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1696 - In den Ruinen des Mars

Titel: 1696 - In den Ruinen des Mars
Autoren: Unbekannt
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haben, er löste die Ranke förmlich auf, ließ davon nur eine herabtropfende blaßgnme Flüssigkeit zurück. Aber auch die Diamantpflanze selbst war gegen ihre eigenen Waffen nicht gefeit. Die zartblauen Blüten wurden blaß, rollten sich zusammen, die Blätter fielen ab, dann knickte der Stengel ein und verschwand aus dem Blickfeld. „Schade", murmelte Kiraah. Tyler Danning hob die breiten Schultern. Mit solchen Überraschungen mußte man bei seiner Arbeit rechnen, vor allem in diesem Fall. „Kannst du die Reste der Blüte bergen?" wollte Kiraah wissen. „Ich kann es immerhin versuchen", antwortete Tyler Danning. „Mal sehen..."
    Er änderte die Blickrichtung der Kamera und begann auf dem Boden nach den Überresten der Diamantblüte zu forschen. Er ahnte, daß er damit nicht viel Erfolg haben würde. Nicht nur die Wachstumsprozesse in diesem Biotop waren atemberaubend schnell, mit dem gleichen Tempo liefen auch sämtliche Zerfalls- und Fäulnisprozesse ab. Es gab in dieser Masse aus lebenden Zellen keine Ruhe, keinen Stillstand, nur unaufhörliche Bewegung. Auch der Boden war in Bewegung, ein Anblick, der selbst abgebrühten Gemütern immer wieder auf den Magen schlug. „Dort!" stieß Kiraah hervor. „Dachte ich es mir doch - Diamanten kann man nicht so leicht zerstören. Etwas glitzerte schwach auf dem Boden. Tyler Danning stellte die Vergrößerung auf höhere Werte, bis die Überreste der Blüte formatfüllend zu sehen waren.
    Hauchfein, wie Rauhreif, war der Besatz der blaßblauen Blütenblätter gewesen, von denen nun nichts mehr zu sehen war. Aber die filigrane Diamantkruste hatte den Zerfall überstanden. Danning konnte sie genau erkennen. Es war - natürlich - nur ein Zufall, daß die herabfallenden Blätter genau so und nicht anders auf dem Boden gelandet waren. Die sanft glitzernden Diamantfäden waren übereinander gefallen, überlappten sich. Nur ein Zufall, und doch ... Tyler Danning spürte, wie sein Mund trocken wurde, als er die Reste sah. Man brauchte ziemlich viel Phantasie, um darin ein sinnvolles Gebilde zu erkennen, aber es war möglich -und dann ergab sich etwas, das aussah wie eine liegende Acht...
     
    4.
     
    „Wenn schon, dann gründlich", hatte Boris Siankow gefordert, und so wurde auch vorgegangen. Eine Fontäne aus rotem Sand stieg fast dreihundert Meter in die Höhe, leicht schräg, und fiel dann zurück auf den Boden. Dort wurde der Sand aufgefangen, sterilisiert, durchfeuchtet und dann mit Zusatzstoffen zusammengebacken, zerkrümmelt und wieder aufgeschichtet. Die Wälle, die sich auf diese Weise rings um die Grabungsstelle bildeten, konnten später für ein neues Biotop als Grundlage dienen; dieses künstlich erzeugte Erdreich war fruchtbarer Boden, der sich leicht bearbeiten und bepflanzen ließ. Wenn die Arbeiten rings um Sheravyl beendet waren, konnte an dieser Stelle irgendwann eine neue Siedlung errichtet werden, und nichts mehr würde an das lebende Grauen erinnern, das sich seit der Hyperraum-Parese hier eingenistet hatte. Myles Kantor faßte sich in Geduld. Ihm wäre eine raschere Arbeitsweise, weniger aufwendig, lieber gewesen, aber er hatte sich den Vernunftgründen gebeugt, die Boris Siankow vorgebracht hatte. Einen seiner Wünsche hatte er allerdings durchgesetzt. Als erster Arbeitsschritt wurde von den Maschinen ein System von Gräben in den Boden gepflügt, das an ein Fadenkreuz erinnerte. Zweck war, zunächst einmal überhaupt etwas im Erdreich zu finden und gleichzeitig die Abmessungen der Grabungsstelle zu ermitteln. Von dem mittleren großen Graben aus konnte die Untersuchung fortgesetzt werden, zuerst in die Tiefe, um gleichsam einen Querschnitt durch die Fundstelle zu erhalten.
    Es war die traditionelle Vorgehensweise von Archäologen, die hier praktiziert wurde. Myles Kantor blickte auf seinen Chronometer. Für seinen Geschmack liefen die Arbeiten immer noch viel zu langsam, obwohl an Mitteln nicht gespart worden war. Dann blickte er nach oben. Gern hätte der Zellaktivatorträger gewußt, wie es jetzt an Bord der WEGA und der Karacken aussah, die das Sheravyl-Biotop an Bord genommen hatten. Fast beneidete er Tyler Danning um diese Aufgabe - das Biotop bot genügend fesselndes Material, um ganze Forschergenerationen in Arbeit zu halten. „Kontakt!" schallte ein Ruf über die Grabungsstelle. „Wir haben etwas gefunden!"
    „Endlich", murmelte Boris Siankow und verriet damit, daß er mindestens so ungeduldig war wie Myles Kantor. Die beiden
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