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1679 - Mandragoros Geisterfrau

1679 - Mandragoros Geisterfrau

Titel: 1679 - Mandragoros Geisterfrau
Autoren: Jason Dark
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dehnbarem Gummi zu vergleichen. Er hätte jetzt ein Messer haben müssen, um sie zu durchtrennen, aber auch da musste er passen.
    Rechts neben sich sah er eine Bewegung. Da kroch etwas durch das Gras. Er dachte zuerst an eine Schlange, bis sich das, was er sah, aufrichtete. Das war keine Schlange. Das war so etwas wie ein biegsamer Ast, der sich an seinem Ende verzweigte, sich aufrichtete und plötzlich über seiner Brust schwebte. Das allerdings nur für einen Moment, dann sank das Gebilde nach unten, und sein Ziel war Quentin.
    Wie eine große Hand mit überlangen Fingern lag das Ding auf seiner Brust; Die Spitzen reichten bis zu seinem Hals und dabei kam ihm automatisch ein schrecklicher Gedanke.
    Wenn diese Pflanze lebte, dann war sie auch in der Lage, sich zu bewegen. Dass er auf dem Rücken lag, das kam ihm erst jetzt richtig zu Bewusstsein. Er hatte es bisher kaum mitbekommen.
    Die Pflanze oder das Teil von einem Baum lag auf seiner Brust, ohne sich zu bewegen. Das war alles nicht mehr zu begreifen. Er richtete seinen Blick nach unten und dachte daran, dass er seine Arme noch bewegen konnte. Vielleicht bekam er das verdammte Ding so zu packen, dass er es von sich wegdrücken konnte. Es klappte nicht.
    An seinen Seiten schien der Boden in Bewegung zu geraten. Plötzlich lagen die Fesseln auf seinen Armen. Sie waren weich, nachgiebig, aber zugleich wahnsinnig zäh. Es war unmöglich, dagegen anzukommen, und im Prinzip so schlimm, als wären seine Glieder mit einem dünnen Draht gefesselt worden.
    Er gab nicht auf, wollte sich in die Höhe stemmen, aber der Druck auf seiner Brust verhinderte das.
    Weit waren seine Augen aufgerissen. Er starrte in den Himmel, der durch die anbrechende Dämmerung gezeichnet war und wie eine mausgraue Platte über ihm lag. Die Pflanze oder was immer es sein mochte, bewegte sich auf seiner Brust. Sie zuckte einige Male, dann begann sie zu wandern und bewegte sich in Richtung seines Halses. Für ihn sah das Ende aus wie eine gespreizte Hand, die jetzt nach seiner Kehle griff. Da war ihm klar, was sein Gegner mit ihm vorhatte.
    Er wollte ihn erwürgen!
    Panik erfasste ihn. Sie drückte ihm die Kehle zusammen. Dennoch gab er einige Laute von sich, die auch von einem Tier hätten stammen können. An Flucht war nicht mehr zu denken. Inzwischen war er von zahlreichen Armen umfangen worden und die Spitzen der Zweige legten sich um seinen Hals, als wären es menschliche Hände.
    »Nein…«, keuchte er, »… nein, das kann nicht wahr sein! Das darf es nicht geben! Ich - ich…« Seine Stimme brach ab. Für einen Moment wurde es still, bis er plötzlich eine weibliche Stimme hörte, die ganz in seiner Nähe sprach.
    »Hast du dir das nicht selbst zuzuschreiben, Phil Quentin?«
    ***
    War das eine Einbildung? Erlebe ich einen Traum? Bin ich schon so weit weg von allem?
    Phil Quentin lag völlig starr auf dem weichen Grasboden. Erwartete darauf, dass etwas geschah, aber die Sprecherin hielt sich mit einer weiteren Bemerkung zurück. Sie wartete ab und auch Quentin bewegte sich nicht mehr.
    Er hatte sich darauf eingestellt, dass die Pflanzen seinen Hals umschlingen würden. Auch das trat nicht ein. Was ihm eine so große Angst eingejagt hatte, war gestoppt worden, aber es war nicht vorbei, das wusste er.
    Sekunden verstrichen. Der Wind war eingeschlafen. Er kühlte nicht mehr sein erhitztes Gesicht.
    Er war zu einer Statue geworden.
    Dann drang das leise Rascheln an seine Ohren. Es hörte sich an, als hätte sich in seiner unmittelbaren Nähe etwas bewegt.
    Phil verdrehte die Augen, ohne den Grund für dieses Geräusch zu erkennen. Lange musste er nicht warten. Er hörte es wieder, und diesmal war das Geräusch noch näher an seinem rechten Ohr.
    Quentin wagte es nicht, den Kopf zu drehen. Dafür schielte er mit einem Auge in diese Richtung und hielt im nächsten Moment den Atem an.
    Wenn er bisher noch geglaubt hatte, sich geirrt zu haben, wurde er nun eines Besseren belehrt.
    Da war jemand.
    Da kam jemand.
    Aber wer?
    Er hatte die Stimme einer Frau gehört. Er glaubte nicht, dass sie auf seiner Seite stand, denn dann hätte sie ihn längst befreit.
    Stattdessen blieb sie an seiner Seite stehen und senkte den Blick. So schauten sich beide an.
    Es war eine Frauengestalt, aber er konnte sie nicht als normal ansehen. Sie trug keinen Faden am Leib, aber sie wirkte auch nicht unbedingt nackt. Sie schien mit der Umgebung verschmolzen zu sein. Man konnte sie als ein Stück Natur bezeichnen. Phil
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