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1680 - Moira

Titel: 1680 - Moira
Autoren: Unbekannt
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„Ich muß deine Übermächtigkeit akzeptieren."
    „Das ist eine weise Einsicht", lobte sie. „Ich mag dich nämlich. Und es täte mir leid, dir weh tun zu müssen. Außerdem würde mich das einen potentiellen Auftraggeber kosten.
    Schließlich will ich in deine Dienste treten."
    Rhodan schluckte trocken, bevor er sagte: „Mal ehrlich, Moira: Wer wünscht sich schon eine Dienerin wie dich, die ihren Herrn wie eine Marionette führen kann?"
    Moira blieb so abrupt stehen, daß er gegen sie rannte. Rhodan befürchtete wiederum, das Falsche gesagt und damit ihren Zorn erregt zu haben. Aber anstatt des befürchteten Wutausbruchs gab sie ein glucksendes Geräusch von sich, ein Ausdruck ihrer Erheiterung.
    Sie blickte amüsiert auf Rhodan hinab. Plötzlich tat sie etwas völlig Unerwartetes. Sie kniete vor ihm nieder, ihn dabei immer noch um Haupteslänge überragend, und legte ihm die Arme auf die Schultern. Sie tat das so vorsichtig und sanft, daß er deren Gewicht nicht spürte. „Ich bin Dienerin nur jeweils eines Herrn", erklärte sie. „Und ich bin treu und gehorsam bis in den Tod. Allerdings möchte ich dir eines nicht verhehlen: In den vielen, vielen Jahren, die ich dieses Universum durchwandere, habe ich kaum einen gefunden, der würdig gewesen wäre, ihm vorbehaltlos zu dienen. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmeerscheinungen - wie dich."
    „Was, findest du, macht ausgerechnet mich zu etwas Besonderem?" fragte Rhodan. „Deine Worte ehren mich, Moira. Aber du kennst mich nicht. Du weißt kaum etwas über mich. Nur das, was du in den wenigen Tagen deiner Beobachtungen herausgefunden hast. Wir sind uns hier in der Großen Leere zufällig begegnet... Oder verhält es sich etwa anders?"
    Moira lachte. „Nein, nein. Unsere Begegnung war reiner Zufall", versicherte sie glaubhaft. „Es stimmt, daß ich mich schon vor einer ganzen Weile nach Charon zurückgezogen habe. Ich war des abenteuerlichen Lebens müde und wollte einfach meine Ruhe haben. Und dann tauchtet ihr auf und habt meinen Frieden gestört. So war es. Aber glaube deshalb nicht, daß du mir ein Unbekannter bist, Rhodan. Ich kenne dich besser, als du dir vorstellen kannst. Und ich weiß Dinge über dich, die du längst vergessen haben wirst. Es sind deine Geschichte und dein Lebenslauf, und es sind deine Taten, die dich für mich interessant machen."
    Rhodan betrachtete ihr derbes, großflächiges Gesicht eingehend. Aber wie ausdrucksstark es auch war, er konnte im Moment nichts darin lesen. „Wer bist du, Moira?" fragte er mit beklommenem Gefühl. „Deine Dienerin, wenn du willst." Moira sagte es in einem Tonfall, als sei dies die einzig gültige Charakterisierung ihrer Person. Sie verstand es, Stimmungen zu vermitteln. Im nächsten Moment wandelte sich jedoch ihre Stimme sofort wieder. Es klang geschäftsmäßig, als sie sagte: „Du wolltest meine Referenzen sehen, Rhodan? Sollst du haben. Ich muß aber etwas vorausschicken. Ich bin weit im Universum herumgekommen und habe mehr erlebt, als andere in einer Million Leben erleben könnten. Um mich in einsamen Stunden an die schönsten Erlebnisse zurückzuerinnern, habe ich mir jedesmal Andenken an diese mitgenommen. Trophäen, wenn du so willst. Jede Trophäe hat eine Geschichte zu erzählen.
    Es sind tragische und dramatische Geschichten, heitere und traurige, abenteuerliche und langweilige. Viele davon sind es auch wert, wiedergegeben zu werden. Andere wieder kannst du vergessen. Aber wie auch immer, jede dieser Geschichten, die die Trophäen erzählen, ist Teil meines Lebens. Und darum hänge ich daran."
    Rhodan lauschte fasziniert ihren Worten, während er unterbewußt feststellte, wie sich die Umgebung veränderte. Aus dem Hintergrund schwebte etwas wie eine große Vitrine auf sie zu.
    Während Moira weitersprach, wurde die Vitrine transparent; an ihre Stelle trat der Kopf eines Ilts. Der Nagezahn blitzte keck in dem zum Lachen geöffneten Mund. Rhodan traute seinen Augen nicht, als er auf einmal Gucky vor sich sah.
    Aber es war nicht Gucky in voller Gestalt, sondern bloß sein Kopf.
     
    *
     
    „Nimm etwa die Geschichte dieser Trophäe", fuhr Moira mit unschuldig klingender Stimme fort. „Sie stammt von einem namenlosen Wicht, dem ich in jüngster Zeit begegnet bin. Der kleine, unscheinbare Kerl erschien mir zuerst keines zweiten Blickes würdig. Aber dann zeigte er, was in ihm steckte. Er besaß einige ungewöhnliche Fähigkeiten und vermochte mich mit seiner quirligen Art und seinem
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