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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse
Autoren: Michael M. Thurner
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Hatten sie die Hydriten weit genug abgehängt?
    Da stand Chaang mit der letzten Fackel in der Hand.
    Er winkte sie ungeduldig herbei, drückte Aruula den dünnen Strick in die Hand… und sprang, Yngve ihm hinterher.
    Der erste Hydrit rüttelte an der Tür, die den Gang vom ehemaligen Nistplatz des Monsters trennte. Aruula musste sich beeilen, bevor die Horde die Tür öffnen konnte. Bevor es ein Blutbad geben würde! Sie blickte auf die Kiste mit den Eiseneiern, sandte ein Bittwort an Wudan und folgte ihren Begleitern.
    Hinab in den schlickigen Kanal, mit der Schnur in der Hand.
    Der Kanal mündete in eine Höhle darunter. Bevor Aruula ins Wasser eintauchte, spürte sie den kurzen Widerstand der Schnur in ihrer Hand und stellte sich vor, wie nun die eisernen, verrosteten Zapfen von den alten Waffen gezogen wurden. Nur noch wenige Augenblicke blieben ihr. Sie stieß sich vom Grund ab und schwamm mit kräftigen Zügen in jene Richtung, in der sie die Schiffe der Mooken wusste.
    Eine Druckwelle, die sich ins Wasser hinein fortpflanzte und einen plötzlichen Sog nach hinten erzeugte, kündete von der Explosion in der Kammer oben.
    Es hatte funktioniert; zumindest eins der Eiseneier war noch intakt gewesen! Hoffentlich hatte die Sprengkraft ausgereicht, um den Zugang zur Unterwasserhöhle zu verschütten.
    Aruula kämpfte sich weiter voran, bis sie sich endlich von mehreren Armen gepackt und aus dem Wasser gezogen fühlte. Sie sog die kühle, köstliche Luft in ihre Lungen, gönnte sich aber keine Verschnaufpause. »Los, weiter!«, krächzte sie. »Zurück zum Eingang! Wir müssen den anderen dort helfen!«
    Eine Welle trieb die Schiffe der Mooken vor sich her, aus der Höhle auf den Ozean hinaus. Geschickt umschifften die Seezigeuner das messerscharfe Riff, kämpften gegen mehrere Brecher an, die landwärts rollten, und kehrten nur wenige Minuten nach der Explosion an die Küste der Insel Karimun zurück.
    Die Mooken jubelten. Bis hierher hatte Aruulas Plan funktioniert.
    15.
    »Und was machen wir nun mit ihnen?«, fragte Yngve, nachdem die verrostete Stahltür des Bunkers von außen verschlossen und gesichert war.
    Aruula betrachtete den Steinberg, den ein Dutzend Seezigeuner, die hier oben zurückgeblieben waren, vor dem Tor aufgestapelt hatte. Sie hatten den Auftrag gehabt, abzuwarten, bis auch der letzte Hydrit im Bunker verschwunden war, und dann mit ihrer Arbeit zu beginnen.
    Keiner der Mar'os-Jünger, die Aruula und Yngve und dem Rest der Mooken in die dunklen Eingeweide des Betonlabyrinths gefolgt waren, hatte bis jetzt zum Eingang zurückgefunden.
    Sechs tote Hydriten hatte Aruula auf dem Weg hierher gezählt, allesamt den Gefahren des Dschungels zum Opfer gefallen. Auf Seiten der Mooken gab es keine Verluste.
    »Ich weiß, dass nur der Genuss von Fisch und Fleisch sie zu Bestien gemacht hat«, gab Aruula zur Antwort.
    »Darum war es richtig, sie lebend zu fangen. Vielleicht können wir sie wieder zur Vernunft bringen.«
    »Du meinst, indem wir ihnen nur Grünzeug zu essen geben?« Yngve klang skeptisch.
    Aruula trat dicht an den aufgestapelten Felshaufen, als Chaang ihr winkte. Von drinnen drang ein Zischen und Klacken an ihr Ohr. Die Hydriten hatten den Weg zurück schneller gefunden als vermutet, und nun steckten sie wie Taratzen in der Falle.
    Hier draußen herrschte dagegen Jubelstimmung. Rufe gellten. Die Neen Lobon seien endlich wieder frei.
    Karimun sei wieder frei. Die Mooken seien wieder frei.
    Doch »Karamayan« war das meistgehörte Wort. Diesmal fiel es im Zusammenhang mit den Hydriten.
    »Tötet die Hydriten!«, so wollte es das geplagte Volk, das die jahrelange Belastung und Angst endlich von sich abgefallen sah. Ausgeräuchert gehörten sie, alle Luftlöcher abgedichtet, sodass sie erstickten…
    »Nein!«, sagte Aruula entschlossen. Breitbeinig stellte sie sich vor den Geröllhaufen. »Die Hydriten können geheilt werden!«, rief sie in die Runde und bat Chaang, ihre Worte zu übersetzen. »Sobald sie dem Fleisch entwöhnt sind, werden sie wieder zu intelligenten Geschöpfen, die euch für all eure Opfer entschädigen werden.«
    »Das ist nicht gut, Aruula!«, protestierte der junge Krieger. »Die Götter wollen ein Opfer.«
    »Die Götter – oder ihr?«
    Chaang senkte den Blick, übersetzte den mittlerweile verstummten Mooken ihre Worte.
    Protestgemurmel wurde laut. Da und dort schwang ein Seezigeuner ein flugs gezücktes Messer.
    »Das ist Wahnsinn, Aruula!«, flüsterte Yngve. »Du bringst
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