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1721 - Utiekks Gesandte

Titel: 1721 - Utiekks Gesandte
Autoren: Unbekannt
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zu sein. Sie wird ihr ganzes Leben dem Kampf gegen Abrutian widmen. Zumindest diese drei Jahre braucht sie. Sonst findet sie später niemals zu psychischer Stabilität."
    Semiodd wußte das zwar. Dennoch erlaubte er sich eine andere Ansicht, und brachte dies auch deutlich zum Ausdruck.
    „Die Trabantenstadt ist abgebrannt. Es wird Jahre dauern, bis die überlebenden Bewohner sie wieder aufgebaut haben. Ouidanes Familie dürfte ausgelöscht sein. Also bleibe nur noch ich. Ich bitte dich, Tje Minas, mich und die Kleine in der Schule wohnen zu lassen."
    Er sah dem Organisator seine Nachdenklichkeit deutlich an. Am Ende aber kam Tje Minas zu dem Schluß, daß es wohl keinen besseren Ort für die Immune gab.
    „Sie bleibt hier", entschied er. „Nur sorge dafür, daß sie kein Unheil über die Schule bringt. Wenn ihr wirklich Utiekks Segen fehlt, schweben wir alle in höchster Gefahr."
     
    *
     
    Shergen der Mächtige, der höchste Gipfel des Planeten Yolmor, lag vollständig im Hoheitsgebiet der Schule. Die Landefelder entlang des Abhangs waren winzig - gegen die, die auf dem Raumhafen die mächtigen Heat-Kreuzer zu beherbergen hatten.
    Praktisch das halbe Bergmassiv war ausgehöhlt. Von hier aus wurden die schnellen Phoor-Jäger auf den Landefeldern versorgt, gewartet und im Extremfall auch repariert. Zu Beginn des Zeitalters Thirne waren 49 Immune am Leben. Sobald Ouidane aktiv hinzukam, viele Jahre in der Zukunft, würden es 50 sein, falls nicht einer der anderen vorzeitig starb.
    Bei Immunen konnte man niemals sicher sein. Die meisten erreichten jedoch ein sehr viel höheres Alter als gewöhnliche Barrayd.
    Was immer ein Immuner brauchen konnte, wonach ihm der Sinn auch stand - in der Schule Utiekks würde ihm der Wunsch erfüllt.
    Die kleine Ouidane verursachte einen ziemlichen Aufruhr unter den Lehrern und Mechanikern. Gewöhnlich hatte man im Inneren Shergans mit wandelnden Schatten zu tun; viele Barrayd an diesem Ort hatten jahrelang kein Kind mehr gesehen. Entsprechend hilflos stellten sich besonders die Mechaniker häufig an.
    Ouidane pflegte sooft wie möglich auf Fremde zuzustürmen, boshaft noch in diesem Alter, und sie mit undeutlich genuschelten Fragen zu bombardieren. Immerhin bewirkten Semiodds regelmäßige Schläge ein Abkühlen des Naturells. Die Kleine lernte andere Leute respektieren.
    Auf der anderen Seite entdeckte sie die Schule Utiekks, ihre spätere Heimat, bereits in frühestem Alter. Dieses Wissen würde sie später nie verlieren, es würde ihr von Nutzen sein. Nur die verbotenen Zonen blieben ihr verschlossen, sie bemerkte nicht einmal, daß es solche gab.
    Oftmals stand sie bewundernd vor den gedrungenen Phorr-Jägern und wünschte sich, ein Luk zu öffnen und hineinzukriechen. Semiodd untersagte ihr das jedoch. Weder Tje Minas noch die Mechaniker hätten das geringste Verständnis dafür gezeigt. Jeder einzelne Jäger gehörte einem Aktionspaar von Immunen, und diese zwei waren darauf angewiesen, an Bord stets jedes Detail im selben Zustand vorzufinden.
    Wie Blinde.
    So, wie auch du werden wirst, Ouidane.
    In der Schule blühte die Kleine auf. Obwohl sie erst knapp drei Jahre alt war, beherrschte sie die Sprache der Barrayd in Schrift und Ton perfekt. Lediglich mit der Aussprache haperte es, weil die Lautbildungsorgane in ihrem Rachen noch nicht ausgewachsen waren.
    Negative Folgen des Umzugs bemerkte Semiodd keine - und das befürchtete Unglück, das Ouidane bringen sollte, stellte sich genausowenig ein.
    Zur Mitte ihres dritten Lebensjahres hatten sich alle Barrayd an die kleine Besucherin gewöhnt, viele schätzten ihre quirlige Betriebsamkeit, andere liebten den Anblick eines Kindes in den vormals geheiligten Hallen. Überhaupt klein: Sie war inzwischen zu zwei Dritteln ausgewachsen, damit fast so kräftig wie der schwächliche Semiodd. Wenige Monate noch, dachte er manchmal, und er würde sich ihr gegenüber keine Schläge mehr erlauben können. Es war allerdings auch nicht nötig, weil sie mit jedem Tag vernünftiger wurde.
    Aber wie alles im Leben war dieser Zustand von kurzer Dauer.
    Ouidane entwickelte sich nicht nur geistig, sondern auch körperlich sehr schnell.
    Bald wies an ihrem Rücken die Lederhaut erste dunkle, rötliche Flecken auf. Von diesem Tag an ging es mit Ouidane bergab.
     
    3.
     
    Alaska Saedelaere Manchmal, wenn der ehemalige Maskenträger in der Nacht erwachte, mit schweißnassem Körper unter den Laken seines Bettes vergraben, dann entdeckte er den
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