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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse
Autoren: Michael M. Thurner
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lang glaubte er zu ersticken, dann hatte er sich umgewöhnt und bekam ausreichend Sauerstoff.
    Ein Sandstrand lag vor ihm, öde und leer. Nichts rührte sich.
    »Fußspuren«, sagte Sim'tol neben ihm. »Sie führen den Strand hoch und in den Dschungel hinein.«
    »Das sehe ich selbst!«, herrschte Hang'el ihn an und schlug dem Krieger wuchtig über den zerrupften Kopfkamm.
    Ein Fehler! Er durfte sich nicht so gehen lassen, wenn sie ihre unbekannten Gegner überraschen wollten.
    Halt suchend tastete er über seinen Dreizack. Lediglich ein Dutzend seiner Leute besaß funktionierende Jagdharpunen. Sie alle hatten sich während der letzten Zeit ausschließlich um das Vergnügen der Nahrungsaufnahme gekümmert und auf die Arbeit der Batangs verlassen. Alle anderen Dinge waren zweitrangig geworden.
    »Dort bewegt sich etwas«, flüsterte Sim'tol neben ihm.
    Er deutete in das Grün des Dschungels hinein.
    War denn die Maßregelung nicht deutlich genug gewesen? Zweifelte der Krieger noch immer an seiner Autorität? Am liebsten hätte er ihn… hätte er ihn …
    Wie wohl das Fleisch eines anderen Hydriten schmeckte?
    Ein blonder Haarschopf tauchte neugierig zwischen den Gewächsen auf – ein Mensch! Hang'el tauchte sofort ins körpertiefe Wasser zurück, überblickte die unruhige Gefolgschaft müder Frauen, Männer und Halbwüchsiger, stellte seine Atmung neuerlich um.
    »Folgt mir zum Angriff und bleibt möglichst lange unter Wasser«, wies er sie an. »Wer auch immer uns hierher gelockt hat – er soll in unseren Mägen enden!«
    Hang'el fühlte kühles Blut durch seine Adern pumpen.
    Mit stolzgeschwellter Brust gab er den Angriffsbefehl. Sie waren die schrecklichsten Kreaturen des Meeres.
    Niemand würde sie nun noch aufhalten können.
    12.
    »Was für ein jämmerlicher Haufen!«, entfuhr es Yngve, als er die Hydriten über den Strand taumeln sah.
    »Unterschätze sie bloß nicht«, sagte Aruula. »Sie sind klug und können bedingungslose Kämpfer sein, wenn's drauf ankommt.« Sie duckte sich tiefer ins geräumte Unterholz. Nach wie vor achteten sie darauf, nicht vom Dschungelweg der Mooken abzuweichen. Der Dschungel schwieg zwar, aber das konnte sich jederzeit ändern.
    »Sie kommen direkt auf uns zu.« Yngve nestelte nervös am Griff seiner Waffe, überprüfte mit dem Daumen immer wieder die Schärfe seiner schartigen Klinge.
    »Wir müssen darauf achten, stets den richtigen Abstand zu ihnen zu halten.« Aruula richtete sich auf, schüttelte das Haar aus, trat bewusst auf einen morschen Zweig.
    Einer der Hydriten sah sie. Er klackerte etwas in seiner seltsamen Sprache und deutete in ihre Richtung. Sofort beschleunigte der Trupp. Eine aufgedunsene Frau mit schlaffen Brüsten feuerte ein Geschoss auf sie ab. Viel zu hoch und viel zu weit links bohrte es sich in einen Ast.
    Augenblicklich ließen sich die Tiere des Dschungels hören. Es rasselte, schmatzte, piepste und brummte bedrohlich.
    »Komm – wir ziehen uns zurück.« Aruula zog Yngve mit sich. Der Zorn über die demütigende Behandlung am Aypayat war noch lange nicht vergessen. Sie konnte ihm ansehen, dass er sich am liebsten der feindlichen Übermacht gestellt hätte. Aber das würde ihrem Plan zuwider laufen.
    Sie stapften über den bereits bekannten Weg ins Inselinnere. Mooken, die links und rechts des Weges standen, schlossen sich ihnen an. Sie meinten durch ihre bloße Anwesenheit die Gefahren des Dschungels zu bannen.
    »Wir sind stärker als sie!«, behauptete Yngve kurz vor dem Ziel. »Stellen wir uns den Hydriten und machen wir kurzen Prozess.«
    »Geht es denn nicht in deinen Sturschädel hinein, dass es auch andere Lösungen gibt, als den Feind zu töten?«
    Aruula schüttelte den Kopf über so viel Unvernunft.
    »Du bist zu weichherzig.« Yngve presste die Lippen aufeinander. »Mich wundert, wie du so lange überleben konntest.«
    Aruula schwieg, während sie den Rest des Weges entlang liefen. Immer wieder mussten sie auf die Hydriten warten, die unbeholfen durch den Dschungel tappten.
    »Jetzt hinein!«, wies sie die Mooken an. Chaang, gekleidet wie ein Krieger, organisierte die Seezigeuner und führte sie ins Dunkel des Bunkers.
    »Wir tun, was notwendig ist. Nicht mehr und nicht weniger. Hast du mich verstanden?« Aruula blickte Yngve streng in die Augen. Konnte sie sich auf ihn verlassen?
    »Ich hoffe, du wirst diesen Entschluss nicht bereuen«, gab er schmallippig zur Antwort.
    Sie legte ihm eine Hand auf die verkrampfte Schulter.
    »Ich weiß,
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