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1771 - Der Tempel der Mondgoettin

Titel: 1771 - Der Tempel der Mondgoettin
Autoren: Unbekannt
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Mosaiken verborgenen Videokameras setzten keine Energie mehr um. Sie waren ausgeschaltet worden.
    Wiederum dreißig Minuten darauf erschien Radan-Mech erneut bei dem Terraner, ging jedoch nicht auf die zuvor erhobenen Vorwürfe ein und provozierte ebensowenig Lob dafür, daß er die Beobachtungen eingestellt hatte. Er zeigte sich ausgesprochen höflich.
    „Dank deiner überaus geschickten Verhandlungsführung entwickeln sich die Dinge in begrüßenswerter Weise", schmeichelte er. „Ich bewundere dich. Kein Cryper wäre in der Lage gewesen, die Probleme zu lösen."
    „Du übertreibst", sagte Michael Rhodan. „Bist du nur gekommen, um mir das zu sagen?"
    „Nein, ich bin aus einem anderen Grund hier", gestand der Oberpriester.
    Er ging zu einer der Darstellungen Na-Ethyns, verschränkte die Arme vor der Brust und verneigte sich ehrerbietig. Nachdem er einige Minuten schweigend auf der Stelle und wie in Andacht versunken verharrt hatte, wandte er sich wieder an Michael. „Ich habe dir eine Botschaft zu überbringen, die dich erfreuen wird", kündigte er an.
    „Ich höre." Der Terraner blieb kühl und beherrscht, doch er spürte Erregung in sich aufkommen.
    Es war offensichtlich gelungen, Radan-Mech in die Defensive zu treiben.
    War nun bereits ein Punkt erreicht, an dem sich Dan-Sandin aus der Reserve locken ließ? War der Anführer der Sandin-Crypers bereit, sich zu offenbaren und sich zu zeigen? Gab es ihn noch, oder war Radan-Mech der wahre Anführer der Sandin-Crypers?
    „Der göttliche und unsterbliche Dan-Sandin hat deine Argumente mit Wohlwollen verfolgt", eröffnete ihm der Oberpriester. „Er ist beeindruckt von deiner Persönlichkeit, und daher hat er den Wunsch geäußert, dich kennenzulernen. Er wird dir eine Audienz gewähren."
    „Ich fühle mich geehrt", sagte Michael Rhodan.
    Viel früher als erwartet war er der Lösung der Rätsel um Dan-Sandin näher gekommen.
    „Wann wird er mich emfpfangen?"
    „Noch in dieser Nacht. Du mußt Geduld haben. Irgendwann während der Dunkelheit wird er dich rufen. Dann werde ich zu dir kommen und dich zu ihm führen. Halte dich also bereit." Radan-Mech drehte den Kopf zur Seite und blickte ihn durchdringend an, dann wandte er sich ab und schritt würdevoll durch die Tür hinaus auf den Gang.
    Michael setzte sich an den Tisch und verzehrte eine weitere Frucht. Marfin Kinnor kam herein und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. Die Bank ächzte unter seinem Gewicht. Michael sagte ihm, was vorgefallen war und was Radan-Mech ihm versprochen hatte.
    „Falls ich irgendwann im Laufe der Nacht verschwinden sollte, weißt du, wo ich bin", schloß er seinen Bericht. „Ich gehe davon aus, daß sich Dan-Sandin in diesem Tempel aufhält. Natürlich lasse ich den SERUN an, so daß mir nichts passieren kann. Wir sehen uns dann spätestens morgen früh."
    Der Ertruser zog sich zurück und ließ seinen Kommandanten allein. Michael ging in den Nebenraum und legte sich zur Ruhe. Er schlief fast augenblicklich ein.
    Als er in der Nacht aufwachte, hörte er es auf den Gängen rascheln und wispern. Er stand auf und trat auf den Gang hinaus, wo er beinahe mit Marfin Kinnor zusammenprallte. Der Ertruser lachte leise.
    „Nur keine Sorge", sagte er. „Hier geistern einige Tempeldiener herum. Sie versuchen, möglichst geheimnisvoll zu sein, aber besonders beeindruckend ist es nicht. Eben hätte ich beinahe einen erwischt. Er verschwand dort drüben durch eine Geheimtür. Wenn du willst, kann ich die Tür eintreten und ihn verfolgen."
    „Wenn ich die Absicht hätte, könnte ich die Tür auch mit einem Desintegratorstrahl öffnen", meinte Michael. „Wir kümmern uns nicht um diese Geister. Solange sie uns nicht angreifen, sind sie mir egal."
    Er kehrte in seinen Raum zurück, um sich erneut hinzulegen, doch nun erschien Radan-Mech.
    „Es ist soweit", sagte er mit gedämpfter Stimme, so als habe er ein großes Geheimnis mitzuteilen.
    „Dan-Sandin empfängt dich zu einer Audienz."
    Schweigend führte Radan-Mech den Terraner durch zahlreiche verwinkelte Gänge, über nach oben und nach unten führende Treppen und durch verschiedene Räume bis in einen Saal, an dessen Wände eine Na-Ethyn-Statue neben der anderen stand. Vor den Wänden erhoben sich eine Reihe von Vitrinen, in denen prachtvoll gekleidete, mannshohe Puppen ausgestellt wurden. Einige von ihnen waren von Künstlerhand so lebensecht nachgebildet, daß der Eindruck entstand, sie könnten sich schon im nächsten Moment
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