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1652 - Das Eiszeit-Erbe

1652 - Das Eiszeit-Erbe

Titel: 1652 - Das Eiszeit-Erbe
Autoren: Jason Dark
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an der Außenseite hinwies? Hatte man sie deshalb dort abgebildet, damit darauf vorbereitet war, was sich in der Kiste befand? Das war durchaus möglich, und West dachte noch einen Schritt weiter. Was konnte sich überhaupt in der Kiste befinden? Dies herauszufinden war nicht seine Sache, darum sollten sich andere Leute kümmern. Aber neugierig war er schon. An den anderen Seiten der Kiste gab es keine Veränderungen, da war alles normal. Es gab kein Schloss, das man hätte öffnen müssen. Wer die Kiste öffnen wollte, der musste den Deckel anheben.
    Auch darum sollten sich andere Leute kümmern.
    Gary West zog sich wieder zurück. Er musste sich erst sammeln, bevor er das Cockpit betrat. Er war ziemlich benommen, und darüber grübelte er nach. Sie befanden sich über dem offenen Meer und hatten mit dem Wetter wirklich großes Glück. Kein Sturm, keine plötzlichen Böen, es war ein ruhiger Nordlandtag, und man konnte die Umgebung fast als windstill bezeichnen.
    Über ihnen lag der Himmel wie ein riesiger Staudamm, der von einem Ende bis zum anderen mit einem dunkelblauen Wasser gefüllt war. Unter ihnen wogte das Meer, auf dessen Oberfläche sich die Eisschollen als helle Puzzleteile abzeichneten. Verfolger gab es auch keine. Andere Flugzeuge zogen ihre Routen hoch über ihnen und wirkten in der klaren Luft wie segelnde Sterne.
    Es war ein Bild, über das sich bestimmt zahlreiche Menschen gefreut hätten. Maler, Romantiker oder Personen, die die Natur liebten und einfach nur durchatmen wollten.
    Nicht so Gary West. Er war zu einem Grübler geworden und hatte keinen Blick für die Naturschönheiten.
    »Was ist mit dir?«, fragte der Pilot. Ihm war das ruhige Verhalten des Agenten aufgefallen.
    »Nichts. Warum?«
    »Du wirkst so anders.«
    »Ach ja? Wie denn?«
    Earl hob die Schultern. »So genau kann ich das auch nicht erklären. Nachdenklicher vielleicht. Oder ruhiger. Eben anders, als ich dich kenne. Was ist der Grund?«
    Gary West hatte mit dieser Frage gerechnet und hatte sich bereits mit der Antwort beschäftigt. Es stand für ihn fest, dass er auf keinen Fall die Wahrheit sagen durfte. Die würde Earl nicht verstehen, sie war zudem auch für ihn unverständlich und unbegreifbar.
    »Es gibt keinen.«
    »Meinst du?«
    West winkte ab. »Ich weiß ja, dass du mir nicht glaubst. Aber sagen wir mal so: Ich bin in einer nachdenklichen Stimmung. So etwas passiert selbst mir. Schließlich bin ich keine Maschine.«
    »Ja, ja, ein wenig Menschlichkeit können wir alle in unserem Job gut gebrauchen. Nur glaube ich dir nicht so recht. Du lässt dich nicht von der Atmosphäre draußen einfangen und du kommst mir auch nicht zufrieden vor.«
    »Bist du nebenbei Seelenklempner?«
    »Nein, aber ich habe Augen im Kopf. Du bist verändert, seit du wieder neben mir sitzt. Zuvor bist du im Laderaum gewesen und hast dort vor der Kiste gestanden und sie dir genau betrachtet. Habe ich recht?«
    »Nein, hast du nicht. Ich habe gesessen.«
    »Oder auch das. Ist egal, ich kann mir vorstellen, dass dir die Fratze auf den Geist gegangen ist. Du hast damit nichts anfangen können. Du bist überfragt. Du kannst dir nicht erklären, wer sie hinterlassen hat, aber dich hat ein ungutes Gefühl erfasst, denn das ist etwas, womit du dich noch nie beschäftigt hast.«
    »Könnte sein.«
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Dass ich richtig gelegen habe.«
    Gary West schwieg für eine Weile. Er überlegte, ob er die Wahrheit sagen sollte. Er entschloss sich dafür, mit der halben herauszurücken, und gab mit nachdenklich klingender Stimme zu, dass ihn dieser Anblick schon beeindruckt hatte.
    »Kann ich verstehen. Es ist ja auch ein Ding, in der Eiswelt plötzlich mit einer Fratze des Teufels konfrontiert zu werden. Da kann man schon nachdenklich werden und sich fragen, wer hier oben gewesen ist und dieses Andenken hinterlassen hat.«
    »Das ist es nicht mal, Earl.« Gary hatte sich entschlossen, die Wahrheit zu sagen. Das musste er einfach loswerden. »Es war ein nicht unwichtiges Detail in der Fratze. Die Augen, Earl.«
    »Bitte?«
    »Ja, die Augen.«
    »Und was ist damit gewesen?«
    Der Agent antwortete nicht sofort. Er wusste nicht, ob er sich lächerlich machte, rückte dann doch mit der Sprache heraus und sagte den einen Satz sehr schnell.
    »Ich hatte den Eindruck, als würden diese Augen leben!«
    Der Pilot hatte die Antwort genau verstanden, aber er sagte nichts. Nur um seinen Mund herum arbeitete es. Da zuckte die Haut, und die Lippen verzogen
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