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1679 - Mandragoros Geisterfrau

1679 - Mandragoros Geisterfrau

Titel: 1679 - Mandragoros Geisterfrau
Autoren: Jason Dark
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Carlotta noch nicht. Sie musste weiterhin diesen herrlichen Flug genießen. Nichts und niemand störte sie. Es war die perfekte Nacht. Der Sommer hatte endlich auch den Norden der britischen Insel erreicht und dafür gesorgt, dass sich die Mücken zeigten. Sie führten ihre wilden Tänze auf, trauten sich aber nicht so weit in den Himmel, wo sich Carlotta bewegte. Sie zog ihre Kreise. Dann verlor sie immer mehr an Höhe. Sie wollte sich ein wenig ausruhen oder die Ruhe eines nahen Waldes genießen und diesen wunderbaren Geruch, den er ausströmte. Es war alles noch so frisch. Wiesen zeigten zwischen dem Grün das satte Gelb des Löwenzahns.
    Es war einfach herrlich und sie war völlig allein. Nur der Wind spielte mit ihren blonden Haaren. Er fuhr raschelnd wie ein Geist durch das frische Laub der Bäume und ließ die Blätter zittern.
    Kein Mensch war zu sehen. Kein Scheinwerferpaar bewegte sich auf den wenigen Straßen. Die Nachtruhe hielt das Land im Griff. Das blieb auch so, je mehr sie sich dem Erdboden näherte.
    Nur noch wenige Meter, dann würden ihre Füße Halt finden. Sie landete sanft, lief ein paar Schritte durch das dichte Gras und stand. Ihre Flügel falteten sich zusammen, und wer ihr zugeschaut hätte, der hätte meinen können, dass sich ein Engel wieder in einen Menschen verwandelt hatte.
    Der Flug hatte ihr gut getan. Jetzt die kleine Entspannung, dann würde sie sich wieder auf den Rückweg machen, denn Carlotta wusste, dass Maxine sie erwartete. Sie machte sich immer Sorgen, wenn sie unterwegs war. Völlig gefahrlos war so ein Flug nie. Im Moment war an eine Gefahr nicht zu denken. Wohin sie auch schaute, sie war allein. Rechts von ihr lag der Wald. Keine große Fläche, mehr eine dunkle Insel, länger als breit, sodass er fast wie ein Schlauch wirkte.
    Zur anderen Seite hin war das Land offen, leicht wellig lag es wie ein dunkles Meer da und schien sich in der Ferne aufzulösen. Lichter schimmerten in dieser Umgebung nicht. Es war auch nicht völlig finster. Der Himmel hatte einen beinahe silbrigen Glanz angenommen, der sich in die graue Farbe der Dämmerung gestohlen hatte. Carlotta lächelte und drehte sich auf der Stelle, als wollte sie tanzen. Ihre Augen leuchteten, sie strich ihre Haare zurück und atmete die würzige Luft ein. Es waren Augenblicke, in denen sich das Vogelmädchen glücklich fühlte. Da vergaß sie ihr Schicksal, das sie eigentlich zur Einsamkeit verdammte, denn keine fremden Menschen sollten davon erfahren, wer sie wirklich war. Es wäre für die Welt eine Sensation gewesen, auf die sie gut und gern verzichten konnte. Sie ging einige Schritte zur Seite, bewegte ihren Kopf, um in die verschiedenen Richtungen zu schauen. Sie reckte sich und ließ ihre Blicke schweifen. Urplötzlich hielt sie in der Bewegung inne. Da war etwas gewesen, was sie abgelenkt hatte und nicht in diese Umgebung passte.
    Nicht nur eine Bewegung zwischen den Bäumen. Es war etwas anderes, denn sie sah auch die Gestalt, die diese Bewegung ausgelöst hatte. Das glaubte sie jedenfalls.
    Zwischen den Bäumen malte sich etwas ab, das aussah, als wäre es vom Mondschein durchdrungen oder erfüllt. Ein heller Fleck schimmerte zwischen den Bäumen und dieser Fleck hatte sogar eine Form, die bestimmte Konturen aufwies. Aber das konnte nicht sein, das war nicht möglich. Daran wollte sie nicht glauben, und trotzdem schaute sie mehrmals hin, wobei sich in ihrem Magen ein Knoten zu bilden schien, denn sie hatte den Eindruck, aus dem Wald heraus beobachtet zu werden. Und das nicht von einem Tier, sondern, wenn sie ihren Augen trauen konnte, von einem Menschen, der sich dort verbarg. Wobei sie nicht wusste, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte.
    Carlotta bewegte sich nicht. Sie wollte abwarten und sicher sein, dass sie sich nicht getäuscht hatte. In der zwielichtigen Dunkelheit war alles möglich. Wenn dort wirklich jemand stand, war er erschienen, um sie zu beobachten. Nur zu beobachten, denn er tat nichts. Sie sah keine Bewegung, es blieb alles starr, und sie spürte auch weiterhin den Druck in ihrem Körper.
    Es vergingen einige Sekunden, dann hatte sie sich wieder gefangen. Sie spürte eine Kraft in sich, die ihr den nötigen Anstoß gab, um weiterzugehen. Und diesmal wollte sie es wissen. Nicht fliegen, nur gehen. Das Fliegen hob sie sich für den Notfall auf. An eine Gefahr war in diesen Augenblicken nicht zu denken. Es würde sich vielleicht ändern, wenn sie den Waldrand erreichte.
    Sie ging
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