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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse
Autoren: Michael M. Thurner
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wurde.
    Aber das scherte Hang'el nicht. Er dachte lediglich daran, wie er die nächste Dosis Frischfleisch für sich und seine Anhänger herankarren konnte.
    Ein Gong, der über die Schwingungen der Schiffshülle weiter getragen wurde, riss ihn aus der Lethargie.
    Die Batangs kehrten zurück!
    ***
    »Bloß zwei von ihnen«, tobte Hang'el, »und beide mit leeren Klauen! Darüber hinaus sind sie trotz der bionetischen Steuerhülle so verwirrt, dass wir sie kaum mehr handhaben können.«
    »Zorast'er kommt nicht zurück«, behauptete Sim'tol.
    »Er ist oben geblieben, lacht sich eines und frisst sich mit Hilfe der anderen Batangs satt.«
    »Schweig!«, fuhr ihn Hang'el an. »Er würde es niemals alleine schaffen. Die Flugtiere sind zu schwer zu kontrollieren. Außerdem würde Zorast'er am Land auf Dauer nicht überleben.«
    »Dann hat er sich von den Batangs davontragen lassen«, behauptete Ari'nea, eine der wenigen Mar'os-Frauen. »Irgendwo, fernab, baut er sich ganz alleine ein kleines Reich auf und frisst und frisst und frisst…«
    Die Unruhe der Hydriten, die sich im leeren Schiffsrumpf versammelt hatten, nahm weiter zu. Viele seiner Gefolgsleute zeigten bereits schwere Symptome von Nässefieber. Sie litten so wie er an der Fleischlosigkeit. An den Entzugserscheinungen…
    »Wir sollten einen Stoßtrupp nach oben schicken«, schlug wiederum Ari'nea vor. Sie rieb ihre Hüfte lüstern an einer Strebe und sandte eindeutige Zeichen in mehrere Richtungen aus. Seit Tagen verbarg sie ihr Hungergefühl hinter verstärkter Promiskuität. Auch Hang'el hatte ihr mehrmals beigewohnt. Gemeinsam hatten sie für kurze Zeit die Leere in ihren Mägen füllen können – um danach umso stärker zu leiden.
    »Die Batangs sind bis auf zwei Exemplare noch alle oben«, klackte Hang'el wütend. »Zorast'er gab an, eine besonders große Ladung Fleisch für uns bereit zu stellen. Ich hätte ihm niemals trauen sollen, diesem Krüppelflossler!«
    Ein schreckliches Geräusch ertönte. Ein Sirren und Wimmern, das entfernte Ähnlichkeit mit einem hydritischen Anlockruf hatte.
    »Seid still!«, herrschte er seine Mar'os-Jünger an, die unartikuliert durcheinander klackerten.
    Sie gehorchten.
    Noch.
    Irgendwann, wenn er nicht aufpasste, würden sie über ihn herfallen. Hinterrücks, natürlich. Gegen seine körperliche Stärke kamen sie bei einem offenen Angriff nicht an.
    Erneut ertönte das Signal. Noch falscher, noch enervierender diesmal.
    »Es ist ein Alarmzeichen!«, sagte der bucklige Sim'tol.
    »Irgendjemand will uns warnen.«
    »Und wer sollte das sein?«, fragte Ari'nea.
    »Vielleicht Zorast'er?« Nachdenklich trieb Hang'el durchs Wasser. »Tun wir ihm möglicherweise Unrecht? Ist er verletzt und benötigt unsere Hilfe?«
    Seine Gefolgsleute sahen ihn stumpf an. Kaum einer konnte noch einem klaren Gedanken folgen. Vielen von ihnen war bereits alles egal; Hauptsache, sie gelangten an Nahrung.
    »Ihr drei folgt dem Alarmsignal«, sagte Hang'el und deutete willkürlich auf drei Hydriten, die einigermaßen munter wirkten. »Bringt mir Zorast'er zurück, und bringt uns die Nahrung!«
    Endlich geriet ein wenig Bewegung in die Versammlung. Das Schicksal Zorast'ers war ihnen allen herzlich egal. Aber der Gedanke, endlich wieder Fleisch zwischen die Zähne zu bekommen, weckte sie aus der Lethargie.
    Ein drittes Mal ertönte der Klagelaut. Er stammte, wenn er seinem Orientierungssinn vertrauen durfte, aus der Richtung der Insel Karimun.
    Die drei Gefolgsleute verließen das Schiff mit höchster Geschwindigkeit. Vorbei an losgelösten Teilen, die seltsame, kaum noch lesbare Schriftzeichen wie »Britisch Navy« oder »HMS Exeter/Convey« trugen. Sie verschwanden in der grenzenlosen Dunkelheit ihres nahezu grenzenlosen Reiches – und kehrten nicht mehr wieder.
    10.
    »Wohin mit den dreien?«, fragte Yngve. Mit dem Kurzschwert, das ihm einer der Mooken überlassen hatte, trieb er die drei gefangenen Hydriten vor sich her über den Sandstrand Karimuns.
    »Nimm dir Chaang und ein paar kräftige Männer als zusätzliche Wachen«, wies ihn Aruula an. »Bringt sie zu unserer Falle und versorgt sie dort.«
    Die Barbarin spürte die Müdigkeit in allen Gliedern.
    Seit fast zwei Tagen hatte sie die Augen nicht mehr zugetan, und so wie es aussah, würde sie auch in den nächsten Stunden nicht dazu kommen.
    Im Nachhinein erschien es ihr unglaublich, dass sie die Mooken tatsächlich so weit gebracht hatten, ihrem Plan zuzustimmen. Wahrscheinlich war dies nicht
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