Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1709 - Der Wächter von Rotsand

Titel: 1709 - Der Wächter von Rotsand
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
arbeitete sich weiter.
    Doch das Schicksal machte es Timmersson Gender nicht leicht.
    Seine Kräfte schwanden immer mehr, je näher er dem Zentrum des Kristallfeldes kam. Er begann mit den Armen zu rudern, sein Atem ging hektisch. Die Nase reichte für die Sauerstoffversorgung nicht mehr aus, also atmete er durch den Mund und sog die Luft rasselnd hinab in die Lungen und den Bauch. Aus seinem Gehen wurde ein Waten durch ein Meer aus Granulat.
    Die Spur war jetzt nicht mehr nur hinter ihm. Das Granulat umgab ihn vollständig, und mit jedem Schritt, den er sich dem Zentrum näherte, setzte sich der Prozeß stärker fort. Der Zerfall des Kristalls breitete sich nach allen Seiten aus.
    Gender vermochte seine Beine kaum mehr zu bewegen. Seine Widerstandskraft erlahmte. Er gab nach, und da ging es wieder besser.
    Sein Atem ging regelmäßiger, und er schritt gleichmäßig voran.
    Es muß so sein, erkannte er. Anders ist es nicht möglich.
    Vor ihm erhob sich ein Kristallhügel, und er kletterte hinauf. Er stieg drüben hinab, hielt dann aber inne und kehrte um.
    „Ich bin im Zentrum des Feldes", sagte er laut. Und wieder hörte er Sheremdoc.
    „Gender, wir unterhalten uns nachher eingehend. Wie machst du das?"
    „Ich weiß es nicht. Lenk mich nicht ab."
    Er drehte den Körper, kam jetzt nicht mehr vom Fleck. Übergangslos wurde ihm bewußt, was sich ereignete. Er wurde nicht schwächer, sondern gab seine Kraft an das Kristallfeld ab.
    Und das Feld reagierte. Bis zu den Rändern hin und hinab in die Tiefe verwandelte es sich in unschädliches Granulat.
    Timmersson Gender aber starb. Er stürzte zu Boden und verlor den Bezug zu seiner Umgebung.
    „Das Ziel ist erreicht", murmelten seine Lippen.
    Es waren die letzten Worte des Mannes, der schon im Jahr 3581 hätte sterben sollen, als die Erde durch den Schlund raste.
    Timmersson Gender starb mit dem Triumph im Herzen, über das Kristallfeld gesiegt zu haben.
     
    *
     
    Geo Sheremdoc sprach kein Wort. Still und beinahe andächtig stieg er in den Gleiter. Ein letztes Mal vergewisserte er sich, daß die Messungen einwandfreie Werte ergaben. Keine Strahlung mehr; keine Übelkeit und keine Todesgefahr waren zu erwarten. Jeder konnte das Granulatfeld gefahrlos betreten.
    Pellegrini meldete sich bei ihm mit einer Meldung, auf die er bereits gewartet hatte.
    „Die dreißig Splitter vom ersten Absturzort sind ebenfalls zerbröselt, Geo. Der Mars ist frei von dem Zeug."
    „Danke. Wir sehen uns später." Zusammen mit drei Wissenschaft - lern aus dem Troß vom Korolev-Krater flog er dicht über dem Boden hinüber zum Zentrum des Feldes. Dicht neben Gender hielt Sheremdoc an und ließ den Gleiter in der Luft hängen.
    Der poröse Untergrund würde das Gewicht der Maschine nicht tragen können.
    Stumm stand der LFT-Kommissar wenige Augenblicke später neben der nackten Gestalt. Gender lag mit dem Kopf zur Seite und hielt die Augen geschlossen.
    Sein Gesicht zeigte einen Zug von Zufriedenheit und Freude, fast lachte der Tote.
    „Und das war es dann?" fragte Geo Sheremdoc leise. „War es das wirklich? Wer gibt uns die Antwort, Timmersson? Etwa ES? Hat dich wirklich die Superintelligenz geschickt?
    Eine Weile stand er reglos neben dem Toten und hielt so etwas wie eine Ehrenwache. Dann straffte sich seine Gestalt. Er wandte sich zu seinen Begleitern um.
    „Nehmt ihn in einen Zugstrahl. Wir schaffen ihn weg und beerdigen ihn anständig."
     
    16.
     
    Der Kalender zeigte zwei Stunden vor Mitternacht, am 26. Januar 1217 NGZ.
    Sheremdoc trat aus dem Transmitter und blickte Boris Siankow herausfordernd an.
    „Du hast mich rufen lassen. Warum?"
    „Wir haben die Bodenplatte Permanochs einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Dabei ist dreierlei herausgekommen. Die konservierende Wirkung der Formenergie ging von einem energetischen Feld aus, das in der Platte gespeichert war, sich aber inzwischen verflüchtigt hat. Der Ritter der Tiefe hat wohl nie geprüft, ob dieses Feld mit seiner Körpersubstanz verträglich war. Damit ist eine Chance dahin, einer Möglichkeit der Unsterblichkeit auf die Spur zu kommen, wie sie von Rittern der Tiefe und vermutlich auch anderen Kämpfern für die kosmische Ordnung benutzt wurde. Ferner enthielt die Platte alle Informationen des Speicherblocks auch in Form eines Datenträgers. Wir konnten den Kode knacken und so den genauen Wortlaut zugänglich machen. Nichts Sensationelles.
    Aber wir haben auf dem Datenträger auch die Koordinaten jener Fabrik namens
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher