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1765 - Der Schattenprinz

1765 - Der Schattenprinz

Titel: 1765 - Der Schattenprinz
Autoren: Jason Dark
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den Keller überlassen und trieb mich weiterhin im Bereich des Eingangs herum. Nach oben war ich nicht gegangen, von dort war auch nichts zu hören, was ein Eingreifen meinerseits gerechtfertigt hätte.
    Ich wartete.
    Und worauf wartete ich?
    Die Antwort war einfach. Der Schattenprinz war wichtig. Wenn Dahlia überlebt hatte, war es durchaus möglich, dass auch ihm die lange Zeit nichts ausgemacht hatte. Das wäre perfekt gewesen, wenn er mir plötzlich über den Weg gelaufen wäre. Wieder dachte ich an Dahlia. Wer war sie genau? Wie musste ich sie einschätzen? Auf welcher Seite stand sie wirklich?
    Es waren Fragen, die mich beschäftigten, und ich suchte nach Antworten. Ich war mir nicht sicher, ob Dahlia tatsächlich auf meiner Seite stand, denn damals war sie vom Schattenprinz fasziniert gewesen. Sie hätte sich ihm hingegeben, wenn Hector de Valois nicht erschienen wäre.
    Heute auch? Oder hatte sich etwas verändert? Ich wusste es nicht, stufte sie allerdings als eine gute Schauspielerin ein, die genau wusste, wohin der Weg sie führte.
    Im Moment war sie mit Julia zusammen. Sie war so etwas wie die Chefin des Klosters. Eine Frau, die sich mit den Dingen abgefunden hatte. Die unter Umständen aber auch eigene Pläne verfolgte. Ich kannte sie nicht, musste sie nur akzeptieren.
    Ich hatte mir bewusst ungefähr fünf Minuten gegeben, um hier etwas zu entdecken.
    Passiert war nichts. Ich hatte nicht eine weitere Nonne gesehen, dafür aber aus dem Keller Geräusche gehört, die mir gar nicht gefallen konnten.
    Ich wartete noch einen Moment, hörte dann nichts mehr, was auch so blieb, und entschloss mich trotzdem, nachzuschauen. Die fremden Laute waren aus dem Keller gedrungen, wohin sich mein Freund Bill Conolly aufgemacht hatte.
    Um es kurz zu machen. Ich musste nicht in den Keller, denn Bill kam mir bereits entgegen. Sein Gesicht zeigte eine gewisse Anspannung, die aber durch ein Lächeln wettgemacht wurde.
    »Und?«
    Bill zeigte mir die Beretta. »Ich musste zweimal schießen. Ging nicht anders.«
    »Das habe ich gehört. Hast du wenigstens Erfolg gehabt?«
    »Einen halben.«
    »Wieso das?«
    Ich bekam gesagt, dass er von den zwei Halbvampiren nichts erfahren hatte. Er hatte auch keine anderen in der Kellerregion gesehen und war jetzt auf dem Weg nach oben in die Etage, in der die Zimmer der Nonnen liegen mussten.
    »Okay, dann geh mal.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich suche den Schattenprinz.«
    »Dann viel Spaß. Hast du denn eine Spur von ihm? Oder vielleicht einen Hinweis?«
    »Nein, aber ich habe den Eindruck, dass ich hier warten muss. Wir haben Dahlia hierher gebracht. Was der Schattenprinz damals nicht geschafft hat, kann er heute vollenden.«
    »Meinst du?«
    »Ja, Bill. Auch wenn sich Dahlia verändert hat, er wird sie erkennen, und sie ihn auch.«
    »Gut, dann wäre ja alles geklärt.« Er nickte mir zu und deutete gegen die Decke. »Ich bleibe dabei und sehe mich oben um. Die Nonnen müssen ja irgendwo sein.«
    »Okay, schau du nach, ich bleibe in diesem Bereich.«
    Bill akzeptierte es. Er nickte mir noch mal zu, dann setzte er sich in Bewegung und steuerte die Treppe an, die er schließlich langsam hoch schritt.
    Ich blieb zurück. Mein Blick war auf die Tür gerichtet, hinter der die beiden Frauen verschwunden waren. Irgendwas stimmte nicht, obwohl alles so normal aussah.
    Um mich zu überzeugen, ob ich recht hatte, musste ich nachschauen. Ich ging davon aus, dass ich hinter der Tür so etwas wie ein Büro finden würde. Unhöflich wollte ich nicht sein, deshalb klopfte ich zunächst an. Eine Reaktion war nicht zu hören.
    Das ärgerte mich schon ein wenig, und deshalb drückte ich auf die Klinke, die aus braunem Metall bestand.
    Ja, die Tür war offen, aber ich stieß sie nicht auf, sondern zog behutsam daran.
    Der Blick wurde frei.
    Vor mir lag ein Zimmer, das man auch als altes Büro hätte bezeichnen können. Zumindest von der Einrichtung her. Aber ich sah keinen Computer. Dafür eine Schreibmaschine, eine Sitzbank, auch zwei Schränke für Akten und Regale.
    Nur sah ich keine Menschen.
    Dafür fiel mir eine andere Tür ins Auge. Sie lag meiner hier, an der ich stand, gegenüber. Mir war klar, dass Dahlia und Julia durch diese Tür verschwunden waren, und als ich daran dachte, zog sich die Umgebung meines Magens schon zusammen.
    Das war kein gutes Gefühl – irgendwie fühlte ich mich sogar reingelegt.
    Ich wartete nicht länger und ging quer durch den Raum auf diese zweite Tür zu. Ich hielt
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