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1743 - Digital-Gespenster

Titel: 1743 - Digital-Gespenster
Autoren: Unbekannt
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Regelfall ist dieser: Der Kunde schleppt beim Anflug etwas heran, das er für wertvoll hält. Diese Ware wird am Eingang geschätzt, dann bekommt der Kunde Hamsch-Bons - und für die kann er dann einkaufen."
    „Und was ist das, was die Kunden bringen?"
    „Technik", antwortete ich. Ich hatte mich lange, gut und genau umgesehen. „Hochwertige Technik, versteht sich. Syntrons in allen Größen und Spielarten. Waffen, obwohl die Hamamesch darauf nicht mal so besonders scharf zu sein scheinen. Manchmal tun sich die Kunden vorher auch zusammen, um ein besonders großes und teures Stück anzubieten. Ich habe es selbst erlebt, als mehr als eintausend Kunden in einem Charterschiff angereist kamen und den Hamamesch einen kompletten Hypertrop angeboten haben. Der erzielte Erlös wurde dann entsprechend auf die Kunden verteilt."
    Koka Szari Misonan und Geo Sheremdoc sahen sich an; ich bemerkte, wie sehr sie diese Nachricht schockierte.
    „Einen Hypertrop?" hakte die Frau nach.
    „Die Hamamesch sind scharf auf galaktische Technologie", bestätigte ich. „Um so schärfer, je moderner diese Technologie ist. Dabei sind sie übrigens nicht zu wählerisch. Sie nehmen auch landwirtschaftliche Geräte, Sportausrüstung, sogar Kinderspielzeug, wenn es nur modern ist. Kann sein, daß das lediglich Täuschung ist und daß sie es vornehmlich auf solche Technik abgesehen haben, die man als Waffe benutzen kann oder die in Raumschiffen Verwendung findet. Wenn dem so ist, tarnen sie es recht geschickt."
    Der Summer ertönte.
    „Bitte?"
    Der allgegenwärtige dienstbare Geist namens Syntronik meldete sich mit sanfter Stimme.
    „Deine Besucherin ist gekommen. Lucienne DuPrez."
    „Soll hereinkommen!" bestimmte Koka Szari sofort.
    Die Tür öffnete sich, und eine Frau trat ein, das Gesicht von Sorgen gezeichnet. Ansonsten war sie ein bißchen jünger als ich; eigentlich recht attraktiv. Aber sie machte den Eindruck jener Frauen, die viel zu beschäftigt sind, um sich intensiv um ihren Partner zu kümmern. Und in diesem Punkt bin ich sehr altmodisch, ich will umsorgt sein.
    „Du hast mich um ein Treffen gebeten", eröffnete die Erste Terranerin das Gespräch. „Wenn sich die Leiterin der Handelsbank bei mir meldet, kann das in diesen Zeiten schwerlich etwas Gutes bedeuten. Nimm Platz!
    Darf ich dir etwas anbieten?"
    „Fruchtsaft, bitte!" Während Lucienne DuPrez sich setzte, arbeitete der Service prompt und lautlos. „Deine Analyse ist beinahe richtig. Noch haben wir keine Probleme, aber wir werden bald welche bekommen."
    In Finanzproblemen kannte ich mich aus, wenn auch nicht auf dem Niveau dieser Lady. Ich stand auf und wollte gehen.
    „Bleib, vielleicht brauchen wir dich noch", bat Sheremdoc.
    Offenbar gedachten die beiden Spitzen der solaren Politik, mich für mein Honorar doch etwas länger arbeiten zu lassen als nur zwei Tage. Ich seufzte und nahm wieder Platz.
    Auf einem kleinen Arbeitstisch rechts neben mir konnte ich einen Stapel von Unterlagen erkennen; altmodische Ausdrucke offensichtlich. Man rechnete wohl nicht mit meiner besonderen Optik, weshalb man die Folien nicht bedeckt oder weggeräumt hatte.
    Aber sonderlich interessant fand ich die ganze Angelegenheit ohnehin nicht. Es war der Bericht irgendeines wissenschaftlichen Kurierschiffes; das hatte nichts mit meinem Auftrag zu tun. „Aufenthalt im Sheokorsystem abgeschlossen", so konnte ich lesen, „Arcoana haben kein Interesse, ins Solsystem zu kommen."
    Und, auf einem anderen Blatt: „Arcoana-Wissenschaftler haben keine potentielle Lösung errechnet, die sie überzeugt." Wie gesagt, nichts Wichtiges. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder der Leiterin der Handelsbank zu.
    „Wir registrieren seit einigen Tagen...", begann Lucienne DuPrez.
    „Laß mich raten", warf Geo Sheremdoc ein. „Seit Eröffnung des Basars KOROMBACH?"
    „Richtig, genau seit diesem Termin. Unsere Syntroniken haben uns darauf aufmerksam gemacht. Das Verhalten unserer Kunden hat sich geändert. Die Spareinlagen, gleichgültig, in welcher Form, gehen stark zurück. Offenbar halten es etliche Terraner für nötig, ihre Rücklagen aufzulösen."
    Koka Szari Misonan kniff die Augen etwas zusammen.
    „Droht ein Run?" wollte sie wissen.
    Ein Run, ich kannte den Begriff, bedeutete, daß die Kunden einer Bank in Massen anrückten, um ihr Geld abzuheben. Nun war aber der größte Teil des Geldbesitzes der Terraner praktisch nur als Information vorhanden, als Eintrag in Konten. Bargeld gab es nur in
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