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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse
Autoren: Michael M. Thurner
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hieben mit ihren Schwertern zu.
    Das Untier brüllte auf, warf sich im nunmehr knietiefen Wasser tobend hin und her, brachte es zum Schäumen.
    Wie auf Kommando stürmten sie weiter vor. Sie blieben einerseits so dicht beieinander, dass sie ihrem unheimlichen Gegner nur eine einzige Angriffsfläche boten, und hielten andererseits doch ausreichend Abstand, sodass sie sich bei der Schwertarbeit nicht in die Quere kamen.
    Das Untier wütete wie toll, drehte und warf sich umher und gab Furcht erregende Töne von sich.
    Yngve erreichte den Gegner als erster. Er rutschte aus, hielt die Waffe instinktiv vor sich, als er ins Wasser klatschte – und Ruhe kehrte ein.
    »Das war's?«, fragte er nach einer Weile keuchend. Er stand auf und wischte sich angeekelt klebrigen Eiter vom Oberkörper.
    »Ich hoffe«, gab Aruula zurück. Sie watete zu ihm, nahm seine Klinge hoch und betrachtete den leblosen Körper des Tiers.
    »Angst«, sagte sie leise, »ist der schrecklichste Gegner des Kriegers.«
    »So ist es.« Yngve spießte den Kadaver auf und betrachtete ihn eingehend. Die vier Chitinfühler waren nur noch kurze, narbige Stummel. »Dieses Abenteuer werde ich auslassen, wenn ich dereinst an meinem eigenen Heldenlied dichte«, sagte er. Der Körper des vermeintlichen Monsters war nicht einmal so groß wie der Kopf eines Neugeborenen. Er wirkte äußerst fragil.
    Der eher zufällig geführte Schlag des Noorwejers hatte den Leib wie ein rohes Ei zerteilt.
    Aruula spürte, wie sich ihr Gesicht rötete. Bevor die Situation allzu peinlich wurde, wandte sie sich um und winkte ihre mookischen Begleiter heran. »Und nun wollen wir unsere kleine Falle vorbereiten…«
    11.
    Wieder übertrugen sich die Vibrationen des primitiven Alarmrufes durch das Wasser – aber sie waren nicht halb so jämmerlich, wie Hang'el sich fühlte.
    In seinem Magen kreischte, bohrte und rumorte Mar'os. Sein Gott verlangte nach Opfern. Nach leckerem Frischfleisch, nach Gebratenem oder Rohem. Nach irgendetwas, das diesen unglaublichen Heißhunger stillte. Selbst die letzten beiden Batangs waren der Blutgier seines Stamms zum Opfer gefallen. Und immer noch wollten sie mehr…
    Gierig haschte er nach dem meterlangen Aal, der ihn umkreiste. Hang'el packte ihn, biss ihn entzwei, würgte einen Teil des Leibes hinab und betrachtete, wie der Vorderteil des Fischs sich windend entfernte, während der hintere zuckend dem Meeresboden entgegen fiel. Blut quoll aus den Wunden und färbte das Wasser rot.
    Es half nichts! Er brüllte seinen Schmerz hinaus.
    Artgenossen antworteten ihm. Sie alle hatten aufgeblähte Leiber, gefüllt mit Fischfleisch, das sie in sich hineingestopft hatten. Trotzdem waren sie noch hungrig
    … auf die ganz besondere Speise.
    Wieder erklang das Alarmsignal. Näher diesmal. Als ob sich der Träger des Horns auf sie zu bewegte.
    »Vielleicht ruft uns ein Mensch«, mutmaßte Ari'nea.
    Mit ihrer Hand rieb sie über Hang'els Körper, wollte ihn erneut besitzen und damit ihren Schmerz für wenige Momente vergessen. Achtlos stieß er sie beiseite. Ihr aufgedunsener Leib war uninteressant für ihn geworden.
    Sie reizte ihn nicht mehr.
    »Lächerlich!«, sagte er. »Woher soll ein Oberflächenbewohner unsere Geheimnisse kennen?«
    Eine Schmerzwehe erfasste ihn, ließ ihn jeden klaren Gedanken vergessen. Hang'el krümmte sich zusammen.
    Als er wieder zu sich kam, hörte er den Lockruf ein drittes Mal.
    »Wer oder was auch immer uns ruft«, sagte er und legte möglichst viel Kraft in seine Stimme, »wir werden ihm folgen. Bewaffnet euch und kommt.«
    Die Mar'os-Jünger jubelten ob der Tatsache, dass endlich etwas geschah, und heizten sich gegenseitig auf.
    Es war eine müde Truppe von fünfundsechzig gezeichneten und erschöpften Hydriten, die einem unbekannten Ziel entgegen schwammen.
    Möglicherweise , so dachte sich Hang'el, ist es unsere letzte Reise. Aber wer auch immer uns erwartet: Wir werden ihm einen Kampf bis zum bitteren Ende liefern. Und wir werden mit Mar'os' Namen auf den Lippen sterben.
    ***
    Karimun, die Insel der Batangs, war ihr Ziel. Der Besitzer der Alarmmuschel hatte sich bislang bewegt, als säße er auf einem schiffbaren Gefährt oder tauchte gleich ihnen durch den Ozean. Nun aber kam der Ton von einer bestimmten Küstenstelle der Insel her.
    Hang'el tauchte vorsichtig mit dem Kopf über Wasser und stellte seinen Metabolismus auf Lungenatmung um.
    Wasser wurde durch seine Kiemen nach außen gepresst.
    Für einen fürchterlichen Moment
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