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1721 - Utiekks Gesandte

Titel: 1721 - Utiekks Gesandte
Autoren: Unbekannt
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dichte Wolken aus Qualm nicht sehen. Einen fürchterlichen Augenblick lang hielt er das Bündel in seinen Armen fest.
    Aufschlag. Tod. Oder nicht?
    Semiodd prallte heftig gegen irgend etwas, rollte sich mit steifem Oberkörper ab und ließ aber nicht für einen Bruchteil einer Sekunde die schreiende Ouidane los.
    Ein brutaler Schmerz lahmte ihn für Sekunden. Irgend etwas in seinem Körper war gerissen, andere Partien mindestens geprellt.
    Feuer, überall ringsum. Das halbe Viertel stand in Flammen. Herth und die anderen im Haus waren längst verbrannt, in weiterem Umkreis wahrscheinlich viele tausend...
    Er wälzte sich mit seiner Last durch scheinbar brennenden Schlamm.
    Als er wieder zu Verstand kam und sich von Feuer eingeschlossen sah, aktivierte er den Kodegeber am Handgelenk.
    Semiodd kroch zur Straßenmitte und krümmte seinen Körper, so daß die Kleine Schutz vor der Hitze fand. Mit beiden Armen scharrte er Straßenschlamm heran, soviel er erwischen konnte, und formte ihn zu einer kleinen Barriere. Als seine Rückenhaut zu glühen anfing, als selbst der widerstandsfähige Barrayd kaum noch Luft bekam, senkte sich ein riesenhafter Schatten über die brennende Trabantenstadt.
    Semiodd riß die Augen auf.
    Ein dichter Nebel aus Feuchtigkeit regnete herab, der zwar nicht die Flammen löschte, aber als wirksames Kühlmittel sein Leben rettete.
    Über den brennenden Dächern hing regungslos eine pfeilförmige, mit einer unüberschaubaren Anzahl von Aufbauten versehene Kontur. Ein Heat-Kreuzer!
    Der Qualm wurde auseinandergetrieben, so daß direkt über dem Lehrer und seinem Schützling ein Trichter aus klarer Luft entstand.
    „Ouidane", brachte er mit krächzender Stimme hervor. Zuviel Rauch geatmet. „Lebst du? Bitte antworte mir..."
    Eine Weile hörte er gar nichts; bis er darauf kam, daß der Rauch wahrscheinlich seine Multiorgane verstopft hatte. Statt dessen konzentrierte er sich auf Bewegungen. Er spürte schwachen, aber konstanten Herzschlag, dazu flache Atemzüge. Quidane war bewußtlos. Sie würde überleben.
    Im Rumpf des Heat-Kreuzers fuhren kleine, erleuchtete Schleusen auf.
    Und heraus regneten Medoroboter, kleine Gleiter sowie Einheiten zur Feuerwehr. Semiodd entspannte sich. Mit großer Mühe öffnete er die gekrümmte, schützende Haltung des Oberkörpers und gab das Kind frei.
    Plötzlich tauchte vor seinen weit aufgerissenen Augen ein metallenes Ungetüm auf: ein Rettungsroboter des Kreuzers. Ebenso wie Ouidane verlor er das Bewußtsein.
     
    *
     
    Tje Minas, der höchste Organisator der Schule Utiekks, saß an seinem Lager, als Semiodd erwachte. Er fühlte sich matt und zerschlagen, aber das war nach Torturen dieser Art normal.
    „Kannst du reden, Semiodd?"
    „Ich will es... versuchen", brachte er heraus, unterbrochen von einem Hustenanfall. Durch beide Multiorgane an den Halsseiten stieß er dicke Flocken von Dreck aus. Danach fühlte sich der Lehrer jedoch erleichtert; das unerträgliche Kratzen im Schlund war fast beseitigt.
    „Wie konnte das passieren?" fragte Tje Minas scheinbar ruhig. „Du weißt, daß Ouidane eine von fünfzig ist, daß ihr also nichts passieren darf."
    „Sicher weiß ich das. Was kann ich aber an einem Unglücksfall ändern?"
    Tje Minas riß seine beiden Kugelaugen weit auf und starrte den Patienten auf seinem Lager mißtrauisch an. „Warum betonst du das Wort >Unglück< so sehr?"
    „Ouidanes Mutter starb kurz nach der Geburt. Aus irgendeinem Grund ist Utiekks Segen ausgeblieben. Dann die Flammenzeichnung in ihrem Gesicht... Flammen haben ihren Vater und alle anderen im Haus getötet.
    Ouidane bringt Unglück."
    „Ich glaube, du versuchst dich nur herauszureden, Semiodd!"
    „Ob eine solche Trabantenstadt brennt oder nicht, daran kann ich wenig ändern."
    „Es war dennoch deine Aufgabe."
    Semiodd wurde zornig, wagte aber nicht, dem Gefühl freien Lauf zu lassen. „Vielleicht liegt der Fehler woanders", bemerkte er leise. „Vielleicht ist es falsch, die Auserwählten bis zum dritten Lebensjahr an der Stätte ihrer Geburt zu belassen."
    Tje Minas war ein sehr großer Barrayd, kräftig und für einen solchen Posten sehr jung. Das geringe Alter hatte allerdings auch Vorteile; so verhielt sich der andere bei weitem nicht so starrsinnig wie der Vorgänger auf seinem Posten, den Semiodd noch selbst gekannt hatte.
    „Vielleicht ist es wirklich ein Fehler", gestand der Organisator ein.
    „Aber sie ist eine Immune. Sie wird nie wieder Gelegenheit haben, glücklich
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