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1765 - Der Schattenprinz

1765 - Der Schattenprinz

Titel: 1765 - Der Schattenprinz
Autoren: Jason Dark
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hörbar gesagt.
    »Ja, ich bin hier!«
    Ich fuhr nach rechts herum.
    Und da sah ich ihn.
    Er stand im dunkleren Teil des Zimmers und beobachtete mich aus Glutaugen, die mir Angst einjagen sollten...
    ***
    Bill Conolly ging die Treppe hoch. Er kam sich wie der einsame Sheriff vor, dem man der Stern gegeben hatte, damit er aufräumte. Der Reporter bemühte sich, so leise wie möglich zu sein. Schließlich wollte nicht er überrascht werden, sondern jemand sein, der andere Menschen überraschte. Er ließ die Treppe hinter sich und erreichte einen breiten Gang in der erste Etage, bei dem es nur Türen an der rechten Seite gab.
    An der linken Wand hingen große Gemälde, die eigentlich fröhliche Farben zeigten. Doch in dieser Umgebung sah alles düster aus.
    Bill konzentrierte sich auf die erste Tür und öffnete sie.
    Im Zimmer war es matt hell. Es brannte aber Licht. Auf einem Bett lag rücklings eine Nonne. Neben ihr hockte ein Halbvampir. Er hatte das Messer mit der blutigen Klinge zur Seite gelegt und leckte die Armwunde, die er der Nonne beigebracht hatte...
    ***
    War es so auch vor mehr als zweihundert Jahren gewesen? Hatten sich Hector de Valois und der Blutsauger auch so gegenüber gestanden wie wir beide an diesem Tag?
    Ich hatte keine Ahnung, aber viel anders konnte es nicht gewesen sein.
    Und jetzt war ich gespannt darauf, wie er reagierte. Ich sah ihn zum ersten Mal, er sah mich ebenfalls zum ersten Mal, und jetzt musste etwas in Bewegung geraten. Es lag nicht an meinem Aussehen, sondern an dem, was vor meiner Brust hing.
    Er kannte das Kreuz.
    Es hing vor meiner Brust und gab ein schwaches Schimmern ab, das er sicherlich auch sah. Noch war es ziemlich dunkel im Raum, was mir nicht passte. Ich wäre gern zu einem der Fenster gegangen, um für mehr Helligkeit zu sorgen, aber das konnte ich mir sparen, denn die Fenster standen offen, und von draußen wehte der Wind als Bö in den Raum und erfasste den Vorhang. Er wehte ihn hoch, ließ ihn dann wieder zurückfallen, aber es wurde nicht mehr dunkel, denn der Vorhang sank nicht wieder ganz nach unten, sondern hing an einer Fensterseite fest.
    Jetzt fiel genügend Licht in den Raum.
    Ich sah ihn.
    Er sah mich.
    Und er sah auch das Kreuz vor meiner Brust, das für einen Aufschrei bei ihm sorgte.
    »Hector de Valois!«
    Ja, er hatte den Namen wie einen Schrei ausgestoßen. Ich hielt mich mit einem Kommentar zurück, sondern schaute mir die Gestalt nur an. So musste sie auch damals ausgesehen haben. Silbriges Grauhaar, ein Umhang wie ein Mantel, der weit geschnitten war und hinab bis zu den Knöcheln reichte. Das passte schon zu einem Vampir, aber das Gesicht nicht. Er hielt den Mund geschlossen. Auf der Oberlippe zeichnete sich ein heller Bartstreifen ab. Die Augenbrauen waren dick und die tief in den Höhlen liegenden Pupillen strahlten eine rötliche Farbe ab, als hätte sich dort Blut hineingedrängt.
    Ich deutete auf das Kreuz. »Kennst du es?«
    Er schüttelte den Kopf. »Woher hast du es? Wer bist du? Du bist nicht Hector de Valois.«
    »Stimmt.«
    »Aber du hast das Kreuz.«
    »Ja, als Sohn des Lichts.«
    Er zuckte wieder zusammen. »Sohn des Lichts. So habe ich schon mal jemanden sprechen hören.«
    »De Valois?«
    »Ja. Ich hätte ihn gern getötet, aber es hat nicht sollen sein. Jetzt bist du da, und ich spüre, dass du etwas von dem hast, was ich auch bei Hector festgestellt habe.« Er lachte. »Egal, es muss endlich einen Sieger geben.«
    Das war die ganz große Geste, mit der er mich zu schocken versuchte, zugleich bewegte er seinen rechten Arm und sorgte dafür, dass er hinter seinen Rücken glitt. Ich hörte ein schabendes Geräusch und sah wenig später etwas blitzen, denn da hatte er seine Waffe – einen Degen – gezogen.
    Und plötzlich war er schnell wie ein Wiesel, als er mich mit dieser Waffe angriff...
    ***
    Bill Conolly wusste nicht, welches Geräusch er abgegeben hatte, aber es war gehört worden, denn der Halbvampir ließ von seiner Beschäftigung ab. Er hob den Kopf an und grinste breit mit seinen von Blut bedeckten Lippen.
    »He, wo kommst du her?«
    »Aus der Hölle!«, erklärte Bill.
    Der Halbvampir grinste noch immer, doch als er in die Mündung der Waffe schaute, grinste er nicht mehr.
    »He, was hast du...?«
    »Ich gebe dir nur das, was dir zusteht.« Bill schoss dem Halbvampir eine Kugel in den Kopf. Die Gestalt sank nach hinten und blieb dort liegen.
    Bill hörte das Stöhnen der verletzten Nonne. Er sah, wie sie sich
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