-Mech ihn. „Sie drücken aus, was ich sagen wollte."
    „Nun ja, es mag sein, daß wir Dan-Sandin mißverstanden haben. Jedenfalls bin ich jetzt müde, und da wir
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