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1696 - In den Ruinen des Mars

Titel: 1696 - In den Ruinen des Mars
Autoren: Unbekannt
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Wissenschaftler setzten sich in Bewegung. Eine Schwebeplattform trug sie hinunter zur Sohle des Hauptgrabens. „Wie tief mögen wir sein?" fragte Myles Kantor leise. Boris Siankow blickte an den Wänden hinauf, die mit Plastmasse verstärkt worden waren, um ihnen so genügend Festigkeit zu geben, damit sie nicht einstürzen und die Forscher unter sich begraben konnten. „Neunhundert Meter, vielleicht auch tausend", schätzte er. „Was immer es hier gibt, es ist ziemlich gut versteckt worden." Sie schwebten hinüber zu dem Team, das den Kontakt gemeldet hatte. Dort setzte die Schwebeplattform sie sanft ab. Auf den ersten Blick war zu sehen, daß es sich nicht um ein Versehen handelte. Die Ausgräber hatten tatsächlich etwas gefunden: Spuren einer Zivilisation, von der man bisher praktisch nichts gewußt hatte.
    Es gab gewisse Indizien, die von einer früheren Zivilisation auf dem Mars kündeten, aber in der Regel waren diese Geschichten als Volksaberglaube abgetan worden. Hier war nun der Beweis. „Mauerwerk", stellte Boris Siankow fest und trat näher. Er legte die rechte Hand auf den Stein. Der Block war knapp drei Meter breit, er fühlte sich seltsam kühl an. Während Siankow und Kantor niederknieten, um den Gegenstand näher zu untersuchen, waren Robots damit beschäftigt, weitere Teile freizulegen. „Es sieht aus wie Felsgestein, fühlt sich aber an, als wäre es metallisch", murmelte Myles Kantor. Siankow versuchte die Abmessungen zu schätzen. „Drei Meter breit", sagte er halblaut. „Und von einer Fuge zur anderen etwa zehn Meter lang. Versucht, die Fugen rechts und links zu finden." Es dauerte nur wenige Augenblicke. dann war die Oberfläche restlos freigelegt. Auf der rechten Seite schloß sich ein ähnlicher Block an, auf der linken Seite konnte man ungehindert weitergraben.
    Myles Kantor gab den Robots entsprechende Anweisungen. Von anderen Gräben wurden Maschinen abgezogen und zur Fundstelle abkommandiert. Kantor spürte, daß sich sein Herzschlag ein wenig beschleunigte. Es begann aufregend zu werden, eine Entdeckung stand bevor. Einige Minuten später: Es stellte sich heraus, daß man eine Mauer gefunden hatte, vielleicht die Außenwand eines Gebäudes. Wenn dies stimmte, war das Gebäude beachtlich groß: Die einzelnen Blöcke, aus denen die Mauer zusammengefügt waren, hatte zyklopische Abmessungen - drei Meter breit, drei Meter dick und zehn Meter lang. „Kaum vorstellbar, daß Menschen oder menschenähnliche Lebewesen diese Klötze bewegt haben sollten", meinte Turan Uigur, der an dieser Stelle die Grabungsrobots beaufsichtigte. „Durchaus verstellbar", korrigierte Myles Kantor sanft. „Es gab auf der Erde ähnliche Bauwerke, die nur mit vergleichsweise primitiven Mitteln von Menschen errichtet worden sind, mit Muskelkraft, Winden, Seilen und einer schiefen Ebene als wichtigsten Hilfsmitteln..." Uigur blickte ihn entgeistert an. Wahrscheinlich gehörte er zur riesigen Zahl jener Terraner, die sich gar nicht vorstellen konnten, wie ein Leben ohne moderne technische Hilfsmittel hatte gelebt werden können: ohne nahezu unbeschränkte Energie, ohne Wetterkontrolle, ohne Syntroniken. Boris Siankow hatte die Steine näher untersucht. „Die Oberfläche ist rauh", stellte er fest. „Sie wirkt wie bearbeiteter Stein, aber ich bin sicher, daß es sich um eine Legierung mit Metallanteilen handelt. Die Erbauer scheinen ein Verfahren gekannt zu haben, Gestein und Metalle zu einer sehr widerstandsfähigen Verbindung zu sintern."
    „Wie widerstandsfähig?" fragte Boris Siankow sofort. „Ist eine Altersbestimmung möglich?"
    „Noch nicht", antwortete Myles Kantor ruhig. Er lächelte verhalten. Jetzt ging es ihm wieder gut, er hatte zur gewohnten inneren Ruhe zurückgefunden. Kallia Nedrun war, wie er erfahren hatte, auf dem Weg der Besserung, und in seiner Arbeit stand er vor einer neuen Herausforderung -mehr brauchte der Wissenschaftler nicht. „Aber ich würde mich nicht wundern..."
    „Zwei Millionen Jahre?"
    „Durchaus möglich", gab Kantor zurück. „Es gibt kaum Spuren von Verwitterung oder Erosion. Der darüber liegende Sand hat diese Steine vor allen Einflüssen gut geschützt, und das Material ist sehr resistent gegen Temperaturschwankungen."
    Temperaturschwankungen waren einer der wichtigsten Gründe für den Zerfall historischer Bauwerke. Es genügte, wenn winzige Spuren von Wasser in kleine Ritzen oder Spalten einsickerten; sobald es kalt wurde, gefror dieses Wasser, dehnte sich
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