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1685 - Spindel und Segment

Titel: 1685 - Spindel und Segment
Autoren: Unbekannt
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ragten drei Verdickungen heraus, die eine entfernte Ähnlichkeit mit Beinen hatten. Und das, was man als Kopf interpretieren konnte, glich einer Halbkugel mit tausend offenen Wunden. Andere Extremitäten besaß die Schimäre nicht.
    Perry Rhodan trat zu Myles Kantor, der vor Entsetzen bleich geworden war. „Was hat das zu bedeuten?" fragte er. „Hast du eine Ahnung?"
    Der Wissenschaftler zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es noch nicht. Wir fangen jetzt mit den Untersuchungen an."
    Die ersten Ergebnisse gingen ein. „Masse etwa 80 Kilogramm", berichtete die Syntronik der Meßeinheiten. „Temperatur 35,8 Grad Celsius. Volumen schwankt zwischen 65 und 74 Kubikdezimetern. Röntgenbilder weisen Bruchstücke eines Knochengerüsts auf. Unter der hellen und weichen Haut existiert an verschiedenen Stellen eine zweite Haut aus Schuppen oder Fell."
    Dann folgte eine weitere Angabe, die alle Wissenschaftler aufhorchen ließ. „Strangeness negativ!"
    „Ist die Spindel selbst in dem Ding?" fragte Myles Kantor. „Nein", antwortete die Syntronik. „Vom Körper der Spindel ist nichts mehr übrig. Sie und das Segment müssen die Urbausteine des entstandenen biologischen Objekts sein."
    Die ersten Besucher verließen die Halle. Sie hatten genug von dem unappetitlichen und grauenerregenden Experiment, vielen war es schlecht geworden, die meisten waren zutiefst geschockt.
    Myles Kantor befahl einen auf Fremdintelligenzen programmierten Medo-Roboter in die Halle. Der Roboter glich einem fahrbaren Tisch mit acht langen Tentakelarmen. Er fuhr an die Schimäre heran und tastete sie mit den Sensoren an den Enden der Tentakelarme ab. „Biologisches Leben", berichtete die Medo-Einheit. „Atmung erfolgt teilweise durch die Haut. Wichtige Organe fehlen. Herkömmliche Krankheiten nicht feststellbar. Das Wesen ist nur sehr begrenzt lebensfähig. Es wird in etwa zwanzig Minuten sterben, da der Blutkreislauf und die Atmung unvollständig sind und jeweils nur Teilbereiche versorgen."
    „Genetischer Müll", stellte Boris Siankow betreten fest. „Was haben wir da bloß angerichtet?" Er schluckte trocken.
    Niemand gab ihm eine Antwort. Ernüchtertes Schweigen herrschte.
    Es kam so, wie es die Medo-Einheit prognostiziert hatte. Die Mißbildung war nur eine halbe Stunde lebensfähig. Die Zuckungen wurden plötzlich matter und erstarben dann zur Gänze.
    Der Klumpen sackte in sich zusammen.
    Die Schimäre war tot, auch wenn sie länger existiert hatte als jenes Ding, das aus Megananny entstanden war. „Schafft das Ding in ein Bio-Labor!" ordnete Myles Kantor an. „Die Spezialisten sollen das Gewebe untersuchen. Ich möchte umgehend einen Bericht. Ihr findet mich in meinem Büro."
    Kallia Nedrun, Boris Siankow und Perry Rhodan schlossen sich ihm an. „Ich kehre zurück zur Erde", sagte der Terraner. „Wenn ihr mich braucht, laßt es mich wissen. Ansonsten erwarte ich euren Bericht."
    Sie verabschiedeten sich.
    Eine knappe Stunde später hielten Myles Kantor und Boris Siankow die Berichte der Biologen in den Händen. Inzwischen waren auch Icho Tolot und Paunaro im Büro des Wissenschaftlers eingetroffen.
    Zwei wesentliche Punkte hatten sich aus den Untersuchungen des Gewebes der Schimäre ergeben.
    Sämtliche Genstrukturen waren zerstört. Vermutlich war die Zerstörung aber erst mit dem Absterben eingetreten, denn sonst hätte die Schimäre ja nicht eine halbe Stunde lang existieren können. Einen logischen Grund für die Zerstörung konnten die Biologen nicht nennen.
    Der Tod mußte eintreten. Die Gründe, die die Medo-Einheit genannt hatte, wurden nun bestätigt. Die Schimäre war nicht lebensfähig gewesen.
    Sie schien auch keine Intelligenz besessen zu haben, denn man fand keine Hinweise auf etwas, das einem Gehirn ähnelte. Gleichwohl war ein solches Organ in der Anfangsphase beobachtet worden.
    Das gab Rätsel auf.
    Aus den Resten der Gen-Ketten hatten die Biologen verschiedene Ursprungsstrukturen ermittelt. Das verblüffende Resultat war die Tatsache, daß die Schimäre aus einer sehr großen Zahl völlig verschiedener Genstrukturen aufgebaut gewesen war. Die Biologen gaben eine Zahl an, die etwa zwischen 50 und 70 liegen mußte. Auch darauf konnte sich niemand einen Reim machen.
    Ein junger Mitarbeiter der Biologen, der die Berichte gebracht hatte, wandte sich an Myles Kantor. „Ich habe meinem Chef eine Theorie vorgetragen. Er hat mir verboten, noch einmal solchen Unsinn zu verbreiten."
    „Dann laß den Unsinn mal hören!"
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