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1743 - Digital-Gespenster

Titel: 1743 - Digital-Gespenster
Autoren: Unbekannt
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mit ihren Waren durchaus nicht. Ich brauchte nur an die Gesichter der Kunden zu denken, derjenigen, die etwas gekauft hatten, und ganz besonders derjenigen, die nichts bekommen hatten, um von äußerstem Mißtrauen erfüllt zu sein. Da ich das Gemüt eines Schurken habe - nein, ich habe nie etwas grob Illegales angestellt, dafür bin ich dann doch zu feige -, kann ich Lumperei anderer Zeitgenossen auf zehn Lichtjahre gegen die galaktische Rotation riechen.
    Ich machte mich auf den Weg.
    Jerryn Zucor hatte einen auf dreißig Jahre befristeten Eigentumsvertrag über ein Appartement im 457sten Stockwerk von Rabaul-Tas abgeschlossen, soviel hatte mir die Syntronik verraten. Während ich mich in der Stadt aufhielt, wurde mein Mini-Syntron, den ich in der rechten Jackentasche trug, automatisch an die interne Syntronik der Stadt angeschlossen, so daß ich über alle wichtigen, öffentlich zugänglichen Daten von Rabaul-Tas binnen Sekundenbruchteilen verfügen konnte.
    Zucor noch an diesem Abend aufzusuchen schien mir wenig ratsam; der Mann mochte es vermutlich sowenig wie ich, wenn man ihn beim Schlummertrunk störte oder gar am Einschlafen hinderte. Da ich noch nicht müde war - ich hatte während des Fluges geschlafen, der Sitz war bequem gewesen, die Fahrgeräusche gering, und das Lenken hatte selbstverständlich der Gleitersyntron übernommen -, wollte ich mich erst ein wenig umsehen.
    Rabaul-Tas zeigte die lockere Bauweise, die alle Tasei-Städte in ihrem Inneren aufwiesen; jede Etage war gleichsam eine kleine Stadt für sich. Es gab Wohnungen, separate Arbeitsstätten, Labors, Ateliers und anderes, dazu die Arbeitsräume in den eigenen vier Wänden, wie sie weit verbreitet waren. Dazwischen waren Einkaufsmöglichkeiten gestreut, öffentliche Parks, Kneipen, Theater, Holo-Kinos, zoologische Gärten, künstliche Landschaften, Sportanlagen - kurz alles, was zu einer lebendigen und funktionstüchtigen Stadt gehörte.
    Die Bewohner solcher Städte konnten, wenn sie wollten, ganz für sich leben, ohne ihre Behausung jemals verlassen zu müssen. Sie schliefen dort, wohnten und arbeiteten, empfingen Besucher und ließen sich alles, was sie brauchten, von Servo-Robotern in die Wohnung liefern, nachdem sie es über ihren Syntron bestellt hatten.
    Aber sie konnten ihre Wohnung auch verlassen, und dann waren sie mitten im Gemeinschaftsleben, konnten Spazierengehen, Freunde treffen, einkaufen und sich amüsieren. Fast alles, was das Herz begehrte, gab es in Fußmarschnähe. Entfernungen von mehr als einem Kilometer konnten per Laufband bewältigt werden, der Verkehr zwischen der Stadt und dem Umland wurde mit Gleitertaxis abgewickelt, die an jedem Stockwerk anlegen konnten. Für die Fortbewegung in der Vertikalen gab es Antigravschächte und - für die etwas Ängstlichen - Liftkabinen.
    Das Licht, das man zum Leben brauchte, wurde tagsüber über ein sehr komplexes und extrem raffiniertes System von Lichtschächten und Faserleitungen überall verteilt, nachts gab es künstliche Beleuchtung, in den Wohnzonen ein bißchen schwächer, in den öffentlichen Bereichen taghell und sonnenähnlich.
    Ein Riesengebilde wie dieses, das von der Außenwelt recht wirksam abgeschlossen war, besaß ein eigenes, internes Klima, das von der Syntronik kontrolliert und gesteuert wurde. Sie sorgte beispielsweise dafür, daß die Körperwärme der Bewohner, die sich zwangsläufig im Inneren stauen mußte - Menschen heizen ziemlich gut -, abgeführt und gleichmäßig verteilt wurde, vor allem in die oberen Bereiche, wo es naturbedingt kälter war. Sie kümmerte sich auch darum, daß die Atemluft in allen Etagen die gleiche Dichte hatte, damit die Einwohner in zweitausend Metern Höhe nicht ständig nach Luft japsten oder Brustkörbe entwickelten wie die legendären Woolver-Zwillinge.
    Es ging auf elf Uhr Ortszeit zu, als ich die Vierhunderter-Sektion erreichte. Der Innenraum dieses Segments war ein einziger riesiger Dom, lichtdurchflutet und mit einem sehr beeindruckend aussehenden Wasserfall ausgestattet, der aus fast zweihundert Metern Höhe in majestätischer Wucht herabdonnerte; das Geräusch des stürzenden und aufprallenden Wassers wurde künstlich gedämpft, so daß man in seiner Nähe normal reden konnte. Auch die unvermeidlichen Wasserschwaden wurden abgefangen und abgeleitet. Ich sah dem Schauspiel eine Zeitlang zu, als einziger Zuschauer, bis ich plötzlich gestört wurde.
    Jemand zupfte an meiner Jacke.
    „Hallo!"
    Wenn man mich fragt, ob
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