Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse
Autoren: Michael M. Thurner
Vom Netzwerk:
so sehr ihrem Verhandlungsgeschick, sondern vielmehr der Überzeugungskraft Chaangs zu verdanken. Die letzten Tage hatten ihn gestärkt und über die Schwelle zum Mannsein getragen. Wenn er dieses Abenteuer überlebte, würde er ein passabler Krieger und Führer seines Volkes werden.
    Aruula betrachtete die Einhornmuschel in ihrer Hand, mit der sie – war es tatsächlich erst gestern gewesen? – im Feuer am Strand herumgespielt hatte.
    Wundersamerweise hatte der Lockruf, den sie einmal von Quart'ol in Maddrax' Beisein gehört hatte, tatsächlich funktioniert. Drei Hydriten waren dem Klang der Muschel gefolgt, hatten die Insel Karimun an der gewünschten Stelle betreten – und waren direkt in die vorbereiteten Fangnetze gestolpert.
    Die drei Wasserwesen, die von den Mooken mit deutlich spürbarem Respekt betrachtet wurden, trugen lediglich primitive Hieb- und Stichwaffen bei sich.
    Darüber hinaus wirkten sie seltsam desorientiert. Ihre sonst so bewundernswert feingeschuppte Haut zeigte Schädigungen, Kiemen und Flossenhaut glänzten stumpf.
    Der Triumph über die drei Hydriten hatte das Selbstbewusstsein der Mooken gestärkt und Aruulas Position deutlich verbessert. Alleine die Tatsache, dass ihr Trick funktioniert hatte, bewies, dass ihre Theorien stimmten. Die Hydriten steckten wirklich hinter all dem Zauber – und sie waren bezwingbar.
    »Wie soll es nun weitergehen?«, rief ihr Yngve zu, der mittlerweile den Einstieg zum Dschungelpfad erreicht hatte.
    »Wir müssen noch einiges vorbereiten«, antwortete ihm Aruula. »Lass uns die Nacht abwarten. Dann werde ich die anderen Hydriten herbeirufen.«
    »Wenn wir den Worten dieser drei Wasserbanditen vertrauen können, haben wir mit mindestens fünfzig Gegnern zu rechnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mooken mit einer solchen Übermacht fertig werden.«
    Der Noorwejer hatte Recht. Die Mooken waren keine ausgebildeten Kämpfer, schon gar nicht auf dem ungewohnten Terrain des Festlandes. Aber Aruula wollte diese Geschichte zu einem möglichst unblutigen Ende bringen. Sie kannte die Hydriten als seltsames, aber durchaus vernünftiges Volk. In Quart'ol hatten sie und insbesondere Maddrax gar einen treuen Freund gefunden. Die Mar'os-Jünger konnten von ihrem Fleischwahn geheilt werden, das wusste sie. Wenn ihre List gelang, würde es nur wenig Blutvergießen geben.
    Aber dazu musste sie einen ganz besonderen Weg gehen.
    Einen, vor dem sie sich bereits jetzt ängstigte…
    ***
    Auch das Licht mehrerer Fackeln ließ Aruula den Bunker der Alten nicht heimeliger erscheinen, ganz im Gegenteil.
    Nager, Insekten und Schlangen, die sie bei ihrem ersten Besuch nicht gesehen hatte, kamen nun allzu deutlich zum Vorschein.
    Jene Mooken, die sie und Yngve begleiteten, murmelten Gebete an ihre Neen Lobon. Wenn man Chaang glauben durfte, spürten sie die Ahnen wesentlich besser als noch vor wenigen Stunden.
    Aruula betrat die Kammer mit den Eiseneiern.
    Mindestens zehn Stück lagen noch in der Kiste. Die würde sie wahrscheinlich auch brauchen. Beim Kampf gegen die Batangs am Aypayat waren nur zwei von sechs explodiert.
    Sie stieß Yngve an. »Komm – pack mit an! Wir müssen diese Kiste weiter ins Labyrinth hinein bringen. Und sei vorsichtig. Die Dinger darin sind sehr empfindlich.«
    Der Noorwejer packte zu und tapste geduldig hinter ihr her, während ihnen die Mooken weiterhin den Weg ausleuchteten.
    »Langsam jetzt«, warnte Aruula. Sie stellten die Kiste ab. Allmählich kamen sie in jenen Bereich, wo das Biest mit den langen Chitinfühlern hauste.
    Die Barbarin zog ihr Schwert und tastete sich in den Gang hinein. Yngve blieb dicht hinter ihr. Sie hatte ihm berichtet, was gestern hier passiert war. Der Noorwejer war nervös, blickte immer wieder nach links und rechts.
    »Es lebt hier irgendwo«, flüsterte Aruula. Sie tauchte ihr Schwert in das bereits wieder knöcheltiefe Wasser, führte es hin und her und achtete auf den geringsten Widerstand.
    Ein Zischen erklang, bösartig und aggressiv.
    »Dort vorne«, meinte Yngve mit gepresster Stimme. Er deutete auf zwei faustgroße geschlitzte Augen, die wie kleine Hügel aus dem Wasser ragten. Schuppige Nickhäute legten sich für einen Moment darüber – dann erfolgte mit unvermuteter Rasanz der Angriff.
    Zwei chitingepanzerte Fühler peitschten auf Aruula und ihren Begleiter zu, wollten ihre Arme packen und das Licht der Fackeln löschen. Sie wichen geistesgegenwärtig zur Seite, jeder an eine andere Wand des Ganges, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher