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1664 - Die Schöne und die Grausame

1664 - Die Schöne und die Grausame

Titel: 1664 - Die Schöne und die Grausame
Autoren: Jason Dark
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nicht entgangen. So richtig wohl fühlte sich niemand von ihnen, denn mit einer derartigen Veränderung des Programms hatten sie nicht gerechnet, und jetzt mussten sie erleben, dass sich die Frau auf der Bühne einen Mitspieler ausgesucht hatte.
    Sie alle wussten, wer gemeint war, obwohl der Mann nicht von einem Spotlight getroffen wurde.
    Tim Helling ließ sich Zeit mit dem Aufstehen. Würde er sich vielleicht weigern? Dann war wieder Elenas Stimme zu hören. »He, mein Lieber, dich habe ich gemeint. Es gibt keine andere Alternative für dich. Du bist ab jetzt die Hauptperson.«
    Purdy Prentiss stieß mich an. »Was meinst du? Wird er mitspielen?«
    »Bleibt ihm etwas anderes übrig?«
    »Ich schätze nein…«
    ***
    Ich bin es! Ich bin es!
    Tim Helling fühlte sich als Zielscheibe. Er stand im Fadenkreuz. Genau in der Mitte, und er hatte keine Idee, wie er dieser Falle entrinnen konnte. Zwar sah er sich nicht um, er war aber sicher, dass sich die Blicke aller Zuschauer auf ihn konzentrierten. Er erlitt einen Schweißausbruch, der auch seinen Nacken erreichte und dort eine kalte Schicht hinterließ.
    »Dich habe ich ausgesucht, nur dich.«
    Ja, er hatte sie verstanden. Sie musste ihn nicht noch mal-ansprechen. Er war jetzt der Mittelpunkt. Alle anderen Zuschauer würden sich auf ihn konzentrieren. Tim blickte sich auch nicht um. Er wusste, dass es stimmte, und so drückte er seine Handballen gegen den vorderen Rand des Stuhls, um sich in die Höhe zu stemmen. Es war kein normales Aufstehen. Er bewegte sich dabei wie ein Greis, er war äußerlich und innerlich steif geworden, und als er zur Bühne schaute, verschwamm sein Blick ein wenig.
    Trotzdem ging er vor. Er bewegte sich dabei wie ein Mensch, der dabei war, das Laufen zu lernen.
    Wie durch einen Wattefilter drang Elenas Stimme an seine Ohren.
    »Applaus für den Mutigen, liebe Gäste. Er hat ihn sich verdient.«
    Die Zuschauer kamen der Aufforderung nach.
    Tim hörte das Klatschen, aber es rauschte an ihm vorbei. Und so ging er Schritt für Schritt auf die leicht erhöht liegende Bühne zu. Eine Treppe war nicht vorhanden. Er musste schon einen langen Schritt machen, um die Bühne zu betreten. Elena wollte ihm helfen und streckte ihm ihre Hand entgegen.
    »Jetzt sind wir wieder vereint«, flüsterte sie, damit nur er ihre Worte hörte. Eine Antwort gab er nicht. Tim ließ sich auf die Bühne ziehen und blieb vor seiner Freundin stehen.
    »Wir kennen uns nicht«, zischte sie ihm zu.
    »Verstanden.«
    »Sehr gut.«
    »Und jetzt?«
    »Ziehen wir unsere Show durch.«
    »Welche Show denn?«
    Sie zog ihn in den Hintergrund. »Es ist ganz einfach. Ich bin die Schöne und Tabea ist die Grausame. Du stehst zwischen uns beiden. Der Rest wird improvisiert.«
    Tim wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Und wer, bitte, wird gewinnen?«
    »Das bleibt erst mal außen vor. Dieses Spiel hat keine festen Regeln. Es fängt an, es wird weiterlaufen, und wir lassen uns überraschen.«
    »Was ist denn mit Tabea?«
    »Mach dir um sie keine Sorgen.« Mehr sagte Elena nicht. Dafür fasste sie Tim an beide Schultern und drehte ihn so, dass sein Blick ins Publikum fiel. Er zwinkerte. Nicht, weil er geblendet wurde. Es lag am Schweiß, dessen Tropfen in seine Augen sickerten. Er fühlte sich so hilflos und ballte die Hände. Dann hörte er die Stimme seiner Freundin, die nicht zu ihm sprach, sondern sich an die Zuschauer richtete.
    »Ich habe von ihm erfahren, dass er auf den Namen Tim hört. Ich finde ihn nett. Er passt zu ihm. Ein junger offener Mensch, ein perfekter Schwiegersohn, auf den sich die Frau verlassen kann, die ihn mal bekommt. In der heutigen Zeit ist es nicht leicht, einen verlässlichen Menschen an der Seite zu haben. Dafür muss man dankbar sein. Und ich bin ihm dankbar, ich habe ihn gefunden, und das genau ist der Beginn unseres Spiels. Er gehört zu mir, aber wie auch im wirklichen Leben gilt: Es gibt neben der Sonne auch den Schatten. In diesem Fall ist es der Neid, den man als eine schreckliche Todsünde bezeichnen kann.« Sie hob ihre Arme an. »Aber was rede ich. Das Spiel soll beginnen.«
    Auch Tim Helling hatte jedes Wort verstanden. Es war ihm zudem gelungen, sich wieder einigermaßen zu fangen, und trotzdem wollte er wissen, wie es weiterging.
    »Was soll ich denn jetzt tun?«, fragte er unsicher.
    »Nichts.«
    »Wie…?«
    »Ich fange an. Du musst einfach nur mitmachen, das ist alles. Dann wird es laufen.«
    Er wollte noch nicht. Für ihn war es wichtig,
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