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1721 - Utiekks Gesandte

Titel: 1721 - Utiekks Gesandte
Autoren: Unbekannt
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Widerschein eines. Lichts an der Kabinendecke.
    Er ließ den Schimmer auf sich wirken und wußte doch, daß jedes andere Wesen beim Anblick dieser Strahlen wahnsinnig geworden wäre. Bleibt weg von mir... Alle. Oder ich töte euch, ohne es zu wollen. Er war anders. Er hatte viele Jahrhunderte das Cappinfragment in seinem Gesicht getragen. Manchmal glaubte er, daß er niemals darüber hinwegkommen würde. Um sich zu einem normalen, unbefangenen Menschen zu entwickeln, dafür war der ehemalige Maskenträger zu alt.
    „Alaska", wisperte eine Stimme. „Du träumst, Alaska. Sieh dir lieber die Blume an."
    „Was?"
    Er brauchte ein paar Sekunden, bis er in die Realität zurückgefunden hatte. Dies war nicht seine Kabine; der Widerschein an der Decke, den er wie in Hypnose angestarrt hatte, stammte lediglich von der Deckenleuchte eines Ayindi-Schiffes.
    Mit einer hölzernen Bewegung fuhr sich Alaska Saedelaere durch das Gesicht. Er hatte immer Angst, daß dieses Gesicht zuviel Gefühle zeigte.
    Sich etwas wünschen, und dies dann umzusetzen, wenn es möglich wurde, waren verschiedene Dinge. Er konnte kein normaler Mensch werden.
    Allein schon deshalb nicht, weil er ein Unsterblicher war und mit normalen Menschen nur noch wenig gemeinsam hatte.
    „Die Blume, Alaska!" drängte die Frau neben ihm.
    Es war Nadja Vandemar, die eine Hälfte ihres Zwillings-Mutantenpärchens. Alaska verdrängte ganz schnell einige unerwünschte Gedanken. Nicht jetzt!
    Mila, ihre Schwester, saß daneben und schaute Saedelaere strafend an.
    Die anderen Unsterblichen verhielten sich weniger streng. Daß sie ab und zu auf Saedelaere warten mußten, daran waren sie gewöhnt.
    In der Mitte ihrer Runde schwebte eine farbige Projektion. Sie besaß die Form einer terranischen Nelke - hatte aber mit einer Blume nichts anderes als die Form gemein. In Wirklichkeit handelte es sich um das Bild eines Irrläufer-Sternhaufens mitten im Leerraum zwischen mehreren Galaxien, 22,5 Millionen Lichtjahre entfernt.
    „Nachdem wir nun alle wieder bei uns sind", sagte Rhodan mit mildem Lächeln, „laßt mich bitte zusammenfassen: Der abrusische Kommandant namens Cryzz ist tot. Weshalb, wissen wir nicht genau. Wir wissen jedoch, daß in seinem kristallinen Gehirn eine Art Koordinatensystem verankert war. Den Nullpunkt dieses Systems kennen wir nicht. Allerdings haben wir einen einzigen, markierten Punkt gefunden. Dieser Punkt ist wahrscheinlich mit dem Nihhat-Nebel identisch."
    Saedelaere starrte auf die Projektion der Nelke, die sich in Zeitlupe drehte und absolut flimmerfrei erschien. Cryzz, der Kommandant, hatte vermutlich die Aufgabe gehabt, einen Verband von abrusischen Schneeflocken in den Einsatz zu führen. Die Schiffe aus Kristall verbreiteten um sich eine tödliche Aura, die, entsprechend eingesetzt, in weitem Umkreis jedes Leben vernichten konnte.
    Wenn also eine ganze Flotte dieser Flocken in Richtung Nihhat-Nebel unterwegs war, dann nur aus einem Grund. Es gab Leben dort. Leben, das die Abruse vernichten wollte.
    Außer den Ayindi hatte man im Arresum, auf der Minus-Seite des Universums, nicht einmal eine Spur von Leben gefunden. Der Nihhat-Nebel stellte demnach das logische Ziel einer Expedition dar. Vielleicht konnte man potentielle Verbündete finden. Oder einen Hinweis, der ihnen half, das Rätsel der Abruse zu lösen.
    „22,5 Millionen Lichtjahre Distanz", rechnete Rhodan laut. „Ich würde sagen, wir veranschlagen mit dem Rochen sieben Tage reine Flugzeit. Es könnte sein, daß wir die eine oder andere Zwischenstation machen.
    Schließlich weiß keiner, was wir auf dem Weg dorthin erleben."
    Wenn Rhodan mit soviel Nachdruck sprach, hieß das, die Entscheidung war gefallen. Es hatte dann wenig Sinn, dagegen anzuargumentieren; der Terraner pflegte seine Entscheidungen gründlich zu bedenken.
    Saedelaeres Blick rückte wieder in die Ferne. Er hatte keinen guten Tag. Hätte er die Maske getragen, hätte man an diesem Tag farbige, irisierende Blitze gesehen, die aus den Augenschlitzen hervordrangen.
    Heutzutage maskierte sich Saedelaere hur mit undurchdringlicher Miene.
    „Was ist mit dir, Alaska?" fragte Nadja Vandemar. Ihre Augen blitzten kurz auf.
    „Nichts", gab er brüsk zurück.
    Was hätte er sagen sollen? Daß in seinem Inneren eine dunkle Ahnung war? Und daß ihn dennoch etwas in die Ferne zog... Vor seinen Augen erlosch die projizierte Blume. Dahinter kamen die nackten Wände des Rochenschiffes zum Vorschein.
     
    *
     
    Am 1.4.1217 NGZ
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