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1664 - Die Schöne und die Grausame

1664 - Die Schöne und die Grausame

Titel: 1664 - Die Schöne und die Grausame
Autoren: Jason Dark
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beieinander. Zwischen ihnen gab es Lücken, in die sieh ein Mensch quetschen konnte.
    Das Kreuz warnte mich nach wie vor. Die leichte Wärme verschwand nicht. Demnach musste Tabea hier irgendwo stecken.
    Ich strahlte in die erste Lücke hinein, die leer war. Aber es gab noch andere, und so nahm ich mir die zweite vor. Sie war nicht leer. Abfall lag dort. Papier und zerbrochene Flaschen.
    Es gab noch eine dritte Lücke.
    Sie blieb dunkel, denn das Geräusch, das ich hörte, stammte nicht aus diesem Spalt. Es war in meiner Nähe aufgeklungen, und zwar ein Stück über mir, wenn ich mich nicht täuschte.
    Ich trat zurück und schaute in die Höhe.
    Tabea war auf das Dach geklettert und hatte dort auf einen günstigen Zeitpunkt gelauert. Der war jetzt gekommen. Mein Glück war, dass ich zurückgetreten war, so konnte sie mich nicht direkt anspringen und zuschlagen, denn sie hatte sich mit einem Schneeschieber bewaffnet, und dessen Kante war höllisch scharf. Ich musste noch weiter zurück, sonst hätte mich das Ding trotzdem erwischt. Tabea landete. Nicht auf dem Boden, dafür war ihr Sprung zu kurz gewesen. Sie prallte auf den Deckel eines Containers und federte noch nach. Den Schwung nutzte sie dann aus, um den Boden zu erreichen. Dabei ließ sie die Waffe nicht los. Sie kratzte über den Untergrund, wurde wieder angehoben und weit in die Höhe gerissen. An Flucht dachte Tabea nicht mehr. Sie wollte es jetzt wissen. Mein Blut interessierte sie nicht mehr. Für sie zählte offenbar nur noch, dass sie mich aus der Welt schaffte. Sie schlug zu.
    Ich schoss!
    Die Kugel traf! Leider nicht den Körper der Blutsaugerin. Sie prallte gegen das Metall des Schneeschiebers und jaulte davon.
    Tabea schrie wie irre auf. Sie rannte jetzt auf mich zu. Dabei hielt sie den Schneeschieber wie eine Ramme fest, als wollte sie mich damit in zwei Hälften teilen. Ich feuerte und wich zugleich zurück.
    Ich sah, dass ich Tabea erwischt hatte. Sie rannte nicht mehr weiter. Jetzt stolperte sie nur noch. Den Schneeschieber hatte sie gesenkt. Er war nach vorn gekippt und berührte mit seiner breiten Metallkante den Boden.
    So wurde der Lauf der Vampirin gestoppt.
    Sie flog fast über den Schieber hinweg. Zusammen mit ihm prallte sie auf den Boden. Wie an einem Rettungsanker versuchte sie noch, sich festzuhalten, ehe sie zur Seite kippte und sich nicht mehr rührte, Auch der Schieber war gefallen, und in diesen Augenblicken war nur mein heftiges Atmen zu hören.
    Tabea King war erledigt. Ich wollte mir nur noch anschauen, was mit ihr geschah. Verfaulte sie, weil sie schon so alt war?
    Ich hatte mich auf alles eingestellt und erlebte doch eine Überraschung, denn ich sah, dass aus den Einschusslöchern - es waren zwei - eine dicke Flüssigkeit rann, die ich als Aibonblut bezeichnete. Manche hätten auch Sirup dazu gesagt. Ich leuchtete das Gesicht an. Es war noch vorhanden, aber je mehr Blut den Körper verließ, umso stärker veränderte es sich. Es trocknete aus und würde irgendwann zerfallen.
    So lange wollte ich nicht warten.
    Mein Weg führte mich zurück zur Bühne.
    ***
    Es befanden sich keine Zuschauer mehr im Raum. Zumindest waren alle Stühle leer, die nicht mehr so exakt in der Reihe standen, denn die Menschen hatten den Raum fluchtartig verlassen.
    Nicht aber Purdy Prentiss, Elena King und Tim Helling. Die Staatsanwältin kam mir recht verloren vor, als sie auf der Bühne stand und auf die beiden Menschen schaute, die sich umarmt hielten.
    Purdy blickte mir ins Gesicht. »Und…?«, flüsterte sie.
    Ich winkte ab. »Alles erledigt.«
    »Tot?«
    »Ja. Und was ist mit den beiden?«, fragte ich.
    Purdy musste lachen. »Du wirst es kaum glauben, die zwei sind wirklich verliebt. Ich glaube schon, dass sie in Zukunft zusammenbleiben werden.«
    »Aber Elena ist Tabeas Schwester.«
    »Unsinn, John. Das hat sie nur behauptet. Elena ist in den Bann dieser Person geraten und hat sich nicht wehren können. Du glaubst nicht, wie froh ich darüber bin.«
    Die beiden hatten mich bemerkt. Sie drehten sich jetzt um, und ihre Blicke wurden zu Fragezeichen.
    Ich gab die richtige Antwort. »Keine Sorge, Elena, Sie haben keine Schwester oder Halbschwester mehr.«
    Es vergingen einige Sekunden, bis sie antworten konnte. Und ihre Antwort bestand darin, dass sie Tim Helling in die Arme fiel.
    Es kam ja nicht oft vor, aber dieser Fall hatte nun wirklich ein Happy End gefunden. Darüber waren Purdy Prentiss und ich mehr als froh…
    ENDE
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