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1743 - Digital-Gespenster

Titel: 1743 - Digital-Gespenster
Autoren: Unbekannt
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beschränktem Umfang. Die Transaktionen großer Banken, die galaxisweit in die Billionen Galax gingen, ließen sich in Scheinen oder gar Hartwährung ohnehin nicht bewältigen. Es lag auf der Hand, daß beispielsweise ein Forschungszuschuß der Regierung in Höhe von 100 Millionen Galax nicht zur Folge hatte, daß in der Zentralbank ein Lastgleiter mit gewaltigen Bargeldstapeln beladen wurde, zur Bank des Forschungsinstituts reiste und den Segen dort ablud, damit er abermals in den Tresoren wieder aufgestapelt wurde.
    Was sich tatsächlich bei diesem Transfer änderte, waren lediglich ein paar Ziffern in bestimmten Speicherplätzen der zuständigen Syntroniken.
    Ein Run durchbrach dieses perfekt funktionierende System. Stürzten alle Kunden zugleich zur Bank, reichten die Bargeldreserven nicht aus. Die Folge war klar: Außer einem tobsüchtigen Haluter gab es kaum etwas, womit man den Terranern mehr Angst einjagen konnte als mit einer Bank, die kein Geld mehr zu haben schien. Die Panik griff um sich, andere Banken wurden ebenfalls belagert, der Notstand vergrößerte sich... Den Rest dieser Panik mit den unausweichlichen Folgen konnte jeder sich ausmalen.
    „Einstweilen noch nicht", versuchte Lucienne DuPrez die Erste Terranerin zu beruhigen. „Die Syntroniken haben uns rechtzeitig gewarnt; wir werden einen solchen Ansturm einige Tag lang abfangen können.
    Wenn die Tendenz aber anhält, bekommen wir Probleme. Wenn sich die Nachfrage nach Geld erhöht, steigt nach den uralten Gesetzen des Marktes auch der Preis für das Geld - die Zinsen jagen in die Höhe.
    Damit aber stimmen die Kalkulationen der Wirtschaft nicht mehr, die auf Kredite angewiesen ist, um Investitionen zu finanzieren."
    Geo Sheremdoc preßte die Lippen aufeinander.
    „Was kann man dagegen tun?" wollte er wissen.
    Lucienne DuPrez lächelte schwach.
    „Zum Teil gleicht sich das ganz von selbst aus", antwortete sie vorsichtig. „Die Terraner kaufen von diesem Geld Waren, die sie den Hamamesch anbieten wollen. Das erhöht abrupt die Nachfrage nach solchen Wirtschaftsgütern, die Preise steigen, und die Industrie macht fette Gewinne. Der Haken liegt an anderer Stelle. Normalerweise ist Geld völlig wertlos. Es stellt lediglich eine Verrechnungseinheit dar, einen abstrakten Wert für Waren und Dienstleistungen. Wenn das umlaufende Geld und die im Markt vorhandenen Waren im Gleichgewicht sind, ist alles in Ordnung."
    „Ich ahne, worauf du hinauswillst", murmelte Geo Sheremdoc.
    „Leider kaufen unsere Mitbürger für dieses Geld aber ganz besondere Waren, nämlich die der Hamamesch. Erstens ist dieses Zeug nach allem, was ich gehört habe, ohnehin wertloser Plunder; die Terraner könnten ihr Geld ebensogut einfach verbrennen. Zum anderen rücken sie diese Waren nicht mehr heraus, sie werden also nicht gehandelt, sondern aus dem Markt genommen. Es gibt mit ihnen keine weitere Wertschöpfung, wie das etwa bei einem Gleiter der Fall wäre. Und damit gerät dieses ausgeklügelte System völlig ins Wanken. Die Folgen sind unabsehbar.
    Hyperinflation, Zusammenbrüche von Unternehmen, Staatsbankrott..."
    Koka Szari bewegte lautlos die Lippen. Man konnte nicht erkennen, ob sie fluchte oder ein Stoßgebet sprach.
    „Was kann man dagegen tun?"
    „Legal? Praktisch nichts. Die Liga Freier Terraner ist ein demokratisches System. Eingriffe von so einschneidender Art sind nicht möglich. Wir können die Menschen schließlich nicht einfach enteignen.
    Was sie mit ihrem Geld machen, ist allein ihre Sache. Selbst wenn sie ihre Ersparnisse eines ganzen Lebens komplett für diesen gefährlichen Unfug verschwenden."
    „Und wie hoch sind die Vermögenswerte der Terraner, gibt es darüber exakte Zahlen?"
    Lucienne DuPrez schüttelte den Kopf.
    „Etliche Billiarden Galax wahrscheinlich. Der größte Teil davon ist allerdings so schnell nicht zu Geld zu machen. Nur..."
    „Deine Greuelmeldungen sind noch nicht beendet?"
    „Nicht ganz", gab die Bankerin zu, sie lächelte schwach.
    „Viele von jenen", fuhr sie fort, „die einen Hamamesch-Basar aufgesucht, aber dort nichts gekauft haben, weil ihnen das Geld für den Erwerb gefehlt hat, versuchen nunmehr, ihre Wünsche über Kredite zu finanzieren."
    „Dieser Wahnsinn kennt offenbar weder eine Grenze noch ein Ende", stellte Geo Sheremdoc ergrimmt fest.
    „Wir könnten natürlich eine restriktive Kreditpolitik betreiben", fuhr Lucienne DuPrez zögernd fort. „Aber dann gehen die Menschen zu windigen Kredithaien und
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